☾ кαριтєℓ ΙΙ ☽

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Erneut ritten sie den ganzen Tag durch, um die anderen Ritter einzuholen. Als es dämmerte, waren sie froh, an einer kleinen Holzhütte mitten im Wald angekommen zu sein.
"Glaubt ihr, da wohnt jemand?"
"Finden wir es heraus. Ich gehe voraus. Ihr geht hinterher. Und Luna, vielleicht hältst du deinen Bogen bereit."
Sie nickte und legte sich ihren Köcher um die Schulter. Den Bogen und einen Pfeil bereit in ihrer Hand schritt sie nun Lancelot hinterher, welcher mit gezücktem Schwert die Hütte betrat. Merlin ging ihnen ohne Waffe hinterher. Seine Waffe war die Magie; und sie war stärker als Lancelots und ihre zusammen jemals sein könnten.
Von innen sah die Hütte noch kleiner aus, als von außen. Wenn hier jemand wohnte, wohnte dieser definitiv alleine. Von der Decke hingen frische Tierleichen, die darauf schließen ließen, dass erst kürzlich jemand hier gewesen sein müsste. Sie blickte sich um. Überhaupt alles in dieser Hütte ließ darauf schließen, dass jemand hier sein müsste. Zu diesem Schluss schien auch Lancelot zu kommen, als er ein kräftiges "Hallo?" durch die Hütte erklingen ließ. Doch es antwortete ihm niemand. Merlin schloss die Tür hinter ihnen, als Lancelot weiter in die Hütte hinein auf einen braunen Stofffetzen, welcher von der Decke hing und als Raumtrenner diente, zuging und ihn mit seinem Schwert beiseite schob. Hinter diesem verbarg sich eine an einem Tisch sitzende Gestalt. Sie trat näher und ließ ihren Bogen sinken. "Oh." Lancelot sah er zu ihr, dann zu Merlin, ehe er sich in Bewegung setzte und den Mann von Nahem betrachtete. Er blickte wieder zu ihnen auf und nickte, als würde er ihre Gedanken bestätigen.
Sie legte ihren Bogen und den Köcher ab und verstaute den einzelnen Pfeil wieder darin. Als sie auch näher trat, sah sie, dass der Mann vollkommen mit Eis bedeckt war. "Dorocha..", murmelte sie mehr zu sich selbst, als zu irgendjemand anderem. Merlin trat neben sie. Sie sahen sich stumm an, während Lancelot eine Decke vom Bett, welches nah bei ihm stand, nahm, den Mann hinlegte und ihn mit besagter zudeckte.
"Wir können hier nicht bleiben", unterbrach Merlin das Schweigen. Nachdem Lancelot nur mit einem "Es gibt hier sonst nichts, Merlin" antwortete, war auch dieses Gespräch wieder gestorben. Eine bedrückende Stimmung lag über ihnen.
Nacheinander gingen sie wieder zurück in den Vorraum. Allen voran Lancelot, welcher seinen Umhang ablegte. "Wir machen ein Feuer, dann sind wir sicher und im Trockenen." Er ging auf einen Stapel Holzscheite zu und schnappte sich zwei. "Und hier gibt es mehr als genug Holz für die ganze Nacht." Sie ging auf die metallene Feuerstelle zu, während Lancelot seine zwei Holzscheite zu anderen schon etwas angebrannten hinein legte. Auch Merlin gesellte sich wieder zu ihnen. "Hey, wartet." Er hob seine Hand über die Feuerstelle und murmelte unverständliche Worte. Seine Augen leuchteten golden auf, als das Holz Feuer fing. "Ich bin doch nicht so nutzlos." Sofort trat er wieder vom Feuer weg in eine andere Ecke der Hütte. "Oh, Merlin...", seufzte sie sanft und leise, sodass er es womöglich gar nicht gehört hatte. Doch als sie sich in seine Richtung bewegte, sah sie, dass er sie anschaute. "Merlin, du bist keineswegs nutzlos." Ganz sanft lächelte er, winkte ab und wuschelte ihr durch die Haare. "Hunger?"

Es war schon dunkel geworden, als sie drei zusammen auf Bänken am Feuer saßen und sich wärmten. Merlin und Lancelot hatten jeweils ein Bein hochgelegt und es sch so bequem wie möglich gemacht. Sie saß im Schneidersitz neben Merlin auf einer Bank und blickte ins Feuer, während Lancelot eine Bank für sich alleine gegenüber von den beiden besetzte und gerade ein Getränk für sie einschenkte, was er ihr kurz darauf überreichte. "Danke."
"Ihr müsst mich auf meinem Weg nicht weiter begleiten", platzte es Merlin plötzlich heraus. Lancelot lachte nur leicht.
Sie blickte vom Feuer an und sah Merlin ernst an. "Glaub ja nicht, dass du mich so los wirst."
Lancelot bedeutete Merlin mit einem Schwenk der Flasche, ihm seinen Becher zu füllen, welchen er nervös in seinen Händen drehte und wendete. Nachdem Lancelot Merlin eingeschenkt und sich wieder zurückgelehnt hatte, sprach auch er: "Versuch mal uns daran zu hindern."
"Warum? Hältst du es für deine Pflicht, weil du ein Ritter bist?"
Langsam stellte er die Flasche hinter sich auf den Boden. "Das würdest du nicht verstehen." Kurz schwieg er, ehe er hinzufügte: "So richtig verstehe ich es selber nicht."
"Gwen?", fragte Merlin trocken, nach einem kurzen Schweigemoment.
Ein leises Seufzen war von Lancelot zu hören. Merlin trank einen Schluck. "Ich habe ihr geschworen, auf Arthur Acht zu geben."
"Darum brauchst du dich nicht zu kümmern, das mach ich schon", entgegnete Merlin.
An dem Schluck, den sie gerade getrunken hatte, verschluckte sie sich und fing zu husten an. Merlins Kommentar hatte sie fast zum Lachen gebracht, doch sie wollte in solch einer Situation nicht unhöflich sein und einfach plötzlich loslachen. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, sah sie Lancelot und Merlin entschuldigend an. "Tut mir Leid, ich wollte nicht.." Sie stockte, verfiel dann wieder ins Schweigen.
Nach kurzer Zeit unterbrach Merlin wieder die Stille. "Denkst du noch viel an sie?" Sie horchte auf. Klang das hier etwa, wie der Anfang eines Gespräches zwischen Männern über Frauen und die Liebe? Ohne etwas zu sagen, blickte sie wieder ins Feuer. Im Augenwinkel jedoch sah sie, wie Lancelot leicht den Kopf schüttelte. "Nein. Arthur ist... der bessere Mann für sie."
Wieder trat kurzes Schweigen ein, bis erneut Merlin sie unterbrach. "Das tut mir Leid."
"Wieso? Er liebt sie und sie... ist glücklich mit ihm."
Sie blickte zu Lancelot auf, welcher zu Boden sah. Es schien also eine Romanze zwischen Lancelot und Gwen gegeben zu haben. So klang es jedenfalls für sie. Und Gwen hatte soe für Arthur und gegen Lancelot entschieden. Von der Liebe zwischen Arthur und Gwen hatte sie tatsächlich schon gewusst. Jeder im Schloss wusste davon. Abgesehen vom König, der -
"Was genau spielt sich da eigentlich zwischen dir und Gwaine ab, Luna?", wurde sie von Lancelot in ihrem Gedankenfluss unterbrochen.
"Was? Eh.. Gwaine und mir? Was soll sich da abspielen?" Sie spürte, wie ihr Gesicht leicht zu glühen begann. Zwischen ihr und Gwaine spielte sich gar nichts ab. Rein gar nichts. Sie waren nur befreundet. So viel stand fest. Befreundet und nichts weiter. Sie stockte in ihren eigenen Gedanken. War sie gerade dabei sich vor sich selber zu rechtfertigen?
"Nunja, Gwaine spricht abgesehen vom Essen nur noch von dir. Und wenn ich mich noch recht erinnere, habt ihr beide Arm in Arm geschlafen."
Sie lief noch roter an, als sie sowieso schon gewesen war. Merlin neben ihr richtete sich neugierig etwas auf. "Sie haben Arm in Arm geschlafen?"
"Ja, nachdem Gwaine sich rührend um sie gekümmert hat, als du von dem Dorocha angegriffen wurdest."
"Seit wann seid ihr solche Labertanten geworden, die sch für so etwas interessieren?" Damit stand sie auf und eilte mit hochrotem Kopf vom Feuer weg in eine dunkle Ecke der Hütte, während die anderen beiden wie kleine Mädchen zu kichern begannen.

Sie hatten schon eine Weile geschlafen, als sie durch das Klappern eines Holzladens vor dem Fenster und durch die Kälte geweckt wurde. Müde rieb sie sich die Augen und setzte sich auf. Merlin und Lancelot lagen jeweils auf ihrer Bank, auf welcher sie vorher gesessen, geredet und getrunken hatten; beide schienen zu schlafen. Sie hatte darauf bestanden, auf dem Boden zu schlafen, da ihr klar gewesen war, dass es sie während dem Schlafen von der Bank geschmissen hätte. Sie blickte sich um. Das Feuer neben ihr schien gerade dabei zu sein, auszugehen, während der Wind stärker durch die Hütte bließ. Durch den Schlafentzug noch benebelt, merkte sie nicht, wie das Feuer letztendlich durch einen weiteren Windstoß ausgeblasen wurde. Doch ein darauffolgendes Kreischen eines Dorocha ließ sie aufschrecken. Ohne es gemerkt zu haben, war sie plötzlich auf den Beinen. Auch Merlin war auf einmal wach und blickte sich erschrocken um, als ein Dorocha durch das Fenster direkt auf sie zu geflogen kam. "Lancelot!" Panisch stieß sie Lancelot aus Versehen von seiner Bank, als sie versuchte, ihn zu wecken. Merlin hatte augenblicklich das Feuer mit Hilfe seiner Magie entfacht, sodass der Dorocha wieder verschwand. Doch alle drei waren schon so schnell wie möglich aus dem Haus gestürmt und eilten durch den Wald, begleiten von den Schreien der Dorocha - und Merlin, welche jedoch Wörter auf einer ihr unbekannten Sprache waren im Gegensatz zu den Schreien der Dorocha.
Auf einer Lichtung des Waldes stoppte ihr Rennen. Am Himmel war ein riesiges Lebewesen mit Flügeln aufgetaucht, welches zur Landung ansetzte. Mit erstauntem Blick betrachtete sie das Tier. Es war unverkennbar ein Drache. Auch Lancelot schien dies zu begreifen. Sein Schwert war sofort erhoben, seine Bewegungen deuteten auf Angriff hin. Doch Merlin hob abwehrend seinen Arm vor ihn. "Ist schon gut..", meinte er in beruhigender Stimme zu ihm. "Es ist alles gut." Nicht nur Lancelot, auch der Drache schienen sich sofort in einen enspannteren Zustand zu begeben. Während der eine sein Schwert sinken ließ, senkte der andere seine Flügel.
Nach kurzem Schweigen nickte Merlin sanft dem Drachen zu und bedankte sich. Die Augen des Drachen wanderten von Merlin über sie zu Lancelot, ehe sie wieder auf Merlin lagen. "Wer sind deine Freunde?"
"Das ist Luna.."
"Ah, natürlich. Das Mondmädchen."
Sie sah den Drachen mit großen Augen an. "Mond...mädchen..?"
Er nickte langsam. "Die große Kämpferin an des jungen Zauberers Seite. Ich hätte es wissen müssen..."
Ihr Blick glitt zu Merlin, welcher sie genauso anblickte. Als sie wieder zum Drachen blickte, hatte sich dieser schon zu Lancelot gewendet. "Ich bin Lancelot."
"Natürlich.. Sir Lancelot, der tapferste und edelmütigste von allen." Der Drache sprach ruhig und mich mächtiger Stimme, die ihr bis ins Mark fuhr - doch nicht auf schlechte Weise, nein, die Stimme erweckte fast schon ein Gefühl von Angehörigkeit und Geborgenheit in ihr, als wäre der Drache mit ihr auf irgendeine ihr unerklärliche Weise verbunden.
"Ich weiß nicht, ob das so ganz richtig ist", ertönte nun im Gegensatz dazu Lancelots Stimme, welche zwar angenehm zu hören war, jedoch keineswegs solch eine Wirkung auf sie hatte.
"Wir werden sehen, aber im Augenblick gehen wichtigere Dinge vor." Der Tonfall in der Stimme des Drachens änderte sich. Auch dies konnte sie tief in sich spüren. "Die Dorocha dürfen nicht weiter in dieser Welt bleiben. Der Schleier muss wieder hergestellt werden."
"Wir sind auf dem Weg zur Insel der Seligen, wie helfen Arthur", antwortete erneut Lancelot.
"In der Tat, doch zu welchem Preis?"
Merlin erhob das Wort: "Ich weiß... Ich weiß, dass die Geisterwelt ein Blutopfer verlangt."
"Die verlangen gar nichts; es ist die Kelig, die Pförtnerin zur Geisterwelt, die diesen Preis verlangt."
"Gibt es keinen anderen Weg?", fragte sie vorsichtig mit einem kurzen Blick zu Merlin, ehe sie den Drachen anblickte.
Dieser schüttelte seinen gewaltigen Kopf. "Nein, leider nicht." Sein Blick galt Merlin; in ihm lag ein Ausdruck der Traurigkeit.
"Arthur würde auch sich selbst opfern, um den Schleier wieder zu verschließen. Aber es ist mein Schicksal, ihn zu beschützen - das hast du mich gelehrt!", ergriff jeder wieder das Wort.
"Merlin... Das darfst du nicht tun..", der Drache schüttelte wieder kurz seinen Kopf.
"Ich muss an seine Stelle treten... Ich hab keine andere Wahl."
"Schon bei unserer ersten Begegnung konnte ich etwas sehen, das unsichtbar war. Jetzt ist es offensichtlich. Jeder kann es sehen."
Sie blickte Merlin an. Wovon redete der Drache? War es so offensichtlich, dass sie es übersah?
"Vieles, was du siehst, alter Freund, sind Dinge, die du mich gelehrt hast." Auf Merlins Gesicht stahl sich ein Lächeln.
"Glaub mir, ohne dich wäre diese Welt leer, junger Zauberer." Ohne, dass ein weiteres Wort gesprochen wurde, erhob sich der Drache in die Lüfte und flog davon.

Heartful of courage [Merlin FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt