Kapitel 35

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Als ich den Raum betrat hielt mir Julian sofort eine Tasse entgegen und grinste. Kurz danach kam er zu mir und spitzte die Lippen, was mich zum Lachen brachte. ''Doch nicht.'' Julian stieg in mein Lachen ein und pikste mir in die Seite. Er hatte sich mittlerweile auch umgezogen und beobachtete mich trotzdem noch aus den verschlafenen Augen, wie ich aus meiner Kaffeetasse trank. Mein Blick wanderte zur Uhr, es war kurz vor 10. ''Steht dein Angebot noch?''

Er lächelte und nickte, bevor er seine Tasse in den Geschirrspüler stellte. Meine folgte nur wenige Augenblicke später. Ich lief nochmal hoch in das Schlafzimmer, griff nach meiner Jacke und nach meiner Tasche und rannte dann wieder die Treppe nach unten, wo auch schon Julian auf mich wartete.


***


Die Uni verlief heute Recht problemlos. Nach zwei Stunden konnte ich das große Gebäude verlassen und wenn ich das gewusst hätte, wäre ich heute morgen sicherlich noch zusammen mit Julian auf der Couch liegen geblieben. Ich schaffte es noch gerade so zu meinem Bus, der mich an die Bushaltestelle bringen würde, von der aus ich nach Hause zu Julian laufen konnte. Julian schrieb mir während der Fahrt, dass er sich auf mich freute, was mein Herz einen Hüpfer machen ließ.

Nach fast 20 Minuten hüpfte ich aus dem Bus und ging die restliche Strecke zu Fuß. Es war wirklich schon recht kalt geworden, weswegen ich mir meine Jacke bis oben zuzog. Der kalte Wind blies mir um die Ohren, weswegen mir ein Pferdeschwanz doch nicht mehr so vorteilhaft erschien. Halb erfroren kam ich endlich am Haus von Julian an und klingelte. Ich musste gar nicht lange warten, bis das Tor automatisch geöffnet wurde und sich wieder schloss, nachdem ich durch es gegangen war. An diese Sicherheitsanlage musste ich mich definitiv erst gewöhnen.

Nur einige Momente später stand ich vor der Haustür, in der Julian schon stand und grinsend auf mich wartete. ''Und? Wie war's?'' Ich ging an ihm vorbei und streifte mir meine Schuhe von den Füßen, danach hing ich meine Jacke an die Garderobe.

''Ganz in Ordnung, aber für die zwei Stunden hätte ich wirklich nicht aus dem Haus gebraucht... Wir hatten nur so 'ne Vertretung, der wir ewig lang erklären mussten, wo wir stehen geblieben waren.'' Ich zuckte mit meinen Schultern und versteckte meine kalten Hände unter dem Pullover.

''Dir ist kalt.'', meinte er und ging gar nicht weiter auf meine Sätze ein, griff lieber nach meinen Händen und versuchte sie zwischen seinen aufzuwärmen. ''Brauchst du irgendwas?'' Ich zog meine Augenbraue hoch und beobachtete den jungen Mann vor mir. Was war in ihn gefahren?

''Ok, jetzt mal im Ernst: Wer bist du und was hast du mit Julian gemacht?''

Er lächelte mich etwas unsicher an. ''Ich mach mir immer noch Vorwürfe wegen gestern.''

''Brauchst du nicht, das ist vollkommen ok. Ich glaub ich hätte auch so reagiert, wenn irgendein Mädchen sowas von dir behaupten würde.'', antwortete ich, woraufhin er aber nur mit seinem Kopf schüttelte.

''Ich hätte dir von Anfang an glauben sollen. Du hättest mir deine Geschichte gar nicht erzählen brauchen, geht mich ja auch nichts an.''

''Juliannnn.'', jammerte ich. ''Das ist wirklich alles nur halb so schlimm.''

''Ich frage mich aber seit dem, woher der Unbekannte das alles weiß... Der Gedanke daran, dass dich jemand so beobachtet, dass er so ziemlich alles weiß, macht mich verrückt. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass dich jemand bei Sachen beobachtet hat, die diese Person einfach nichts angehen. Ich meine, er ist 'n Kerl, wenn er uns bei du weißt schon was gesehen hat, bin ich wohl die letzte Person, die er sich angeschaut hat. Seine Aufmerksamkeit galt allein dir.'' Ich spürte, wie sich meine Wangen rot färbten. ''Wenn ich erwische, wer das war. Ich kann dir nicht versprechen, dass er wieder so glimpflich davon kommt.''


Black Ink (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt