Nach mehreren weiteren Stunden, die sie am nächsten Tag durch den Wald geritten waren, kamen sie endlich am Waldrand an. Vor ihnen erstreckte sich eine weite, grüne, hügelige Wiese. Sie selber standen auch auf der Spitze eines Hügels, sodass sie das gesamte Tal überblicken konnten. Weit im Hintergrund konnten sie erneut sehen, wie sich der Wald ausbreitete. Zudem konnten sie in der Ferne die Ruine einer Burg erkennen, aus welcher Rauch aufstieg. Sie waren stehen geblieben, um die Aussicht zu genießen. "Sieht so aus, als wäre uns schon jemand zuvor gekommen", kommentierte Lancelot den aufsteigenden Rauch aus den Ruinen. "Banditen?", fragte sich Merlin. "Vielleicht sind es die anderen!", hoffte sie viel mehr. "Schaffen wir das vor Einbruch der Dunkelheit?" Sie blickte gen Himmel und überlegte kurz. "Könnte knapp werden." "Dann ist jetzt ein guter Zeitpunkt, das genauer rauszukriegen!", forderte Lancelot sie heraus und galoppierte sofort los, doch sie hielt Merlin auf, bevor er wieder los reiten konnte. "Merlin!" Sein Blick glitt fragend zu ihr. "Wenn wir die Insel erreichen.. Willst du dich.. dann wirklich opfern?" "Was genau möchtest du jetzt von mir hören? Dass ich es nicht tun werde?" Geknickt sah sie Lancelot hinterher, welcher sich immer weiter von ihnen entfernte. "Luna, ich werde nicht zulassen, dass Arthur stirbt.. Es ist mein Schicksal." Sie nickte langsam. "Lass uns weiter.." Damit galoppierte auch sie los und ließ ihren besten Freund für einen Moment verdutzt stehen, ehe auch er sein Pferd in Bewegung setzte.
Die Sonne verschwand gerade hinter dem Horizont, als sie die Burgruine erreichten. Anhand der fünf Pferde, die am Eingang festgebunden waren, konnten sie ablesen, dass keine Banditen hier lagerten. "Geht schon vor, ich komme gleich nach", bestimmte Merlin. Sie taten wie behießen und gingen in Richtung der Stimmen, welche durch die Mauern hallten. Auch ihre Schritte waren laut durch das Gemäuer zu hören, weswegen ihnen, als sie näher traten, die Ritter in kampfbereiten Posen ihre Schwerter entgegenstreckten. In ihre Gesichter war pure Verwirrung geschrieben. Sie versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen. Arthur ergriff als erster das Wort:"Lancelot? Luna? Wo ist Merlin?" Sie wollte ihn gerade aufklären, als Lancelot verkündete: "Schlechte Neuigkeiten." Sofort konnte sie einen Stimmungsumschwung Arthurs erkennen. Sein Gesicht hatte augenblicklich eine dunklere Farbe angenommen und auch seinem Blick waren Ungläubigkeit und Erschütterung zu entnehmen. Lancelot jedoch klärte ihn nach einer kurzen Pause, in welcher sie Merlins Schritte leise hallen hörte, auf: "Er ist noch am Leben." Er zuckte mit den Schultern und grinste frech. Wie abgesprochen, tauchte Merlin neben ihnen auf. Sofort stahl sich Erleichterung auf Arthurs Gesicht und man konnte förmlich spüren, wie ein Stein von Arthurs Herzen fiel.
Nach ausführlichen Umarmungen und mehrfachen Versicherungen, dass alle froh waren, Merlin ginge es wieder gut, setzten sie sich um die Feuerstelle, die die Ritter aufgebaut hatten. Gwaine hatte sich neben sie gesetzt, den Arm um sie gelegt und sie an sich gedrückt, während er lachend verkündete, er habe auch sie schrecklich vermisst. Leicht perplex lächelte sie ihn an. "Hatte ich nicht befohlen, dass du nach Camelot zurückkehren sollst?", mischte sich Arthur dazwischen und setzte sich neben sie. "Eigentlich schon..", gab sie kleinlaut zu. "Aber-" "Kein Grund sich zu rechtfertigen." Er lächelte sie besänftigend an. "Dich scheint man genauso wenig loszuwerden wie Merlin." Er lachte, wurde danach aber sofort wieder ernst. "Es erfordert großen Mut, uns bei solchen Gefahren, zu folgen und sich meinem Willen zu widersetzen. Doch sag mir, was ist der Grund dafür, dass du dich diesen Gefahren aussetzt und dich weigerst, zurück nach Camelot zu gehen?" Die Gespräche der anderen waren verstummt. Sie hatte das Gefühl, alle Augen lagen auf ihr, als wollten alle unbedingt ihre Antwort an den Prinzen hören. "Um ehrlich zu sein-" Sie stockte kurz. "Ich.. kam nicht mit dem Gedanken klar, gerade erst nach Camelot zu kommen und meinen besten Freund wiederzusehen, nur um ihn ein paar Tage nach unserem Wiedersehen, wieder gehen zu lassen und Angst zu haben, dass ich ihn nie wieder sehe. Ich hatte ihn schon in Kindheitstagen beschützt, also dachte ich mir, dass ich es auch jetzt noch könnte." Arthur hob eine Augenbraue, ehe er antwortete: "Merlin ist bei den Rittern in guten Händen und ich weiß, dass du weißt, Merlin wird schon genug beschützt. Die Geschichte ist zwar rührend, aber was ist der wahre Grund?" "Ihr würdet mir die Wahrheit nicht glauben." "Ein Versuch ist es Wert." Sie seufzte leise. Auch wenn der Prinz noch so vertrauenswürdig war, dass sein Vater der Grund war, konnte sie ihm nicht vorhalten. Er würde sie für verrückt erklären und sie gleich dreifach zurück nach Camelot schicken. Eine gute Lügnerin war sie jedoch auch nicht, weswegen ihr nur eines übrig blieb.. "Ich hab mich schon immer in Gefahren gebracht und habe Ritter bewundert. Um ehrlich zu sein, war es auch schon so lange ich denken kann, mein Traum, ein Ritter zu werden, auch wenn ich eine Frau bin. Und vielleicht hatte ich einfach gehofft, dass ihr mein Potential erkennt, wenn ich euch folge und mich unter Beweis stelle." Ohne etwas zu sagen, sah er sie noch eine Weile an, ehe er aufstand und ging. Anhand seiner Mimik hatte sie nicht deuten können, was er von dieser Geschichte hielt. Links neben ihr saß immer noch Gwaine, welcher das gesamte Gespräch verfolgt hatte und nun eine Hand auf ihre Schulter legte. "Lass den Kopf nicht hängen, er hat nicht "Nein" gesagt. Das ist ein gutes Zeichen." Er grinste sie an, was ihr ein Lächeln auf die Lippen zauberte. "Danke."
Er nahm die Hand wieder von ihrer Schulter. "Haben wir noch Äpfel dabei?" "Äpfel?" Der plötzliche Themenwechsel warf sie aus der Bahn. "Gwaine liebt Äpfel." Percival gesellte sich zu ihnen und nahm an ihrer rechten Seite Platz, wo gerade noch Arthur gesessen hatte. "Wahrscheinlich ist Essen allgemein seine große Liebe. Irgendwann dürfen wir auf eine Hochzeit von Gwaine mit einem Apfel gehen", beteiligte sich Leon am Gespräch und stellte sich schräg gegenüber von ihr. Sowohl er als auch Percival begannen zu lachen. Sie und Gwaine hingegen verblieben stumm. "Wollt ihr mir jetzt sagen, ob wir noch Äpfel haben?" "Ich.. müsste noch einen haben. Aber der wäre dann bei meinem Pferd." Sie sah Gwaine an, dessen Gesichtsausdruck sich sofort erhellte. "Dann lass uns zu deinem Pferd gehen!" Sofort stand er auf und fischte einen längeren Ast aus dem Lagerfeuer, der an der Spitze brannte. "Ich borge mir das kurz, ja?" Sie stand auch auf und lachte leicht. Das Lachen von Percival und Leon war verklungen. "Ihr wollt alleine da raus gehen?", fragte letzterer besorgt. "Wir haben Feuer dabei, das wird schon!" Sie grinste leicht auf Gwaines Worte hin. Leon jedoch schüttelte den Kopf. "Ich begleite euch." Auch er fischte einen Ast aus dem Feuer.
Mit Gwaine und Leon an ihrer Seite ging sie nun also zurück zu den Pferden. An ihrem Pferd angekommen, griff sie in die Tasche, die neben diesem lag und durchsuchte sie nach einem Apfel. Als sie kurz danach mit ihrer Hand auf etwas glattes, kugelförmiges stoß, zog sie es triumphierend heraus. Doch als sie aufschaute, bemerkte sie, dass Gwaine in den Himmel sah und nur Leon gesehen hatte, dass sie den Apfel aus ihrer Tasche gezogen hatte. Im Hintergrund hörte man leise einen Schrei eines Dorochas. "Können wir jetzt wieder...?" Sie stellte sich zu den zweien und blickte auch hinauf in den sternenklaren Nachthimmel. "Wenn man hier so steht, könnte man fast vergessen, dass rings um uns herum hunderte von Menschen sterben." Sie nickte leicht. Leon blickte sie erst fragend an, sah dann jedoch auch in den Himmel. Kurz schwiegen die drei. "Der Stern da, siehst du ihn?" Leon stellte sich hinter sie, sodass sie besser erkennen konnte, welchen er meinte, und deutete in den Himmel. "Der Helle." Sie nickte erneut, um ihm zu bedeuten, dass sie verstanden hatte, welchen er meinte. "Meine Mutter hat, als ich noch ein kleiner Junge war, gemeint, dass sich alles zum Guten wenden wird, auch wenn die Situation noch so hoffnungslos erscheint, wenn ich nur diesen Stern sehe." Sie betrachtete den Stern und lächelte leicht. "Also bist du der Meinung, dass sich alles zum Guten wenden wird?" "Ich bin mir vollkommen sicher, dass Prinz Arthur den Schleier reparieren wird und wieder Ruhe in unser Reich einkehrt." Sie lächelte etwas breiter und drehte sich zu ihm um. "Ich bewundere deinen Optimismus und deine Loyalität gegenüber Arthur." Im Augenwinkel konnte sie erkennen, wie Gwaine den Blick vom Himmel abwendete. "Er hat uns bisher immer retten können, diesmal wird es nicht anders sein. Ich habe schon viele Schlachten an seiner Seite gekämpft, ich fühle mich ihm verpflichtet. Und das nicht nur, weil ich ein Ritter bin." Sie lächelten sich an. "Lasst uns wieder zurückgehen." Er machte kehrt und ging wieder Richtung der Feuerstelle. Auch sie wollte gehen, doch wurde von Gwaine aufgehalten, welcher sie am Arm festhielt. Sie blickte ihn verwirrt an. "Was war das?" "Was war was?" Er blickte sie durchdringend an. "Magst du Leon?" "Klar, er ist zie-" Sie stockte, als sie verstand, was er genau damit meinte. "Was? Nein! So mag ich ihn nicht. Wie kommst du darauf?" Gwaine schüttelte kaum merklich den Kopf. "Hinter diesem hübschen Gesicht steckt auch Sentimentalität." Er deutete auf sein eigenes Gesicht. Es brauchte ein paar Sekunden, bis sie tatsächlich verstand, worauf er hinaus wollte. "Ich weiß doch", lachte sie leicht. Seine Gesichtszüge entspannten sich wieder. "Ich.. wollte nur sichergehen." Sie lächelte ihn sanft an. Er erwiderte ihr lächeln. "Wir sollten zurückgehen." Er nickte zustimmend. Schweigend gingen sie nebeneinander zurück, wobei sie ihren Gedanken hinterher hing. Sie war sich sicher, dass Gwaines Verhalten darauf schließen ließ, dass er sie "mochte", doch gleichzeitig ließ etwas in ihrem Herzen sie das nicht glauben. Angekommen bei der Feuerstelle, setzten sie sich wieder nebeneinander auf einen der Baumstämme. Ohne dass es ihr bewusst war, saß sie viel näher bei ihm als zuvor. "Achja..." Nach einer Weile hielt sie Gwaine den Apfel vor. Er grinste frech. "Oh. Der Apfel."
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Heartful of courage [Merlin FF]
Viễn tưởngSie grinste leicht, während sie einen Pfeil aus dem Köcher nahm und ihren Bogen in die richtige Position brachte. Der Braunhaarige ritt los. Erst langsam, dann immer schneller. Sie blieb ruhig, zielte und schoss. Als sein Pferd stehen blieb, grinste...