Kapitel 9 - Ein weiterer Regentag -

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Den Rest des Tages versucht Anne ihr bestes, so zu tun, als hätte sich zwischen ihr und Gilbert nichts geändert. Aber die Male als Gilberts Hand kurz ihre berührte oder er eine Haarsträhne aus ihren Wimpern strich, konnte sie nicht atmen.

Anne und Gilbert gehen durch den Wald spazieren und unterhalten sich geistesabwesend. Während sie gehen, streifen ihre Hände weiter aneinander, schließlich nimmt Gilbert einfach ihre Hand in seine, was dazu führt, dass ihr Herz und ihre Atmung vollständig aussetzt und ihre Kehle plötzlich ausgetrocknet scheint.

Der Schnee hat aufgrund der Regenfälle, der Vornacht, zu schmelzen begonnen. Die Welt bereitet sich auf den Frühling vor. Anne versucht, sich von ihren und Gilberts Fingern abzulenken, indem sie das letzte Eis bestaunt, das an den Bäumen festgefroren ist, und die Blätter, die den Waldboden bedecken.

Gilbert schlägt sich innerlich dafür, dass er so offen ist, aber er bewegt sich nicht, um ihre Hand los zu lassen. Der Himmel beschließt, unbekannte Wassermengen aus zuschütten und dort weiterzumachen, wo er in der Nacht zuvor aufgehört hatte.

Anne zieht ihren Hut weiter nach unten über die Ohren. Gilbert sieht sie durch den Regen an, er nickt mit dem kopf in die Richtung, aus der sie gekommen sind. "Sollen wir zurück gehen?"

Anne nickt und lacht leise. Ihr dunkles Haar klebt an ihrer nassen Stirn und Wassertropfen tropfen von ihrem Scheitel. Gilbert tritt näher, streicht das Haar aus ihrem Gesicht und lässt seine Finger verweilen.

Anne sieht ihm in die Augen, ihre Gedanken rasen, wird er mich küssen? Sie erinnert sich an eine Zeit, als sie mit all ihren Schulfreunden in ihrem Zimmer war und über das Küssen sprachen: "Warum muss das Mädchen auf den Jungen warten?" Sie hatte gefragt: "Wenn ihh einen Jungen küssen wollte, könnte ich ihn dann nicht einfach...Küssen?"

Alle anderen Mädchen hatten nein gesagt, das sei unanständig, du musst auf den jungen warten.
Also sitzt sie und wartet darauf, das er sich bewegt.

Gilbert hat Anne immer als ein Mädchen gesehen, das sagt und tut, was sie will. Wenn sie ihn also nicht küsst, geht er davon aus, dass sie es nicht will.

Niedergeschlagen wenden sich die beiden, wieder dem Haus zu. Allerdings ließ keiner der beiden, die Hand des anderen los.

Als sie wieder unter den Schutz des Daches kommen, lacht Anne und zieht ihren Mantel aus. "Nun, dieser Platzregen kam aus dem nichts".

Gilbert nickt und späht aus dem Fenster, "Es hat letzte Nacht stundenlang geregnet, wie kann der Himmel noch so viel Regen angeben?" Anne steht hinter ihm, schaut ihm über die Schulter und lässt sein Herz höher schlagen.
Sie lacht atemlos: "Das ist ein Rätsel".

Gilbert dreht den Kopf, ihre Nasen berühren sich fast, Anne lächelt: "Ich habe schon immer Regen geliebt, der Gedanke daran, das die Welt gereinigt wird"
Gilbert dreht sich um, so dass er Anne vollständig gegenüber steht. Er hebt seine Augenbraue: "Soweit ich mich erinnere, hattest du Angst, letzte Nacht".

Anne verdreht die Augen, "Vom Donner, nicht vom Regen".
Gilbert lacht: "Richtig, tut mir leid". Anne sieht ihm in die Augen und fühlt sich, als hätte seine Iris sie in eine andere Welt entführt.

Gilbert kann nur an seinen zurückgewiesenen Kuss denken. Sein Herz bricht, sie will nicht. Bei dem Gedanken daran, wie verletzt er über ihre Zurückweisung ist, wird ihm klar: Ich LIEBE Anne Shirley-Cuthbert.

Close Proximity -Anne With An E- German Version Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt