Kapitel 20

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Ich stand dort eine gefühlte Ewigkeit und schaute mir das Kärtchen an. Den Text las ich mir immer wieder durch, bis ich erst Mal begriff, was das alles bedeutete. Philipp hatte sich wieder bei mir gemeldet. Er hatte sich entschuldigt und wollte wieder Kontakt mit mir?

Mein Herz schlug mir bis zu meinem Hals, während vereinzelte Tränen in meinen Augen standen. Ich dachte ich hatte ihn verloren, würde ihn nie wieder sehen, nie wieder was von ihm hören. Im Grunde hatte ich mich auch gegen jegliche Erinnerung gesträubt, denn sein plötzliches Verschwinden und der Kontaktabbruch taten mir selbst nach diesen knappen vier Jahren immer noch weh, aber den Text von ihm in meiner Hand zu halten und zu wissen, dass er sich an mich erinnerte, mich nicht vergessen hatte, stellte das alles eher in den Hintergrund.

Unsicher versuchte ich mein Handy aus meiner Hosentasche zu angeln. Ich wollte mir zumindest die Nummer abspeichern, ob ich ihm antworten sollte, wusste ich ehrlich gesagt noch nicht. Ich wusste auch gar nicht, was ich ihm überhaupt schreiben sollte. Es war alles noch viel zu unreal für mich.


***


''NO WAY!'', schrie meine beste Freundin in ihr Handy, was mich zusammenzucken ließ. ''Das ist nicht dein Ernst.''

''Doch, die Karte liegt hier. Ich kann dir nachher, wenn du willst, ein Bild schicken.''

''Was? Nein! Ich will den Dreck von diesem Schwein nicht lesen. Schmeiß' das weg, der hat es nicht verdient, dass du auch nur einen Gedanken daran verschwendest ihm zu antworten. Philipp ist widerlich.''

Ich schnaubte. Mir hätte klar sein müssen, dass Tess so reagieren würde. Sie war immerhin auch diejenige, die mich nach dem Verschwinden seinerseits getröstet hatte. Damals hätte sie am Liebsten irgendwelche Privatdetektive auf ihn gehetzt, um ihn ausfindig machen zu lassen und ihm den Kopf umdrehen zu können, allerdings konnte ich sie von dem irren Plan abbringen, in dem ich mit ihr zusammen alle Bilder oder Gegenstände, die ich mit Philipp verband, verbrannte. ''Tess, was er geschrieben hat ist aber total lieb, ich kann das nicht einfach so nicht beantworten...''

''Doch, du kannst! Der Typ tut dir nur noch Mal weh-''

''So, wie es Luca bei dir macht?'' Ich unterbrach sie, woraufhin sie schwieg. ''Ich will zu eurer Beziehung nichts mehr sagen, aber du hast dich meinem Tipp auch widersetzt. Klar, du liebst ihn und so, aber auf irgendeine verrückte Art und Weise habe ich Philipp damals auch geliebt - zwar nicht wie so 'n verrücktes Teenie-Pärchen, aber er war mir wirklich wichtig. Tess, er hat mir weh getan, aber das ist vier Jahre her. Ich kann ihm das nicht immer übel nehmen, vor allem nicht nach einer solchen Entschuldigung. Eine zweite Chance hat jeder verdient. Jeder, selbst das größte Arsch auf dem Planeten.''

''Also gut, mach, was du nicht lassen kannst, aber wenn das alles nach hinten los geht, darf ich ihn umbringen.'' Ich lachte. Ja, dann hatte ich absolut nichts dagegen einzuwenden. Wenn er mir nochmal so krass weh tun würde, würde ich ihn allerdings wahrscheinlich selbst umbringen wollen. ''Sag mal, wie läuft's eigentlich bei Julian und dir? Du hast dich ja kaum mehr bei mir gemeldet.''

''Wie so eine gestellte Beziehung eben ist: Wir hängen in der Öffentlichkeit aufeinander und gehen uns privat aus dem Weg.'', antwortete ich.

''Du warst doch letztens bei ihm.'', warf sie ein.

''Ja, heute auch wieder, aber wir besprechen da nur geschäftliche Sachen. Apropos: Ich hab mit Lena Gercke gesprochen!''

''Wie bitte?'' Ihr Stimme war etwas zu hoch, was mich zum Kichern brachte. ''Mit DER Lena Gercke? Model? Freundin von Sami Khedira?''

''Genau. Das alles hat Julian eingefädelt, er meinte, so würde ich mein Ziel schneller erreichen. Ich glaub er will mich loswerden, ups. Jedenfalls hab ich in drei Wochen ein Treffen mit Lena, bei so einem Shooting. Sie meinte, dass der Fotograf immer neue Gesichter sucht und darin womöglich meine Chance bestehen würde.''

''DAS ist unglaublich, Cat.'', quiekte sie aufgeregt. ''Halt mich bitte auf dem Laufenden. MEINE BESTE FREUNDIN WIRD MODEL!!!''

''Nein, das hat noch gar nicht zu bedeuten, dass das klappt, Tess.''

''Halt die Klappe! Ich muss jetzt noch ein bisschen was für die Arbeit tun: Wir hören uns?'' Ich hörte, wie sie in irgendwas kramte. Ich tippte auf Papierstapel. Sie fluchte kurz, bevor sie sich bei mir entschuldigte und letztendlich auflegte, ohne mich noch zu Wort kommen zulassen.

Black Ink (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt