Sofort nach Sonnenaufgang waren sie weiter geritten. Nach einem halben Tagesritt kamen sie endlich an ihrem Ziel an. Vor ihren Füßen breitete sich ein riesiger See aus, in wessen Mitte sich eine vergleichsweise winzige Insel befand. Auf dieser konnten sie die Ruinen einer ehemaligen Burg erkennen. "Das ist sie... Die Insel der Seligen", hörte sie Arthur sagen. Eine Weile standen sie am Ufer und betrachteten die in der Ferne liegende Insel, ehe ein alter Mann mit einem verfranzten, braunen Umhang in einem Ruderboot vor ihnen Halt machte. Ohne ein Wort zu wechseln, setzten sie sich alle in besagtes Boot und ließen sich auf die Insel übersetzen. Am anderen Ufer angekommen, stiegen sie immer noch schweigend aus und sahen sich um. Mit festem Schritt ging Arthur auf die Burgruine zu. Sie blickte unsicher ihren besten Freund an, welcher ihr mit starrem Blick antwortete, ihr aber aufmunternd zunickte. Mit einem etwas besserem Gefühl betrat sie hinter den Rittern die Burgruine. Dieses verschwand jedoch sofort, als sie ein nicht menschliches Kreischen vernahm. Sofort richtete sie ihren Blick gen Himmel, welcher in der Zwischenzeit stark bewölkt geworden war. "Was war das?", fragte Leon, welcher auch in den Himmel blickte und sein Schwert zog. An ihrer Seite tauchte Gwaine auf, welcher es ihm gleich tat. "Ich hoffe, dass ich mich irre.." Augenblicklich tauchten zwei drachenähnliche Gestalten mit blutroten Augen auf, welche sich im Flug auf sie stürzten und sie angriffen. Schnell griff sie nach Pfeil und Bogen, um sich verteidigen zu können. Im Augenwinkel sah sie Percival zu Boden gehen. Einen Pfeil nach dem anderen verschoss sie, doch sie hatte das Gefühl, dass kein einziger traf. Wie auf einen Schlag jedoch flogen die Tiere davon. Verwirrte Blicke wurden getauscht; nur Gwaine schien sich seiner Sache sicher. "Seht ihr? So muss man mit denen umgehen!" Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Doch als sie Merlin erblickte, war ihr sofort klar, warum die drachenartigen Gestalten verschwunden waren. "Ist alles in Ordnung?" Sie ging auf Merlin zu, welcher wieder auf den Beinen war, dafür aber seinen Oberarm festhielt. "Ja, nur ein Kratzer." "Lass mich mal sehen." Sie bewegte ihre Hand schon auf seinen Oberarm zu, als ihr auffiel, dass sie ihn nicht berühren sollte. Erschrocken zuckte sie, bevor sie ihn berührte, zurück. Glücklicherweise bekam Percival dies dank Arthurs Ruf "Wir müssen weiter!" nicht mit. Arthur konnte sie schon nicht mehr sehen, als sie sich in die Richtung des Rufes drehte, so folgte sie den Rittern. Über ihren Köpfen erschienen erneut drachenartige Gestalten, welche sie wie Geier ihre Beute umkreisten. "Sir, ihr müsst weiter! Wir bleiben hier und halten sie auf!", auf Leons Ruf hin gingen Arthur und Merlin weiter, gefolgt von Lancelot, Gwaine und ihr. Sie betraten einen großen, leeren Hof, in dem nichts weiter als Bruchstücke der Ruine und ein Altar zu sehen waren - abgesehen von einem riesigen Riss, der in Mitten des Hofes in der Luft zu schweben schien. Der Riss war tatsächlich mit einem blauen Stück Stoff, in welchem sich ein wildes Tier verewigt hatte, vergleichbar. Doch anstelle freigelegter Haut konnte man innerhalb nur pure Dunkelheit erkennen. Es fühlte sich an, als verschlinge das Innere des Risses alles Licht und Leben. Die Lichtverhältnisse innerhalb der Halle unterstützten dies. Es war hier so dunkel, als wäre es schlagartig Nacht geworden. Ihr war etwas mulmig zu Mute, weswegen sie dicht neben Gwaine ging, welcher eine Fackel in der Hand trug. Arthur voraus gingen sie langsam auf den Riss zu, während sie sich unsicher umsahen. Als plötzlich eine dunkle Frauenstimme ertönte, blieben sie stehen. "Wir bekommen hier nicht oft Besuch." Eine alt wirkende Frau mit extremer Blässe und rot unterlaufenen Augen schien aus dem Nichts vor ihnen. Sie trug ein schwarzes, ausgefranstes Kleid, in ihrer Hand hielt sie einen langen Gehstock. Die Kelig. "Macht dem Spuk ein Ende!", befahl Arthur mit fester Stimme. "Ich verlange, dass ihr den Riss zwischen den zwei Welten schließt!" "Nicht ich habe dieses Grauen verschuldet. Wieso sollte ich ihm Einhalt gebieten?" Ihre Stimme durchdrang den gesamten Raum. Es fühlte sich an, als würde sie durch Mark und Knochen gehen. "Weil ihr dadurch unschuldigen Menschen rettet!", antwortete Merlin ihr. "Achja?" Mit einem boshaften Lachen warf sie ihren Kopf zurück und schien sich über seine Aussage lustig zu machen. Ohne darüber nachzudenken, stürmte Gwaine mit einem Brüllen und erhobenem Schwert auf die Kelig zu, woraufhin diese ihren Gehstock anhob und sich ihre Augen golden färbten. Sofort verstummte Gwaine. Sein Körper erhob sich vom Boden und wurde nach hinten gerissen. Ein paar Meter weiter hinter ihnen ging er bewusstlos zu Boden. Auf dem Gesicht der Kelig breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus. "Ist das alles, was ihr könnt?" "Oh.. Gwaine!", hauchte sie und ging auf seinen leblosen Körper zu. Sie kniete sich neben ihn und prüfte, ob er noch am Leben war, was sie beruhigender Weise an seinem Atem feststellen konnte. Erleichtert schüttelte sie ihren Kopf, blickte dann wieder zur Kelig. "Ich weiß, was ihr wollt", verkündete Arthur währenddessen, welcher ihr immer noch etwas verschüchtert, aber mit festem Blick gegenüber stand. "Tatsächlich?", fragte die Kelig mit zuckersüßer Stimme nach. Sie änderte ihren Tonfall auf todernst und fragte weiter: "Und bist du bereit diesen Preis zu zahlen?" "Ich bin bereit, jeden Preis zu zahlen, der nötig ist." Ein schiefes Grinsen erschien auf dem Gesicht der Kelig. Sie streckte ihre Hand empor und bedeutete ihm, er solle näher treten. Einen Moment lang zögerte Arthur, doch als er los lief, schien er entschlossener als je zuvor. Auch Merlin lief zögernd mit, ehe er Worte murmelte und Arthur bewusstlos zur Seite kippte. Erschrocken stellte sie sich wieder auf beide Beine und sah Merlin mit einem wohl möglich genauso ungläubigen Blick an, wie die Kelig, welche ihre Geste unterbrochen hatte. Langsam gingen sich die beiden entgegen. Sie schulterte ihren Bogen und folgte Merlin. "Soso, Emrys. Jetzt willst du mich also doch noch herausfordern." Als sie sich auf Augenhöhe waren, blieben sie stehen, zwischen sich der Altar. "Wirst du dich opfern und so deinen Prinzen retten?" Sie war bei Merlin angelangt. "Bitte. Merlin. Tu es nicht." Sie griff nach seinem Arm, woraufhin er sie mit einem leeren Blick belegte. "Das ist mein Schicksal." "Ja, mag sein. Doch ist deine Zeit unter den Menschen noch nicht vorüber, auch wenn du es gerne möchtest", antwortete die Kelig anstelle ihr selber. Sowohl Merlin als auch sie blickten fragend zu ihr, welche nur langsam den Kopf gen Schleier drehte. Sie verstand sofort und blickte auch in Richtung Schleier. Vor dem Riss stand Lancelot, blickte lächelnd zu ihnen zurück. "Lancelot!" Sie umpackte Merlins Unterarm stärker. Entschlossen wandte sich Lancelot wieder dem Riss zu und ging mit geöffneten Armen darauf zu, als begrüßte er den Tod wie einen alten Freund. Sobald er den Schleier berührte, verschwand seine Gestalt. Auch die Kelig und der Schleier verschwanden. "Nein!", rief Merlin laut einen Satz vorwärts machend. "Lancelot! Nein!" Wie versteinert standen sie beide da, starrten auf die Stelle, an der gerade noch der Riss geschwebt hatte. Noch immer hielt sie Merlins Unterarm umklammert. "Ist er jetzt tatsächlich...?" Sie wagte es nicht, das Wort auszusprechen. Eine Schwere wie tausende Felsbrocken legte sich auf ihr Herz. Sie hatte Lancelot nicht lange gekannt, doch hatte sie ihn sehr geschätzt. Merlins Blick war noch immer auf die Stelle gerichtete, an welcher Lancelot verschwunden war. Auf einmal überkam es sie. Stumm flossen Tränen über ihre Wangen. Sie ließ den Griff und Merlins Arm locker, hielt sich dafür ihre Hände vors Gesicht, sodass niemand dieses ansehen musste. Augenblicklich erwachte Merlin aus seiner Starre und blickte sie an. Er legte einen Arm um ihre Schulter, drückte sie an sich. Den Kopf lehnte er an ihrem an. Sie spürte die Traurigkeit, die auch ihn umgab, fühlte sich jedoch zu hilflos, etwas dagegen zu unternehmen. Ein Geräusch aus Richtung der Stelle, an welcher Gwaines Körper lag. Jemand stand auf. Kurz herrschte Stille, dann Schritte, die neben ihnen zum Stillstand kamen. "Ist Lancelot...?" Merlin nickte. Sie spürte eine Hand an ihrer Schulter, die diese halber massierte, halber darüber strich. Weitere Geräusche ertönten, diesmal aus Richtung des Prinzen. "Wo ist der Schleier? Die Kelig?" Wieder stand jemand auf. "Wo ist Lancelot?", zögernd. Merlins Brustkorb hob sich. "Er hat sich für Euch geopfert. Er ist tot."
"Lasst uns Sir Lancelot die letzte Ehre erweisen." Die Rückreise nach Camelot war unbehaglich gewesen. Es wurde nicht gelacht, nur spärlich geredet, alle waren sie ihren Gedanken hinterher gehangen, hatten getrauert. "Wir haben ihm viel zu verdanken." Nachdem sie angekommen waren, wurde sofort eine Bestattung für den nächsten Tag angesetzt, zu der auch sie eingeladen wurde. "Nicht nur seine Heldentaten werden wir nie vergessen, sondern auch seinen Mut, seine Hingabe, sein selbstloses Herz." Und so stand sie nun zum ersten Mal im Thronsaal, an ihren Seiten jeweils Gaius und Merlin. Sie standen auf der linken Seite des Saales in einer Reihe mit anderen Bediensteten des Hofes. Gegenüber von ihnen eine Reihe an Rittern, ihr direkt gegenüber Gwaine, welcher sie ab und an mit besorgten, aber auch traurigen Blicken musterte. "Er war der edelste Ritter, dem ich je begegnet bin. Er hat sein Leben für uns alle gegeben", schloss Arthur seine Rede.
Im Anschluss zur Bestattungszeremonie, hielten die Ritter noch eine, privatere, ab. Sie war dazu nicht eingeladen worden, da sie allen voran den Rittern galt, doch stand sie abseits hinter einer der Säulen im Haupthof des Schlosses und betrachtete es von Weitem. Sie hatte das Gefühl, alle Ritter Camelots standen in Reih und Glied um den sorgfältig aufgetürmten Scheiterhaufen, auf welchem Lancelots Umhang und Schwert platziert waren. Zu ihrer linken Seite waren Arthur und Gwen positioniert. Sie konnte sie zwar nicht sehen, doch sie hatte sie vorher zwischen zwei Ritterreihen hindurch erblickt. Nun konnte sie erkenne, wie Merlin mit einer brennenden Fackel den Weg zu ihnen durch die Ritter einschlug. Kurz darauf kam Arthur zwischen dem Meer aus roten Umhängen hervor, die Fackel in der Hand, welche er auf den Scheiterhaufen warf. Dieser begann zu brennen. Eine Weile standen sie da und betrachteten das Feuer. Ein Weinen war zu vernehmen - vermutlich Guineveres. Allmählich begann die Formatierung der Ritter aufzubrechen und jeder ging seiner eigenen Wege, bis nur noch Gwen vor dem Feuer stand, sich mit beiden Händen die Seite hielt und weinte. Es brach ihr das Herz, sie so zu sehen, weswegen sie sich ihr näherte, nachdem sie sich versichert hatte, dass tatsächlich niemand mehr anwesend war. "Gwen?" Vorsichtig legte sie eine Hand auf ihre Schulter. Erschrocken blickte sie auf, sagte jedoch nichts. Sanft legte sie ihren Arm um Gwens Schulter, strich beruhigend über diese. Der Umhang hatte Feuer gefangen. Im Schwert daneben spiegelte sich das Feuer in den schönsten Rot- und Gelbtönen. Sie beobachtete die Flammen, welche sich wie in einem Tanz um Hold und Schwert wogen. Eine tiefe innere Ruhe überkam sie, je länger sie den Flammen zusah. Mit der Zeit beruhigte sich Guinevere. "Vielen Dank." Sie lächelte sie traurig an. "Dafür musst du dich nicht bedanken." "Du warst mit dabei gewesen, nicht wahr?" Sie nickte leicht und war froh, als Gwen nicht weiter nachfragte.
Nicht lange später saß sie bei Merlin in ihrem Zimmer. Sie sprachen nicht viel. Merlin war noch in tiefer Trauer und sie wollte für ihn da sein, weswegen sie nur neben ihm saß, ihren Kopf auf seine Schulter gelegt hatte und Gedanken verloren über seinen Arm strich. Als sie jedoch hörten, wie jemand "Gaius!" aussprach, schreckten sie beide auf und sahen einander verwundert an. "Womit kann ich euch dienen?", erkundigte sich Gaius. "Ihr seid ein Mann von Weisheit und großem Wissen." Sie stand auf und ging auf Zehenspitzen zur Zimmertür, um hinaus zu spähen. Gaius lachte leicht. "Wissen vielleicht." Sie erblickte ihn an seinem Tisch. Ihm gegenüber stand Agravaine. "Habt ihr jemals von einem Zauberer namens Emrys gehört?" Sie spürte, wie nun auch Merlin augenblicklich hinter ihr stand und aus dem Zimmer lugte. Gaius zögerte. "Nein. Kommt mir nicht bekannt vor." "Nun... Solltet ihr jemals von diesem Namen hören.." "Werde ich euch sofort davon wissen lassen." Sie konnte sehen, wie Agravaine in Richtung er Tür ging, verlor ihn jedoch gleich darauf aus dem Blick. "Das soll nicht unbelohnt bleiben!" Sofort löste sich eine Angespanntheit von ihrem Schultern, die sie vorher nicht bemerkt hatte. Merlin schob sie etwas zur Seite, öffnete daraufhin die Tür und trat hinaus in Gaius' Wohnraum. Sie folgte ihm. Die Tür, durch welche Agravaine gegangen war, fiel ins Schloss. "Es gibt nur eine Person, von der er diesen Namen haben könnte", bemerkte Gaius, während er sich ihnen zuwandte. "Morgana?", fragte sie. Gaius nickte. "Wir wissen, dass ihre Kräfte stärker werden. Sie muss auch bei der Kelig gewesen sein." "Wenn sie nicht sogar der Auslöser für all das gewesen ist...", murmelte sie vor sich hin. "Warum Agravaine?" "Ich vermute, er ist nicht so rechtschaffen, wie es scheint. Und vergesst nicht, er hat allen Grund, Uther zu verachten", antwortete Gaius auf Merlins Frage. "Aber ist Agravaine nicht Arthurs Onkel?" Sie blickte fragend zwischen Merlin und Gaius hin und her. "Ja, aber er wird wohl möglich Uther an den Roden seiner Geschwister schuldig machen." Langsam nickte sie, woraufhin Gaius an Merlin gewandt weiter sprach. "Wir müssen auf der Hut sein. Morgana darf niemand die Wahrheit erfahren. Sie darf niemals erfahren, wer du in Wahrheit bist, Junge."

DU LIEST GERADE
Heartful of courage [Merlin FF]
FantasíaSie grinste leicht, während sie einen Pfeil aus dem Köcher nahm und ihren Bogen in die richtige Position brachte. Der Braunhaarige ritt los. Erst langsam, dann immer schneller. Sie blieb ruhig, zielte und schoss. Als sein Pferd stehen blieb, grinste...