Chemie Unterricht /1/

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Bea's Sicht

Wieder mal ist mein Bruder morgens zu spät dran, genervt sehe ich auf die Küchenuhr. "Jul, kommst du jetzt? Wir müssen los, sonst kommen wir beide zu spät zur Schule!" Wir beide fahren morgens immer den selben Weg bis ich dann in eine andere Richtung muss. Schließlich gehe ich noch zur Grundschule. 

"Du sollst mich nicht so nennen du Zwerg und wenn kannst du ja schonmal vor fahren." Seine Laune verstehe ich echt nicht und wie er mit mir verwandt sein soll auch nicht. Es gibt nur selten Momente wo er wirklich richtig nett ist und nicht so ein kalter Pfosten. Ich verschränke die Arme als er die Treppe runter kommt. 

"Schon vergessen, ich darf erstmal nicht alleine raus, du musst auf mich aufpassen. So hat es Mama gesagt. Ich will nicht mehr Ärger bekommen." Obwohl mir das schon fast egal ist. Bei den Sachen die ich in letzter Zeit erlebt habe. Doch unser letzter Fall ist schon eine Weile her und Julian wollte nicht mit machen. So sind wir auch erstmal vier geblieben und haben gesagt das wir schauen ob wir überhaupt die Pfefferkörner sein können. 

"Du bist ein kleines Biest." Er schnappt sich sein Rucksack und geht dann vor. Ich folge ihm nach draußen, wir holen uns dann unsere Fahrräder. Die Fahrt ist wie immer, niemand redet. Doch ich wollte keine Stille. Nicht heute.

"Du sag mal Bruderherz, ich hab dein Blick gesehen, magst du Maya? Sie ist schon süß oder?" Auch wenn ich ein Kopf kürzer bin, ich will seine Reaktion wissen. Abrupt bleibt er auch stehen und sieht mich sauer an. 

"Sag mal, bist du heute Morgen gegen eine Wand gelaufen? Ich hab sie doch nicht angeschaut oder sonst was, ich will nichts von ihr!" 

"Natürlich willst du nichts von ihr, deswegen hast du eh keine Chance bei ihr und wenn musst du dich beeilen, schließlich hat Flo auch ein Auge auf sie geworfen." Gleichgültig zucke ich mit den Schultern und fahre dann weiter. Ihn lasse ich einfach so stehen für einen Moment bis er mich einholt, aber er kommt gar nicht dazu was zu sagen. 

Denn aus einer Ausfahrt kommt ein Auto geschossen und ich kann nur kurz bremsen, aber so ruckartig, dass ich auf dem Boden lande mit dem Fahrrad. Sofort fangen meine Handflächen an zu brennen, genauso wie meine Knie. Verdammt, das letzte mal da sich mit dem Fahrrad hingefallen bin ist drei Jahre her. Das kann ich vergessen. Das Auto kommt zu meinem Glück zum stehen. 

"Ach du... Bea?! Geht es dir gut?" Julian lässt sein Fahrrad einfach zur Seite fallen und kommt zu mir gelaufen, da kommt der große fürsorgliche Bruder durch. Wütend steht er dann auf und tritt von dem Autofahrer gegen den Reifen des Autos. "Sind sie blind? Sie hätten fast meine Schwester überfahren!" Er hilft mir hoch und schaut sich sofort die Wunden an. 

Der Autofahrer steigt aus und geht ums Auto und bleibt neben uns stehen. "Ich hasse Kinder, ihr seid anstrengend. Ihr seit selbst Schuld wenn ihr nicht aufpasst." Grad wollte mein Bruder an die Decke gehen, doch ich halte ihn fest und schüttele bloß den Kopf, dann hebe ich mein Fahrrad und schiebe es zur Seite. 

Der unfreundliche Mann steigt wieder in sein Auto und fahrt davon, es ist ein kleiner Pickup mit einer Ladefläche. Wo ich nur ein paar Fässer drauf stehen sehe mit einem merkwürdigen Symbol drauf, das habe ich noch nicht oft gesehen, aber ich weiß das es nichts gutes bedeutet. 

"Geht es dir gut? Ich hätte ihm so gerne eine rein gehauen!" Ich versuche ihn zu beruhigen was auch nach kurzer Zeit klappt, die Wunden tun zum Glück auch nicht all zu sehr weh und ich habe immer eine kleine Tasche mit Verbandssachen dabei, meine Mutter wollte es so. So klebe ich mir Pflaster auf die Wunden und bin bereit zur Schule zu fahren. 

"Am besten du sagst Mama nichts davon, sonst muss ich ins Krankenhaus. Ich sage einfach das ich hingefallen bin beim fangen spielen in der Schule. Sonst darf ich wirklich nicht mehr raus oder sie fährt mich immer zur Schule, das möchte ich nicht. Auch wenn es dir gefallen würde." 

Er atmet tief ein. "Bea... Ich meine das doch nicht böse, doch du bist eben meine kleine Schwester, und kleine Geschwister sind einfach nervig und manchmal peinlich. Aber ich hab dich lieb und bin froh das du da bist." Das freut mich sofort und ich umarme ihn glücklich. 

Als wir das geklärt haben fahren wir dann auch los und ich merke ihm aber an das er am überlegen ist, hat er die selben Fässer wie ich gesehen? Lässt ihn das auch nicht los? Eigentlich schriebe ich heute einen Test und muss mich darauf konzentrieren, doch das kann ich jetzt vergessen. 

Bei der Schule angekommen warten meine Freunde und ich erwähne nicht mit einem Wort was eben passiert ist, weil sonst machen sie daraus eine große Nummer und dann weiß es am Ende des Tages doch meine Mutter. 

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Der Unterricht ist langweilig wie immer und ich kann fast im stehen einschlafen, als mein Handy nach dem Unterricht klingelt und ich sehe das es mein Bruder ist. Verwirrt gehe ans Handy. 

"Was gibt es großer Bruder? Alles gut bei dir?" 

Mein Lachen vergeht mir aber schnell. 

"Bea... hör mir zu... sag den anderen Bescheid... Ich stecke in Schwierigkeiten..." Doch mehr sagt er nicht und das Gespräch bricht ab. Panisch schnappe ich mir meine Tasche und renne zum Fahrrad. Unterwegs schreibe ich den anderen das ich sofort alle sehen will im HQ. 

Nur 20 Minuten später komme ich völlig erschöpft an und mich sehen drei verwirrte Augenpaare an. "Was ist denn mit dir los? Und wie siehst du aus?" Maya hält mir eine Wasserflasche hin. 

"Wie ich aussehe? Das ist... Das ist... Das... Egal! Mein Bruder, er hat mich eben angerufen und gesagt das er in Schwierigkeiten steckt, ich denke es hat was mit heute Morgen zu tun. Diese Fässer sahen nicht so aus als wäre das normal oder gar legal. Wahrscheinlich hat er sich nochmal auf den Weg dahin gemacht und wurde erwischt!" 

Linn haut sich gegen die Stirn. "Ne oder? Er hat definitiv zu viel Zeit mit mir verbracht. Toll, der nächste den wir retten dürfen. Flo am besten du versuchst raus zu finden wo er sich befindet mit Hilfe von seinem Handy." 

"Wenigstens bin ich es diesmal nicht, ich bin da mal raus." Flo geht zum Computer und fängt an der Tastatur zu tippen. 

Ich trinke einen großen Schluck vom Wasser und setze mich aufs Sofa. Das alles muss ich jetzt erstmal verarbeiten. Nur weil ich unbedingt wollte das er ein Pfefferkorn wird... Jetzt ist er auf eigene Faust los gezogen, wir brauchen unbedingt jemanden der das sagen hat und dann noch eine Regel die besagt, keine Alleingänge! 

Die Pfefferkörner - Die neuen FälleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt