Kapitel 11

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Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen und beobachtete den Raum. Es war alles sehr modern und doch richtig geschmackvoll eingerichtet - ganz und gar nicht kalt, eher gemütlich. Wenn ich die Möglichkeit hätte, ein solches Haus einzurichten, würde ich es genau so tun. Allerdings musste ich mich wohl mit meiner zwei-Zimmer-Wohnung auch die nächsten Monate auskommen, zumindest, wenn ich nicht endlich irgendwann entdeckt wurde.

''Cat?'' Julian schnipste vor meinen Augen und holte mich somit wieder in die Realität zurück. Er stellte ein Glas Cola vor mich auf den Tisch, bevor er sich auf einen Stuhl genau gegenüber von mir setzte.

''Sorry. Ich war grad nicht bei der Sache...''

''Ist schon etwas anders, wie deine Wohnung, stimmts?'' Er griff nun auch nach seinem Glas und trank einen Schluck, bevor er wieder sein Grinsen auf sein Gesicht packte.

''Du wolltest mit mir reden. Worüber?'' Ich versuchte auf ein anderes Thema zu kommen, wollte nicht sagen, dass mir sein Haus gefiele. Warum auch? Ging ihn schließlich nichts an.

Ich beobachtete, wie er sich in seinem Stuhl zurücklehnte. ''Wegen gestern Abend-''

''Bitte nicht...'' Ich fiel ihm ins Wort, wusste genau, welches Thema er ansprechen würde. Konnten mich nicht einfach alle in Ruhe lassen? Merkten sie nicht, dass es mir unangenehm war, über sowas zu reden?

''Lässt du mich mal bitte ausreden?'', keifte er, woraufhin ich schluckte. Irgendwie hatte ich gehofft, dass er sensibler wäre, keine Ahnung warum ich das von ihm erwartete - vermutlich weil mir das Bild aus dem Magazin noch immer im Kopf herum schwirrte. ''Ich wollte mich entschuldigen. Das, was ich gestern gesagt hatte, war echt nicht in Ordnung. Auch wenn es recht amüsant war. Dein Privatleben geht mich nichts an, es tut mir leid.'' Ich wendete meinen Blick von ihm ab, nicht sicher, ob ich was sagen sollte. ''Und das andere... Das, mit der Aussage über so 'ne 0815-Braut, war natürlich auch nicht so gemeint. Ich würde dich jederzeit wieder einer anderen vorziehen.'' Überrascht schaute ich wieder in seine Augen. Er würde mich immer wieder einer anderen vorziehen? Ich wollte fragen, was er damit meinte, kam allerdings nicht zu Wort. ''Bild dir darauf jetzt ja nichts ein, ich will mir nur nicht das ewige Gelaber von pinken, künstlichen Fingernägeln anhören.''

Ich grinste. War das nicht sowas wie ein Kompliment? ''Naja, ich find' solche pinken Fingernägel eigentlich gar nicht so schlecht.''

''Wag' dich ja nicht!'', meinte er, was mich nun zum Lachen brachte. Er wirkte heute irgendwie so anders. Vielleicht blendete mich auch einfach seine Entschuldigung. ''Wird die so unerreichbare Cat jetzt endlich zugänglicher?''

''Nein.'' Ich grinste und schüttelte meinen Kopf. ''Träum weiter.''

''Hast du heute eigentlich schon Fernseh geguckt?'', fragte er und stand auf. Er ging in die Küche, kramte nach irgendwas, bevor er wieder mit einer weißen Schüssel an den Tisch zurück kam. ''Chips?''

''Nein, danke.'' Ich schüttelte meinen Kopf. '' Und streng genommen ja, aber eher so um 2 Uhr... Heute morgen noch nicht. Warum?''

Er grinste, bevor er mit der weißen Schüssel in der Hand wieder aufstand und eine Geste machte, dass ich ihm folgen sollte. Etwas perplex stand ich auf und versuchte mich in dem riesigen Haus zurecht zu finden, denn Julian war schneller als gedacht und somit auch ruck zuck aus meinem Blickfeld verschwunden.

''Die Nachrichten sind voll von dir!'', rief er, was mich wieder seine Spur auffinden ließ. Nur wenige Sekunden später stand ich in seinem Wohnzimmer. Verdammt, hat der 'nen genialen Geschmack.

''Von Mir?''

''Ja, die reden kaum von mir. Fast stündlich blitzt du über den Bildschirm oder zumindest ein Bild von uns beiden.'' Der Fernseher schaltete sich ein. ''Und du hast sowas wirklich noch nie gemacht?''

''N-Nein, ich war noch nie auf solchen öffentlichen Veranstaltungen.'' Gespannt schaute ich auf den Fernseh, obwohl ich mir das nicht vorstellen konnte. Ich dachte, dass Julian mich erneut verarschen würde.

''Jedenfalls hast du alles richtig gemacht: Die Leute finden dich total interessant, niedlich. Du wirst total oft angesprochen. Wenn du so weiter machst, hast du bald das, was du wolltest.''

Ungläubig schaute ich nun von dem Bildschirm wieder zu dem jungen Mann. ''Du verarschst mich.''

Er lachte, schüttelte danach aber heftig seinen Kopf. ''Dieses Mal nicht. Wenn du mir nicht glaubst, setz dich und bleib so lange bei mir, bis du deinen Clip gesehen hast.''

''Nachher sitz' ich noch mein ganzes Leben auf deinem Sofa.'', murmelte ich.

''Vertrau mir, wenn's ums Geschäft geht, lüge ich nicht.''

Und aus irgendeinem, mir unbekanntem Grund, ließ ich mich an dem Morgen auf die Couch neben Julian fallen. Ich vertraute ihm wirklich.

Ob das so eine gute Idee war?

Black Ink (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt