Kapitel 27

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Die nächsten Wochen verliefen ruhig. Julian und ich trafen uns immer wieder, ich hielt mich aber vorerst aus der Öffentlichkeit raus, Tess und ich hatten endlich wieder mehr Zeit für Mädelsabende und zu guter Letzte: Lena Gercke und ich hatten Kontakt zueinander. Der Termin für dieses Shooting stand bevor. Endlich. Zwar hatte ich die letzten Tage auch wirkliche Zweifel gehabt, ob ich das wirklich durchziehen wollte, empfand es letztendlich doch als richtigen Weg.

Ich saß schon eine halbe Stunde lang, bevor mich Lena und Julian abholen wollten, fertig auf meinem Sofa im Wohnzimmer und versuchte meine Nerven zu beruhigen. Von dem heutigen Termin hing mein komplettes Leben ab, meine komplette Laufbahn und es entschied sich zumindest zum Teil, ob diese Beziehung mit Julian wirklich zum Erfolg führte. Natürlich waren von den 14 Monaten gerade erst fast 2 Monate vorbei und Julian würde auch nicht aufgeben, mich irgendwo unterzubringen, aber wenn ich bei diesem Termin heute abgelehnt werden würde, wäre das auch ein erheblicher Knacks an meinem Selbstbewusstsein.

Als es dann endlich an meiner Wohnungstür klingelte, sprang ich von meinem Sofa, schnappte meine Tasche und huschte die Treppen hinunter bis auf den Vorhof. Dort empfing mich Julian mit einem Grinsen, das ich sofort erwiderte und ihm in die Arme sprang. Nein, wir waren nicht zusammen, aber unsere Begrüßungen und unsere Verabschiedungen wurden eben von Zeit zu Zeit inniger. Gerade war es soweit, dass wir uns umarmten. Seit unserer gemeinsamen Nacht hatten wir uns auch nicht mehr geküsst, wir hatten nicht einmal ein Wort daran verloren, was ich alles aber gar nicht so schlimm fand. Ich redete mir ein, dass Julian einfühlsamer geworden war und mich deswegen in Frieden ließ.

''Bist du nervös?'', fragte mich Lena, als sie neben uns trat.

''Na ja, es hält sich in Grenzen.'', antwortete ich und lächelte schwach.

''Naaa, im Lügen bist du wohl noch nicht so gut.'', lachte Julian und griff nach meiner Hand, die zitterte, als wäre mir total kalt. Warm war es allerdings auch nicht mehr, es war Anfang September. Julian hatte in etwas mehr als zwei Wochen Geburtstag und ich musste mir wirklich langsam Gedanken um ein Geschenk machen, denn in solchen Sachen war ich wirklich nicht die Kreativste.

Ich stieg mit Julian zusammen in den hinteren Teil des Autos, während sich Lena auf den Beifahrersitz fallen ließ. Am Steuer saß ein Mann im Anzug, ich schätzte, es war wieder ein Chauffeur. ''Cat, du musst nicht nervös sein. Ich habe schon mit Timon, also dem Fotografen, gesprochen und er meinte, dass er mir vollkommen vertrauen würde und wirklich, ich find' dich nahezu perfekt. Perfekt für den Job als Model. Timon wird das genau so sehen, sei nicht so angespannt, mach dich locker, das bringt auch etwas Professionalität mit sich und wirft direkt ein gutes Licht auf dich.'' Lena lächelte mich durch den Spiegel an, sie schien sich genau in meine Lage versetzen zu können, was natürlich auch verständlich war, denn sie war oft genug in der selben Situation, wie ich, schätzte ich. Sie hatte bestimmt auch oft ihre Zweifel an sich selbst, bis sich das alles dann endlich mal gelegt hatte. Jeder hatte nun mal seine Problemzonen: Auch die hübschesten Models.

Als das Auto nach einer viel zu kurzen Fahrt, wie ich fand, anhielt, war ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch, versuchte mir aber nichts anmerken zulassen, stieg normal aus dem Auto und zupfte an der schwarzen Jeans und an meinem großen grauen Wollpullover. ''Du siehst toll aus, mach dir keine Sorgen.'' Plötzlich hatte sich Julian wieder zu mir gesellt und flüsterte mir ins Ohr. Sein warmer Atem prallte gegen meinen Nacken, was eine wohlige Wärme in mir auslöste. Auch das noch.

Ich lächelte ihn kurz an und griff nach seiner Hand, damit ich mich wenigstens etwas sicherer fühlte. Ich konnte mir nicht vorstellen warum, aber er strahlte überall, an jedem Ort, eine Art Sicherheit aus. Er konnte mich beruhigen, selbst in den größten Stresssituationen, wie eben jetzt gerade.

Julian und ich gingen stets hinter Lena, ließen sie reden, als sie fragte, wo wir hin mussten und nach - sage und schreibe - 20 Minuten standen wir endlich in einem großen, hellen Raum. Viele Scheinwerfer brachten zusätzlich zu dem Tageslicht noch mehr Helligkeit in den Raum und ließen selbst das dunkelste Schwarz heller wirken.

Es war genau so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte.

Black Ink (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt