Kapitel 6

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Ich zupfte an meinem dunkelblauen Kleid, während mich mein Spiegelbild genau beäugte. Meine blonden Haare sahen mit den großen Locken gar nicht mehr so langweilig aus, meine blau, grünen Augen funkelten unter dem wunderschönen Make-Up und auch die kleinen Hautunreinheiten, die mein Gesicht sonst schmückten, verschwanden gekonnt. Ich sah wundervoll aus - wie diese vielen Promis, die über tausende von roten Teppichen binnen weniger Stunden laufen mussten.

''Gefällt es Dir?'' Die Stimme der Frau trat wieder in den Vordergrund und riss mich von dem Spiegel weg.

''Es ist wundervoll, ich danke Ihnen so unglaublich. Alleine hätte ich das so niemals hinbekommen.'', meinte ich und griff nach meiner Handtasche, in der mein Geldbeutel versteckt war. Ich hoffte, dass mein Geld reichen würde. ''Wie viel macht das?''

Ein Lachen hatte sich auf ihrem Gesicht gebildet, als ich versuchte die Scheine irgendwie mehr werden zu lassen. Ich spürte, wie mir kleine Schweißperlen auf der Stirn standen. Mein Geld reichte definitiv nicht aus. ''Ach Kindchen.'' Sie griff nach ihrem Make-Up und tupfte mir wieder kurz über die Stirn. ''Das wurde schon alles bezahlt.''

''Was?''

''Dein Freund hat alles übernommen. Hast Du echt einen tollen Fang gemacht, lass ihn ja nicht gehen.'', antwortete sie, bevor sie nach ihrer Jack griff. ''Ich hoffe ich hab Dich nicht enttäuscht und wir sehen uns ein weiteres Mal.'' Sie lächelte, als sie durch die Tür in den Hausflur verschwand, bevor sie die Tür wieder in ihr Schloss fallen ließ.

Er hatte sich schon als mein Freund vorgestellt, schön zu wissen.


***


Ein Klingeln an meiner Wohnungstür ließ mich zusammenzucken. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es mittlerweile zwanzig vor neun war. Er war pünktlich.

Seufzend stand ich von meinem Stuhl auf und öffnete zum zweiten Mal an diesem Tag einer völlig unbekannten Person die Tür.

''Frau Benett?'' Verwirrt beobachtete ich den älteren Mann vor mir, der mit seinem feinen, schwarzen Anzug überhaupt nicht in diese Wohngegend passte.

''Ja?''

''Herr Draxler hat mich gebeten Sie abholen zu kommen. Sind Sie fertig?'' Er ist sich also auch noch zu fein, um mich persönlich abholen zu kommen. Ich sag's ja: Eingebildeter Fußballstar. Und ich musste so tun, als würde ich ihn über alles lieben. Igitt.

''Ja, bin fertig.'' Ich griff nach meiner Handtasche und schloss die Tür hinter mir. Wirklich ziemlich genervt verfolgte ich den Mann die ganzen Treppen nach unten, bis auf den Parkplatz. Ich staunte nicht schlecht, als ich bemerkte, mit welchem Auto ich abgeholt wurde.

''Woah, was?'' Ein Ausdruck von Überraschung kam aus meinem Mund, woraufhin der gut gekleidete Mann ein herzliches Lachen lachte.

''Sie haben wirklich noch nicht viel mit dieser Branche zu tun gehabt, wie Herr Draxler meinte.'' Ich bin mittlerweile stehen geblieben und beobachtete das Auto. ''Sind Sie nervös?''

Mein Blick wanderte nun wieder zu dem Mann vor mir. ''Sollte ich?''

''Nein, nein. Ihr Freund wird Ihnen schon sagen, was sie zu tun haben. Aber noch ein Tipp von mir: Versuchen Sie vorerst Interviews aus dem Weg zu gehen, Kopf hoch und strahlen! Die Medien können sonst ziemlich unangenehm werden, vorallem, wenn man noch sehr unerfahren ist.''

Ich schluckte und nickte kurz. Mein erster öffentlicher Auftritt an der Seite meines neuen Freundes stand kurz bevor. Normalerweise würde ich sagen, dass es mich eher weniger interessierte, dass ich das mit links schaffte, aber hierbei ging es nicht um mich alleine. Es ging zudem auch um Julian Draxler. Ich durfte sein Image nicht zerstören.

Das alles erforderte nun höchste Disziplin. Ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde, ich hätte keine Angst.

Ich hatte große Angst.


Black Ink (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt