Schnell hatte sie ihren Bogen in der Hand und machte sich bereit zu schießen, als sie Geräusche im Gebüsch hörte. Sie war sich sicher, dies konnte kein Tier sein, es war ganz klar ein Mensch. Oder sogar mehrere. Vorsichtig schlich sie weiter, darauf bedacht, keinen Laut von sich zu geben und so leise wie möglich zu sein. Sie drehte sich um ihre eigene Achse, aber sah nichts außer Bäumen und Gebüsch. Waren es womöglich Räuber, die sie kurz vor ihrer Ankunft überfallen würden? Sie hätte auf Hunith hören sollen. Diese hatte recht gehabt, damit, dass es nicht gerade ungefährlich war, alleine durch die Wälder von Camelot zu reisen, vor allem als Frau. Erschrocken riss sie ihre Augen auf, als sich eine in Lederhandschuh gekleidete Hand um ihren Mund legte. Fast hätte sie laut aufgeschrien, doch mit einer Hand vor dem Mund ging das recht schwer. Ihr Herz pochte laut und schnell, während sie versuchte, ihre Situation zu analysieren. Wieso hatte sie nur nicht auf Huniths Worte gehört? Wieso war sie alleine losgegangen? Nur weil ihre Sehnsucht so groß geworden war? Andererseits konnte man es ihr auch nicht verdenken, dass sie ihm nun auch endlich nach Camelot folgen wollte.
"Ganz ruhig, schöne Lady. Ich will Euch nichts tun, aber ich denke, die nicht ganz so nett aussehenden Jungs dahinten, könnten Euch etwas anhaben wollen." Ihr Herzschlag stand immer noch auf 180. Mit dieser Aussage hatte er ihr nicht gerade weitergeholfen. "Aber keine Angst, solange ich bei Euch bin, wird Euch nichts passieren." Seine Stimme war irgendwie angenehm und es bereitete ihr Gänsehaut im Nacken, als sein Atem diesen streifte. Die Situation war ihr irgendwie nicht ganz geheuer. Sie wusste nicht einmal, wer hinter ihr stand und ihr den Mund zu hielt. War er auch einer dieser 'nicht nett aussehenden Jungs'? Sie bezweifelte es, sonst hätte er das ganze anders formuliert und würde ihr nicht indirekt sagen, dass er sie beschütze. Ihre Augen weiteten sich wieder, als sie Schritte hörte. Das war ihr Ende, das war definitiv ihr Ende. Egal, wer hinter ihr stand, sie glaubte nicht daran, dass derjenige es mit irgendwelchen Räubern oder Landstreichern aufnehmen konnte. Als sie dann ein Lachen erklingen hörte, bekam sie richtige Panik. Sie wollte ihn doch nur noch ein letztes Mal sehen! Da er immer noch die Hand auf ihrem Mund liegen hatte, bekam sie nur ein Gebrumme beim Versuch, etwas zu sagen, heraus.
"Gwaine, jetzt lass die Arme doch los, merkst du denn nicht wie verschreckt sie wegen dir ist?" Die Stimme lachte. Ein weiteres Lachen erklang, diesmal von dem Mann hinter ihr. Sofort nachdem er sie losgelassen hatte, sprang sie mehrere Schritte von ihm weg und zielte mit dem Bogen auf ihn. Er hob abwehrend die Arme nach oben und lachte leicht. "Hey, ganz ruhig, Kleine. Ich will dir nichts tun." Sie betrachtete ihn skeptisch. Er hatte braune, zirka schulterlange Haare, einen Drei-Tage-Bart und war relativ gut gebaut. Ihr fiel auf, dass er eine Rüstung und einen roten Umhang, auf dem das Wappen von Camelot gestickt war. Überrascht zog sie die Augenbrauen hoch und ließ ihren Bogen langsam wieder sinken.
"Da hast du dir wohl die falsche ausgesucht, um Scherze mit ihr zu machen. Entschuldigt ihn, er ist ein Vollidiot und macht sich gerne Scherze aus solchen Situationen." Ihr Blick fiel auf einen großen Mann, der neben den Braunhaarigen trat. Seine Haare waren bis auf den Ansatz abgeschorren. Er war ziemlich muskulös, das konnte sie leicht erkennen, da er keine richtige Rüstung an hatte, sondern nur ein armelloses Kettenhemd. Dennoch war ihr klar, dass auch er aus Camelot kommen musste. Beides Ritter, Ritter aus Camelot. Sie war ihrem Ziel also nicht mehr allzu fern. Beide lächelten sie breit an. Doch ihr war nicht zu lächeln zu Mute. Sie sah die beiden todernst an und hatte ihren Bogen immer noch fest in der Hand, jeder Zeit zum schießen bereit.
"Wohin des Weges, so ganz allein, schöne Dame?" Sie mochte es nicht, wie er sie ansprach. Sie mochte das ganz und gar nicht. Finster starrte sie ihn an. "Nirgends, was Euch zu interessieren braucht." Ihre Stimme war finster und angriffslustig. So hatte sie sich schon eine Weile lang nicht mehr reden hören. "Und wenn Ihr mich entschuldigt, ich würde heute gerne noch an meinem Ziel ankommen und meine Zeit nicht mit Vollidioten wie Euch vergeuden." Der Große fing an, leicht zu lachen, während der Braunhaarige etwas verdutzt dreinschaute. Als sie sich umdrehte und ihren Weg nach Camelot fortsetzen wollte, hörte sie, wie der Braunhaarige "Wow.." murmelte, und musste leicht schmunzeln. Sie hatte selber nicht gewusst, dass sie so schlagfertig sein konnte. Es wurde ihr aber auch noch nie eine passende Situation geboten, in der sie es hätte sein können.
Nicht ein paar Meter weiter hörte sie schon wieder Hufgetrampel hinter sich. Sie verdrehte die Augen. Es konnten nur die beiden Ritter sein, die ihr hinterher geritten waren. Mürrisch trampelte sie weiter, ohne den beiden Beachtung zu schenken, nicht einmal, als sie neben ihr in ihrem Schritttempo ritten.
"Ihr wollt wohl auch nach Camelot, oder?" Der Braunhaarige sprach sie wieder an. Sie trottete nur weiter ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Er wartete kurz, aber als er merkte, dass er wohl keine Antwort mehr bekommen würde, fügte er noch hinzu: "Wir könnten Euch mit uns nehmen." Der Große sagte nichts. Er sah nur gerade aus den Weg entlang. "So kommt Ihr auch schneller dorthin." So langsam ging er ihr ziemlich auf die Nerven. Konnte er nicht einmal seine Klappe halten? "Ich könnte Euch auch mein Pferd anbieten, sodass Ihr alleine reiten könnt." Sie schloss kurz die Augen und atmete tief durch, um ruhig zu bleiben. Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie den Braunhaarigen direkt an. "Könntet ihr freundlicher Weise Eure adlige Klappe halten, sonst schieße ich Euren adligen Allerwertesten von Eurem Pferd." Der Große lachte wieder. "Das würdet Ihr eh nicht schaffen", entgegnete der Braunhaarige selbstsicher. Sie zog eine Augenbraue hoch. "Ach ja? Meint Ihr?" Sie war stehen geblieben und hielt ihren Bogen wieder empor. "Wollt Ihr Euch wirklich mit mir anlegen?" Sie lachte leicht und blickte ihm direkt in die Augen. Sie sah eine kleine Verunsicherung in seinen Augen. "Ich treffe mein Ziel immer." Sie zog ihre Augenbrauen wieder herausfordernd hoch. Die anderen beiden auf ihren Pferden waren auch stehen geblieben. Der Große beobachtete leicht grinsend die Szenerie, während der Braunhaarige sie von Sekunde zu Sekunde immer verunsicherter anblickte, da sie mit ihrer Miene kein bisschen zuckte. "Na los, worauf wartet Ihr? Ihr reitet los und ich werde schießen." Sie grinste leicht, während sie einen Pfeil aus dem Köcher nahm und ihren Bogen in die richtige Position brachte. Der Braunhaarige ritt los. Erst langsam, dann immer schneller. Sie blieb ruhig, zielte und schoss. Als sein Pferd stehen blieb, grinste sie selbstsicher. Sie sagte doch, sie verfehlte ihr Ziel nie.
DU LIEST GERADE
Heartful of courage [Merlin FF]
FantasySie grinste leicht, während sie einen Pfeil aus dem Köcher nahm und ihren Bogen in die richtige Position brachte. Der Braunhaarige ritt los. Erst langsam, dann immer schneller. Sie blieb ruhig, zielte und schoss. Als sein Pferd stehen blieb, grinste...