Kapitel 4

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Verwirrt ließ ich mich mit zerren. Eigentlich total bescheuert von mir, der könnte ja irgendein Perverser sein, dennoch stand ich wie unter Hypnose. Blamage?! Was für eine Blamage, bitte?

''Oh, ach wirklich? Auch Frauen kennen sich mit Fußball aus!'', keifte ich und rammte meine Fersen in den Kies, der auf dem Parkplatz verstreut war. Nur wenige Momente später blieb er stehen und ich war fast etwas stolz auf mich, dass ich diesen riesigen Kerl in seiner Bewegung gestoppt hatte, doch auch nur wenig später bemerkte ich, dass wir vor einem Auto standen - seinem Auto. ''Was bist du 'n bitte für einer? Nein!''

''Wie nein?'' Mit einer halben Drehung hatte er es geschafft sich so zu drehen, dass er mir nun genau in meine Augen schauen konnte. In der großen, schwarzen Sonnenbrille spiegelten sich meine langweiligen, blonden Haare und meine - wie ich fand - viel zu große Nase wieder. Angestrengt versuchte ich das Bild von mir bei Seite zu schieben und auf sein Gesicht zu achten, dass mittlerweile ein fettes Grinsen schmückte.

''Wenn du jetzt erwartest, dass ich mit dir in das Auto steige, wir zu deiner Wohnung fahren und du von mir verlangst, dass ich mich ausgiebig bei dir bedanke, dann kannst du darauf lange warten.'' Ich fischte in meiner Hosentasche nach meinem Handy, entsperrte es schnellstmöglich und legte mir eine Notfallnummer zurecht, die ich anrufen konnte, wenn er mich verfolgen würde. Ich wollte wegrennen, an ihm vorbei, in irgendeine Menschenmenge, doch falls ich keine finden würde, brauchte ich unbedingt jemanden, den ich um Hilfe beten konnte - Tess. ''Du hättest mich auch gar nicht retten brauchen, ich weiß mehr über Fußball, als man mir vielleicht ansieht.''

Der Fremde gluckste, als ich mich zwischen den ganzen geparkten Autos hindurch zwängte. ''Lieblingsverein?''

''Wie bitte?''

''Na, welchen Klub magst du?'', fragte er, sein Grinsen verschwand keine Sekunde aus seinem Gesicht.

''Dortmund.'', meinte ich sicher. Obwohl - ich bin ehrlich. Ich habe noch nie wirklich ein Fußballspiel zu Ende geschaut, außer vielleicht Länderspiele der deutschen Mannschaft. Allerdings war mein Vater begeisterter Dortmund-Fan und hatte genug Fanartikel, dass, wenn der Mann auf die Idee kommen würde, mich stalken zu wollen, es tatsächlich so aussehen könnte, dass selbst mein Herz für Dortmund schlagen würde. Ja, in Sachen von Lügengeschichten konnte mir kaum einer was vor machen.

''Daran müssen wir unbedingt was ändern.''

''Wir müssen schon mal gar nichts, und überhaupt hat dich mein Geschmack in solch einer Hinsicht gar nicht zu interessieren.'', maulte ich und funkelte ihn an. Er war mir definitiv zu neugierig, zu selbstbewusst und selbstsicher. Ih.

''Ich persönlich mag ja Schalke mehr.'', antwortete der Unbekannte locker. Er hatte die Hoffnung auf ein Gespräch zwischen uns wohl noch nicht aufgegeben - im Gegensatz zu mir. Ich hatte mich schon abgewandt und mich auf meine Fluchtmöglichkeit vorbereitet.

''Interessiert mich nicht.'' Mittlerweile entfernte ich mich immer weiter von der unsympathischen Nervensäge, dennoch war ich in Sicht- und Hörweite. Mein Blick war auf mein Handy gerichtet, auf dem ich versuchte irgendeine verständliche Nachricht an Tess zu schreiben, während ich aufpassen musste nicht gegen ein parkendes Auto zu laufen.

''Sollte es dich aber.'' Ich zuckte zusammen, als ich die Präsens der Person einige Zentimeter neben mir spürte. ''Immerhin sind wir jetzt sowas wie Freund und Freundin.''

Black Ink (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt