Kapitel 15

1.1K 51 0
                                    

Montag. Wie ich dieses kleine Wort hasste. Es konnte mir den kompletten Tag vermiesen. Nicht nur, weil es der Anfang einer ewig langen Woche war, nein, ich hatte jeden Montag das Glück einer Person zu begegnen, der ich so einige miese Sachen in meinem Leben zu verdanken hatte.

Mit Musik in meinem Ohr ließ ich mich auf die Bank der Bushaltestelle fallen. Es war noch recht früh am Morgen, weswegen die Sonne erst langsam am Himmel aufblitzte. Einige Autos fuhren die lange Straße entlang, zur Arbeit oder zur Schule, und ab und zu kamen mir auch Fußgänger entgegen, die mit ihrem Hund einen morgendlichen Spaziergang machten. Es wunderte mich immer wieder, wie man so früh am Morgen schon so fit sein konnte, dass man einen einigermaßen langen Spaziergang machen konnte. Ich persönlich empfand es schon als eine Quälerei von meinem Bett aus in die Küche zu gehen.

''Hallo Cat!'' Ich wendete meinen Blick von der Straße ab, um in das Gesicht der Person zu schauen, wegen der ich jeden Montag, regelmäßig, Aggressionen bekam.

''Dustin.'' Ich schnaubte, als er sich neben mich auf die Bank fallen ließ und sich eine Zigarette anzündete. Bewusst provokant pustete er mir immer wieder den widerlichen Qualm in mein Gesicht.

''Hab' da so einiges über dich gehört am Wochenende, mein ich.'', meinte er. ''Wirklich, es war nicht schön, dich fast auf jedem Programm über den Bildschirm flimmern zu sehen''

Ich zuckte mir den Schultern und wartete nur darauf, dass er eine Beleidigung gegenüber mir loswerden würde. Seit einem halben Jahr musste ich mir sein unsinniges Gelaber anhören und wusste nicht Mal warum. Irgendwann hat er damit angefangen, war anfangs sogar noch nett, wurde dann aber von Woche zu Woche immer dreister, bis er es sich schließlich zum Hobby machte, meinen Montag zu versüßen. Die ersten Wochen hatte mir das alles sehr zugesetzt, ich hatte mich geweigert Montags in die Uni zu gehen, hatte mich zu Hause verkrümelt, bis mir klar wurde, dass das nur eine unsinnige Teenager-Methode war und ich die Attacken nur verstärkte. Ich, als fast 20 Jährige, war definitiv zu alt für ein solches Versteckspiel.

''Hörst du mir überhaupt zu?'' Seine herablassende Stimme jagte immer wieder aufs Neue eine Gänsehaut auf meinen Körper, auch wenn ich mich schon längst daran gewöhnt hatte.

''Nein, ich hör Musik.''

''Uhuh, bist ganz schön mutig geworden durch die ganze Aufmerksamkeit.'' Ich stand von meinem Platz auf, zum Einen, weil ich mehr Abstand zu ihm gewinnen wollte, und zum Anderen, weil mein Bus gerade um die Ecke kam. Dort war ich wenigstens einigermaßen sicher. Dustin würde zwar auch einsteigen, aber ich setzte mich immer ziemlich weit nach vorne oder in die Nähe von Leuten, während sich Dustin zu seinen obercoolen Freunden nach ganz hinten verkroch. Dienstags bis Freitags traf ich ihn morgens nie an. Keine Ahnung wieso, vielleicht nahm er einen späteren Bus oder konnte zu Hause bleiben. Ich tippte auf letzteres, denn einen Job hatte er nicht, das hatte ich mittlerweile mitbekommen.

Als der große, schwarz/weiße Bus an der Haltestelle zum Stehen kam, war ich innerhalb von nur wenigen Sekunden eingestiegen und ließ mich auf eine Sitzreihe genau vor einem etwas älteren Ehepaar fallen. Dustin ging nur einige Sekunden später an mir vorbei. Ich wusste, dass selbst er die Worte, die er gegenüber mir verwendete, vor älteren Leuten nie aussprechen würde. Vor ihnen hatte er noch Respekt - was aber auch so ziemlich die einzige Altersgruppe war.

Völlig fertig ließ ich meine Tasche auf den freien Sitzplatz neben mir fallen, bevor ich es mir irgendwie versuchte gemütlich zu machen. Ich war kein Morgenmensch, vor allem nicht, wenn ich kaum Schlaf gefunden hatte. An solchen Tagen versuchte ich wenigstens die 45 Minuten bis zur Uni noch mit schlafen zu überbrücken. Doch irgendwie schien mir das an diesem Tag nicht vergönnt zu sein: Nur kurze Zeit später ging eine Nachricht ein, von einer unbekannten Nummer. Mir hätte eigentlich schon klar sein müssen, von wem sie war, dennoch öffnete ich ziemlich verwirrt und neugierig die Nachricht auf WhatsApp. Mir fiel sofort das Profilbild der Person auf. Wenn man Julian so sah, konnte man gar nicht glauben, was für ein Arschloch er doch sein konnte. Nachdem ich das Profilbild genau begutachtet hatte, wendete sich meine Aufmerksamkeit dem kleinen Text zu.

Hi Cat. Ich hoffe du hast gut geschlafen? Wollte dir nur mal eben viel Spaß in der Uni wünschen:) Und dir sagen, dass heute Mittag um 3 Uhr Training ist. Kommst du um mich anzufeuern?:b

Ich grinste. Er konnte auf der anderen Seite aber auch wieder total niedlich sein. Ich meine: Er hatte wirklich gefragt, ob ich gut geschlafen hatte. Für andere war das ein stinknormaler Satz, aber für Julian schien mir das doch sehr außergewöhnlich.

Black Ink (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt