☾ кαριтєℓ ΙЧ ☽

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„Lu, du solltest mehr über deine Magie lernen.“ Sie blickte von dem Buch über Krankheitsbilder auf, über welchem sie brütete und blickte Merlin an, welcher gerade in den Raum getreten war.
„Musst du das so laut sagen?“
„Wir sollten Gaius davon erzählen.“
Sie schüttelte schnell den Kopf. „Bist du verrückt?“
„Nein, ganz und gar nicht. Immerhin weiß er auch von meinem Geheimnis und hat mir sehr geholfen, es zu kontrollieren. Vielleicht kannst du das ja auch irgendwann.“ Langsam näherte er sich ihr und blickte auf das Buch, das sie gerade noch gelesen hatte. „Warum ließt du das überhaupt, wenn du sowieso mit einer einzelnen Berührung heilen kannst?“
„Sie kann was?!“ Sowohl Merlin als auch sie fuhren zusammen und drehten sich in die Richtung der Stimme. Doch glücklicherweise fanden sie dort nur Gaius auf. „Ich hatte dich gefragt, ob du zaubern kannst und du hast es verneint!“ Er blickte sie streng an.
„Ich kann ja auch nicht zaubern!“
„Mit einer Berührung heilen?“ Gaius stellte Kräuter auf den Tisch. Sie nickte langsam. „Eine Heilerin…“, murmelte er, ging auf seine Büchersammlung zu und zog eines hinaus. Merlin setzte sich indes neben sie. „Wieso seid ihr bisher nie auf die Idee gekommen, mir davon zu erzählen?“
„Also ich wollte es ja!“
„Und ich war der Meinung, je weniger davon wissen, desto besser.“ Finster sah sie zu Merlin.
Gaius blätterte in dem Buch, das er gerade an sich genommen hatte, legte es dann wieder zurück und griff nach einem anderen. „Und damit hast du auch Recht. Aber keine Kontrolle darüber zu haben, bedeutet ein noch größeres Risiko, als es mir anzuvertrauen. Jemand hätte deine Kräfte entdecken können.“ Er blätterte das andere Buch durch, blieb an einer Stelle stehen und schlug diese ganz auf, ehe er mit dem Buch in der Hand zu ihnen kam. „Ich nehme an, du hast ein Muttermal?“ Er blickte vom Buch auf sie. Stumm nickte sie. „Kannst du es mir zeigen?“ Sie zog ihren Ärmel hoch und hielt Gaius ihr Handgelenk unter die Nase. „Eine Mondsichel.“ Er nickte verstehend, legte dann das Buch aufgeschlagen vor sie, sodass sie lesen konnte. 
Merlin beugte sich neugierig näher und begann zu lesen. „Heilerin..“ Auch er nickte verstehend.
Sie blickte Gaius verängstigt an, welcher sie beruhigend anlächelte. „Es ist nichts schlimmes. Ließ es ruhig.“
Langsam wendete sie den Blick dem Buch zu und begann die Seite zu überfliegen. Als sie merkte, dass dort tatsächlich keine negativen Aspekte vermerkt waren, laß sie die Seite besser durch.
„Angeboren, teilweise magische Fähigkeiten, aber starke Heilkräfte.“ Merlin blickte sie an.
Sie nickte langsam, laß sich gerade den Zusatz über bestimmte Muttermale durch. „Ich habe eine Verbindung mit dem Element, das von meinem Muttermal bestimmt wird.“ Sie blickte auf die Mondsichel.
„Das alles habe ich dir schon mehrfach mitgeteilt!“ Merlin grinste über sich selber zufrieden. „Ich wusste, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Mond, deinem Mal und deinen Fähigkeiten gibt!“
„Der Mond gibt ihr die Kraft, die sie für ihre Gabe benötigt. Ohne diesen hätte sie keine. Ich nehme an, dass deine Kräfte an Vollmond stärker sind, als an Neumond?“ Gaius musterte sie neugierig.
Leichte Verzweiflung packte sie. „Ich.. Keine Ahnung…!“
„Du musst keine Angst vor deinen Kräften haben.“ Er legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter.
„Nimm dir ein Beispiel an mir, ich habe auch magische Kräfte und mir ist bisher nichts zugestoßen!“ Merlin grinste wieder selbstzufrieden, während er das Buch an sich nahm und die Seiten über Heiler noch einmal genauer inspizierte.
Sie musste leicht grinsen und schüttelte den Kopf. „Als ob ich mir ein Beispiel an dir nehmen will.“
„Hast du denn schon einmal bemerkt, wie deine Kräfte in Zusammenhang mit dem Mond stehen?“ Sie schüttelte den Kopf. Gaius nickte. „Einen Moment..“ er ging ein weiteres Mal seine Bücher durch, bis er auf das scheinbar richtige stoß. „Das hier ist ein Buch über die heilende Magie. Damit solltest du lernen können, deine Gabe zu kontrollieren.“
„Und ich werde dir dabei helfen!“
Unbeholfen nickte sie, lächelte aber Gaius dankbar an, als er ihr das Buch in die Hand drückte. „Vielen Dank.“
„Du musst es natürlich nicht überstürzen. Wenn du es überstürzt, könnte es nur sein, dass du dich in Konflikte bringst. Wenn du mir hier beim Mixen von Tinkturen hilfst, wäre ich dir auch überaus dankbar. Und du“, er wendete sich an Merlin, „hörst auf, sie so zu bedrängen! Hast du denn nichts besseres zu tun, als hier rumzulungern? Musst du nicht arbeiten?“
„Ich bedränge sie doch gar nicht! Nicht wahr, Lu? Das tue ich nicht!“
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Und als hätte Gaius ihn bestellt, hörte man Arthur im Hintergrund rufen: „Wo steckt er schon wieder?! Merlin!!“

Am Hofe des Schlosses war eine Stelle als Magd frei geworden, nachdem eine dieser ein Kind zur Welt gebracht hatte. Auf Wunsch Gwens hin, nahm sie die Stelle an. Tagsüber wanderte sie so nun im gesamten Schloss umher und verrichtete sämtliche Aufgaben, die anstanden, oftmals an Seiten von Guineveres, Merlins oder anderer bekannter Gesichter, wie zum Beispiel das Gwaines‘, welcher ihr oftmals mit Worten wie „Sowas kann eine Schönheit wie Ihr doch nicht alleine erledigen!“ unter die Arme griff. Da sie jedoch eine ehemals Schwangere vertrat, hatte sie das Glück, dass sie nicht allzu viel machen musste, da sich die anderen Mägde größtenteils den schwereren Aufgaben widmeten, wodurch ihr auch noch Zeit blieb, Gaius bei Arzttätigkeiten zu unterstützen.
Abends, wenn nicht sogar auch nachts, belagerte Merlin sie damit, wie wichtig es wäre, ihre magischen Kräfte kontrollieren zu können. So kam es öfters vor, dass Merlin sich absichtlich Schnittwunden verpasste, damit sie diese kontrolliert – nicht willkürlich und aus der Berührung raus – heilte. Begeistert war sie davon sichtlich nicht, weswegen sie zu jeder Möglichkeit abends in der Taverne am Tisch der Ritter saß und mit ihnen trank.
„Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie trinkfest unsere Luna doch ist!“, war einer der häufigsten Sätze, den man an diesen Abenden von Leon vernehmen konnte. „Vor allem gegenüber dir, du verträgst ja gar nichts“, antwortete sie ihm dann und grinste ihn breit an, da er meist neben oder vor ihr saß. „Die nächste Runde geht auf mich!“, rief Gwaine daraufhin immer und winkte einer Magd zu. Auch sein Sitzverhalten war immer auffällig nah an ihr orientiert. Ein Problem hatte sie damit nicht, nur erntete sie von all möglichen allein stehenden Weibern eifersüchtige oder gar böse Blicke. Ihre Nähe zu den Rittern resultierte zu wenig weiblichen Freunden, abgesehen von Gwen, doch sie war ziemlich zufrieden damit.
Trotz ihrer Versuche Merlins Unterricht zu entkommen, konnte sie bald lernen, wann sie Wunden anderer heilte und wann nicht und Merlin ließ sie abends wieder in Ruhe schlafen. Jedoch lernte sie schnell darauf auch, dass ihre Fähigkeiten eine bestimmte, ihr noch unbekannte Grenze hatten und sie nicht alle Wunden mit einer Berührung heilen konnte, als Merlin dank seiner Tollpatschigkeit im Wald gestolpert und sich eine etwas größere Wunde zugezogen hatte. Doch anstatt enttäuscht zu sein, motivierte dies Merlin nur erneut, ihr Unterricht zu geben und nun musste sie abends mit ihm zusätzliche Heilzauber lernen.

Wie im Flug verging so die Zeit und ehe sie sich versah, stand Arthurs Geburtstag vor der Tür und das Schloss wurde mit Vorbereitungen seiner Geburtstagsfeier beschäftigt. Eine Menge Schausteller kamen schon am Tag vorher an den Hof, um diesen zu feiern, in der Hoffnung am großen Tag vor Arthur ihr Schauspiel zu präsentieren. Hektisch liefen die ganze Zeit alle Bediensteten des Hofes durch das Schloss. Sie war für die Dekorationen zuständig. Am Tag zuvor hatte sie in den Gängen Girlanden aufgehängt. Am heutigen Tage – des Prinzen Geburtstag – war der Thronsaal an der Reihe. Doch ihre Größe war dabei nicht von Vorteil:
„Na, meine Schönheit, zu klein? Lass mich dir helfen.“
Erschrocken fuhr sie zusammen, rollte dann jedoch die Augen, als Gwaine sich neben sie stellte und ihr die Girlande aus der Hand nahm, um sie an die Wand zu hängen. „Musst du mich so nennen? Ich habe auch einen Namen!“
Er ignorierte ihren Kommentar und griff nach einer weiteren Girlande.
„Du musst mir dabei nicht helfen…“
„Doch, ich glaube schon. Hilft dir denn sonst niemand?“
Sie schüttelte den Kopf. „Niemand hat Zeit, alle zu beschäftigt. Außerdem kann ich das auch alleine!“ Sie griff nach einer Girlande und hing sie mit viel Bemühungen und Gestrecke auf.
„Sicher?“ Er lachte leicht.
„Ja, ich bin mir ziemlich sicher.“
Er schüttelte nur leicht den Kopf. „Musst du heute Abend arbeiten?“
Sie verneinte. „Ich darf mich neben Gaius an den Tisch setzen und den Abend genießen“, antwortete sie ihm mit einem Grinsen.
Nachdem sie zusammen die Girlanden aufgehängt, Tische und Stühle in Position geschoben und weitere Vorbereitungen getroffen hatten, bedankte sie sich lächelnd bei Gwaine. „Auch wenn ich immer noch der Meinung bin, dass du mir nicht hättest helfen müssen“, fügte sie ihm mit strengem Blick hinzu.
Er schüttelte den Kopf, legte eine Hand auf ihre Schulter und blickte ihr direkt in die Augen. „Du bist nicht für diese Art der Arbeit geschaffen. Deine Stärken liegen woanders.“
Verwirrt schüttelte sie den Kopf, doch ehe sie nachfragen konnte, beugte er seinen Oberkörper, küsste ihre Hand, murmelte „Wir sehen uns heute Abend, my Lady“ und ging.

Am Abend saß sie, wie vorhergesagt, neben Gaius an einem der zu einem U geformten Tische. An der Stirnseite saßen, wie zu erwarten, Arthur und Agravaine. Doch neben Arthur saß zu ihrer Überraschung sein Vater, der zu ihrer noch größeren Überraschung lachte und glücklich aussah. Seit ihrer letzten und ersten Begegnung, in welcher er sie gebeten hatte, Arthur vom Schleier zwischen den Welten zurück zu holen, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Doch sie hatte anhand von Gwens Erzählungen gewusst, dass er genauso lethargisch in seinem Zimmer gesessen hatte, wie zuvor auch. An den Längsseiten der Tische saßen Freunde, Verbündete und Angestellte des Könighauses, während weitere Diener im Hintergrund standen, um für Trank und Speisen zu sorgen – so auch ihre Freunde Guinevere und Merlin. In der Mitte der Tische war Platz für Schausteller, um Kunststücke vorzuführen und die Gäste zu unterhalten.
Zur Zeit tanzten dort mehrere geschminkte Personen in bunten Kostümen, bis ein ungeschminkter grauhaariger Herr in die Mitte trat. Hinter ihm schob ein Kleinwüchsiger, genauso geschminkt wie die vorherigen, eine überdimensional große Zielscheibe in den Raum. Zielstrebig ging der Grauhaarige auf die Königsfamilie zu. „Ich brauche einen Freiwilligen!“ Ohne zu zögern sprach er weiter: „Prinz Arthur! Gäbe es eine bessere Möglichkeit, euren legendären Mut unter Beweis zu stellen?“ Arthur blickte ihn perplex an. „Nehmt ihr diese Herausforderung an?“
Nicht gänzlich überzeugt blickte er zu seinem Vater, welcher sich prächtig zu amüsierte. Dies schien Arthur den nötigen Ruck zu geben, denn er klopfte auf Uthers Arm, stand auf, breitete seine Arme aus und verkündete: „Natürlich!“
Seitens des Grauhaarigen gab es eine Verneigung des Kopfes, die Gäste im Raum klatschten begeistert. Auch in Merlins Gesicht deutete sie große Freude; mit breitem Grinsen stand er neben dem Stuhl des Prinzen und nahm dessen Umhang ab, welchen er gerade ablegte, um sich in die Mitte in Richtung der großen Drehscheibe zu begeben. Man sah ihm an, dass ihm mit jedem Schritt, der er ihr näher kam, die Stimmung verging. Der kleinere Schausteller band ihn an Armen und Beinen an der Scheibe fest.
„Habt keine Angst, Mylord, ich verfehle mein Ziel nie!“, sprach ihn der Grauhaarige wieder an und ging langsam auf ihn zu.
„Gut, das höre ich gern!“ Ein unbehagliches Lachen seitens Arthurs.
Der Grauhaarige stand nun direkt vor ihm. „Darf ich?“ Er steckte ihm einen Apfel in den Mund, was der Prinz mit einem perplexen Blick erwiderte, ehe er wieder von der Drehscheibe wegtrat und sich in Position stellte. Schlagartig wurde es still im Raum. Mit einer Handbewegung deutete er dem Kleineren, die Scheibe zum Drehen zu bringen.
Gebannt beobachtete sie, wie der Schausteller ein Messer nach dem anderen erfolgreich zwischen die Extremitäten des Prinzens warf, bis sie realisierte, dass er das letzte Messer auf den Apfel in Arthurs Mund zielte. Erschrocken schlug sie die Hände vor den Mund. Das Messer flog direkt auf Arthus Kopf zu. Sie hörte mehrere Menschen scharf Luft einziehen. Nachdem sie jedoch erkannte, dass der Apfel und nicht Arthur getroffen war, fiel sie wie der Rest des Raumes überschwänglichen Applaus und Freudeklänge aus.

„Habt ihr sein Gesicht gesehen? Er sah aus, wie ein verängstigtes Reh!“, lachte Elyan.
„Ich wette, er wäre genauso gern weg gerannt“, fügte Leon hinzu.
Lachend saß sie zwischen Elyan, Leon und Gwaine. Alle vier waren sie angeheitert und sie hatte das Gefühl, den Spaß ihres Lebens zu haben, während sie in einem Gang im Schloss saßen und den restlichen Wein, den sie hatten mitgehen lassen können, tranken.
„Bestimmt weint er sich gerade in Merlins Armen in den Schlaf!“
Sie hielt sich den vor Lachen schmerzenden Bauch. „Diese Vorstellung…“
„Prinz Arthur Pendragon, Kronprinz von Camelot, bekannt für seinen legendären Mut und seine unglaubliche Stärke, ruft weinend nach seinem Diener, weil er Alpträume von Messer werfenden Alten hat!“, dröhnte Gwaine mit tiefer, verstellter Stimme.
Unkontrolliert lachend fiel sie zur Seite auf Leon, quiekte gleich darauf auf. „Tut mir Leid!“
Gleichzeitig fingen sie alle wieder an zu lachen.
„Reich das mal her!“ Elyan reichte Gwaine ihren gemeinsamen Weinkrug. Der Braunhaarige versuchte vergebens daraus zu trinken. Als auch er dies bemerkte, warf er den Krug mit einem „Der ist ja leer!“ nach Elyan, verfehlte diesen jedoch und traf die Wand. Klirrend fiel das Metallgefäß zu Boden.
Sie fuhr erschrocken zusammen. „Gwaine!“
Doch nicht eine Sekunde später fingen sie wieder an zu lachen.
Als jedoch die Glocken des Schlosses erklangen, waren sie still und sahen sich besorgt an.
„Was ist los?“
Mehrere Wachen liefen in schnellem Schritt an ihnen vorbei.
Sie stand auf, stellte sich mitten auf den Gang und blickte ihnen nach. Unbeholfen blickte sie zu den Rittern zurück. Diese zuckten jedoch nur mit den Schultern.
„Ich geh mal nachschauen, was los ist.“ Leon stand auch auf und trat zu ihr. Sie blickte ihn an, dann wieder in die Richtung, in die die Wachen gegangen waren.
„Merlin!“ Sofort drehte sie sich um, als sie den Namen ihres besten Freundes von Elyan vernahm.
Merlin kam in gehetztem Schritt auf sie zu. Sein Blick war zutiefst bestürzt.
„Was ist los?“
„Der König wurde angegriffen.“
„Wie bitte?!“
„Uther liegt im Sterben.“

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 21, 2019 ⏰

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Heartful of courage [Merlin FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt