Kapitel 4 - Sie ist sich dessen nicht bewusst -

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Am nächsten Morgen scheint die Sonne direkt durch das Schlafzimmerfenster. Anne stöhnt über das Licht, das ihren Schlaf stört. Selbst mit geschlossenen Augen liegt das helle Licht schwer auf ihren Augenlidern.

Sie kann jetzt endlich die Energie aufbringen, die Decke beiseite zu schieben, um aus dem Bett zu kommen und sich verschlafen ankleidet. Sie zieht ihre kurzen Haare zu zwei Zöpfen zusammen.

Nachdem sie ihr Tageskleid angezogen hat, setzt sie sich auf ihr Bett und zieht die Decke um ihre Schultern. Sie schaut nur aus dem Fenster, fasziniert von den sichtbaren Lichtstrahlen, die in den Raum scheinen. Sie beobachtet, wie das Licht durch die Schatten tanzt und sein leuchten in die Dunkelheit bringt. Ein unfairer Kampf, denkt sie, denn die Dunkelheit kann im Kampf gegen das Licht niemals gewinnen.

"Anne?" Mary ruft, ihre Stimme dringt die Treppe hinauf in Annes geliehendes Zimmer. "Ich habe Frühstück gemacht, falls du etwas möchtest".

Anne schlendert hinunter in die Küche. Sie sitzt mit Mary am Tisch  und isst ihr köstliches Frühstück, zusammen mit einer Tasse Tee. "Also Anne, erzähl mir von dir. Ich meine, ich habe schon viel von dir gehört, aber ich würde es gerne von dir hören". Annes Augenbrauen ziehen sich zusammen, "Bash redet über mich?"

Mary lacht auf eine weise, die sagt: "Oh, du bist aber süß". Mary nippt an ihrem Tee, bevor sie sagt: "Nicht Bash".
Anne sitzt eine Sekunde lang da, bevor es ihr dämmert: " Glauben sie, Mary, was Gilbert über mich zu sagen hat, bin ich sicher, ist nichts davon wahr".

"Du bist also kein süßes Waisenmädchen? Und du bist nicht eines der klügsten Kinder im Schulhaus? Und du bist nicht einer der nettesten Menschen, die Gilbert je getroffen hat?"

"Ich bin kein süßes Waisenmädchen, ich wurde adoptiert. Und ich bin die klügste im Schulhaus aber ob das letzte stimmt, weiß ich nicht" sagt sie leise.
Mary sieht sie lächelnd an. Bash kommt herein, "Hallo, meine Liebe, Miss Anne. Wie geht es euch an den schönen morgen?"

Die beiden Frauen lächeln ihn an und antworten, dass es ihnen gut gehe. Anne steht auf und spürt schnell ihr Geschirr ab. "Tut mir leid, ich muss nach Green Gables gehen und sicherstellen, dass Jerry nicht die Scheune niedergebrannt oder vergessen hat, die Pferde zu Füttern".
Gilbert tritt in die Küche, "Anne, du gehst? Ich kann dich begleiten".

Anne sieht zu ihm auf und kämpft gegen ein erröten an, "Nein, nein, ich schaffe es ganz gut alleine, danke!" Und drängt sich an ihm zur Tür hinaus.
Als Anne und Gilbert beide die Küche verlassen haben, umarmt Mary Bash und flüstert ihm zu: " Du hattest Recht mit den beiden".

____

Anstatt direkt nach Green Gables zu laufen, geht Anne zu dem alten Treffpunkt, wo früher das alte Clubhaus stand.
Nach ein paar Minuten dort, hört sie jemanden durch den Wald auf sie zu laufen.

Sie fängt an zu reden, als Ruby durch die Bäume stürzt. "Ruby! Was machst du hier?" Gleichzeitig sagt Ruby: "Anne! Ich hatte gehofft, ich würde dich hier finden!"

Anne fragt überrascht: "Geht es dir gut? Brauchst du was?"
Ruby schüttelt den Kopf und schnappt nach Luft. "Ich habe gerade- ich habe gerade gehört, dass du- du für eine woche bei Gilbert bleibst" sie beugt sich ein wenig vor, damit die Luft besser in ihre Lungen strömen kann. "Ist es wahr?"

Anne rollt mit den Augen und stöhnt ein "ja". Ruby fängt an zu quietschen "Da du so viel Zeit mit ihm verbringen wirst, denkst du, du hättest Zeit, ihn nach mir zu fragen?"

Anne steht eine Sekunde lang da, die Hände in die Hüften gestemmt, blinzelt das blonde Mädchen an und versucht, sich zusammen zu reimen, was sie gerade gesagt hat.

"Ich meine...", sagt sie, "ich denke schon" Ruby quietscht noch einmal, "Danke! Danke! Danke!" Sie umarmt Anne und springt auf und ab.
"Okay, ich muss gehen, wir sehen uns, Anne" sagt sie und rennt in die entgegengesetzte Richtung.

Anne drückt eine große Menge Luft aus ihren Lungen, "Okay". Dann dreht sie sich um und fährt in Richtung Green Gables. Der Schnee klebt an ihren pirschen und macht sie kalt und nass.

Schließlich erreicht sie ihr geliebtes zu Hause, die kalte Luft knirscht bei jedem Atemzug in ihrer Lunge, ihre Finger fühlen sich nicht mehr wie ihre eigenen Glieder an und ihr Kopf schmerzt von der kalten Luft, die durch ihren Körper zirkuliert.

Sie sieht eine Bewegung im Schuppen und rennt darauf zu. "Hey Jerry!" Ruft sie, "Anne! Was machst du hier?"
Anne zuckt mit den Schultern, "Ich wollte nur sichergehen, dass du keines der Pferde tötest" sagt sie und streichelt Belle sanft, "Ha ha, sehr lustig" sagt er und murmelt dann: "Du vertraust mir nicht, ich muss sagen, ich bin beleidigt".

Anne sieht ihn verwirrt an. "Hast du Eier bekommen?"
Jerry nickt in Richtung eines Korbes. "Sie sind da drin. Meine Familie wird nicht in der Lage sein, sie alle zu bezahlen, meinst du, du könntest ein paar mitnehmen, wenn du gehst?"

Anne nimmt den Korb und zählt die Hälfte ab. "Natürlich kann ich das, ich bin sicher, Mary wird es lieben, ein paar zusätzliche Eier zu haben".

Jerry lächelt und wackelt mit den Augenbrauen, "oh, la la".
Anne starrt ihn nur an und geht zurück zu ihrem geliehenden zu Hause.

Close Proximity -Anne With An E- German Version Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt