☾ кαριтєℓ ȣ ☽

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Eilig ging sie in die Zimmer des Gaius' zurück, schnappte sich einen Rucksack und schmiss alles hinein, was sie finden konnte. Auf dem Hof hörte sie Hufe trampeln. Die Ritter, Arthur und Merlin brachen wohl gerade auf. Dies bewies sich als wahr, als sie an das Fenster trat und hinunter auf das Forum blickte. Etwas mulmig blickte sie ihnen hinterher, bis sie im Wald verschwanden. Gleich würde sie ihnen folgen und Arthur aufhalten, in den sicheren Tod zu gehen. Wie weit es bis zur Insel der Seligen war, wusste sie nicht. Wahllos schmiss sie wieder irgendwelche Sachen in den Rucksack und schnappte sich ihren Bogen und einen Apfel, ehe sie aus der Tür schreiten wollte, um den Rittern hinterher zu reiten.
"Wo willst du hin?" Sie zuckte zusammen und drehte sich um, um der Person ins Gesicht zu sehen, die sie gerade aufhielt. "Ich.. wollte... einen kleinen Spaziergang machen", stammelte sie schnell zusammen und fühlte sich ertappt. Gaius' Blick war durchdringend, als könnte er durch sie hindurch sehen und wüsste genau, was sie gerade dachte. "Du willst ihnen nicht wirklich hinterher reiten, oder?" "Ich.. nein... natürlich nicht!" Hilflos sah sie sich im Raum um, bis ihr Blick auf ein Behältnis fiel, das mit Kräutern befüllt war, welche aber beinahe aufgebraucht waren. "Ich wollte nur einen Spaziergang machen und Blutwurz mitbringen... Ihr wisst doch, dass sie beinahe aufgebraucht sind." Sie versuchte in seinen Augen sehen zu können, ob er ihr glaubte oder nicht, doch er war so unergründlich wie ein Stein. "Wenn Arthur dich entdeckt.." Leicht schüttelte er den Kopf und wandte sich dann ab.

Nachdem sie noch etwas unschlüssig Gaius' Rücken angesehen hatte, war sie aufgebrochen und schnell zu den Ställen geeilt, um sich ein Pferd zu besorgen. Sie wusste nicht mehr genau, wie sie es geschafft hatte, ohne gesehen zu werden, ein Pferd aus den Ställen zu holen und aus Camelot zu reiten, doch niemand hatte sie aufgehalten und nun war sie auf dem Weg zur Insel der Seligen. Sie folgte den noch frischen Hufspuren der Ritter in die Wälder Camelots. Doch plötzlich hielt sie an. Auf dem Boden sah sie eine junge Frau liegen, welche verwundet und schwach aussah. Schnell sprang sie von ihrem Pferd und kniete sich neben die junge Frau. 
"Ehm.. Entschuldigung?", fragte sie vorsichtig und betrachtete die junge Frau besorgt. "Was ist Euch zugestoßen?" Die Frau öffnete schwach ihre Augen und sah ihr direkt in ihre. Schnell blickte Luna weg und betrachtete die verwundete Schulter. "Das muss verarztet werden... Ihr verliert zu viel Blut.." Schnell richtete sie sich auf, ging zu ihrem Rucksack und holte ein Oberteil heraus, das sie zerriss. Sie kniete sich neben die Frau und zog das Oberteil der Frau soweit runter, dass die Wunde offen gelegt war. "Sieht nach einer Schusswunde aus... Hattet Ihr dort einen Pfeil stecken?"
Vorsichtig tupfte sie das Blut von der Wunde ab, um sich die Wunde besser ansehen zu können, als ihr wieder dieses Gefühl eines Nadelstiches durch sie hindurchfuhr. Wie vor ein paar Tagen bei dem Mann, bei dessen Verband sie geholfen hatte. Ungläubig starrte sie die Wunde an, die sich wie von selbst zu verschließen schien. Ihr Kinnladen stand offen, als sie die mittlerweile geschlossene Wunde anstarrte. Schnell schüttelte sie den Kopf und stand auf. Sie musste träumen. Das kann nicht geschehen sein, nein, das war Einbildung, das musste Einbildung gewesen sein, etwas anderes war nicht möglich, niemals im Leben. 
Die Frau hatte sich aufgesetzt und sah sie mit großen Augen an. Schwach und verwundet sah sie keineswegs mehr aus. "Ihr solltet Euch besser noch einmal vom Hofarzt untersuchen lassen. Camelot ist nicht weit entfernt." Sie drehte sich von der Frau weg und zeigte in eine Richtung, die aus dem Wald und nach Camelot führte. "Es müsste nur noch ein 10-minütiger Weg zu Fuß sein. Fragt nach Gaius, wenn ihr das Schloss erreicht habt." Sie spürte den Blick der jungen Frau immer noch auf sich liegen, doch sie ignorierte ihn und stieg auf ihr Pferd und ritt so schnell es ging weiter, ohne ein weiteres Wort mit der Frau zu wechseln. Weg von dem Vorfall mit ihrer Wunde, weg von dem Beweis für Merlins Vermutungen; auf zur Rettung Prinz Arthurs, auf zu anderen Gedanken. 

Mit jedem Meter, den sie ihrem Ziel näher kam, wurde die Anzahl an Opfern der Dorocha höher. Wie viele Leichen sie auf ihrem Weg schon gesehen hatte, konnte sie schon gar nicht mehr sagen. Es war unheimliches Gefühl. Und je länger der Ritt sich anfühlte, desto dunkler wurde es auch. Bald konnte sie die Hufspuren nicht mehr sehen, bald würde sie ihre Fährte verlieren und schutzlos, alleine im Dunkeln verweilen. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, alleine hinterher zu reiten? Doch ihre Angst verwandelte sich in Erleichterung, als sie eine Ruine einer ehemaligen Burg und sieben angebundene Pferde sah. Nur hatte sie noch ein Problem: Sie konnte dort nicht einfach auftauchen und "Hallo" sagen. Arthur wäre sicherlich nicht begeistert darüber, wenn eine Frau zugibt, hinterher geritten zu sein, um ihn zu retten, weil sein Vater es von ihr verlangt hatte; sie glaube sich diese Geschichte nicht einmal selber. Leise seufzend band sie ihr Pferd neben den anderen sieben an. Irgendwie würde sie die Nacht schon überleben, ohne gesehen zu werden. Wenn sie nur auch selber daran glauben würde... 
Leise schlich sie sich näher zur Ruine. Sie hörte schon leise Stimmen miteinander sprechen, als sie noch nicht einmal einen Fuß in diese gesetzt hatte. Schnell versteckte sie sich hinter einer Mauer. Sie schloss die Augen und ordnete die Stimmen Elyan und Arthur zu. Volltreffer, genau die Person, die sie am wenigsten treffen wollte, wenn sie sich hier verstecken wollte. Tatsächlich hatte sie mittlerweile alle Ritter der Tafelrunde kennengelernt - und jeder einzelne schien sie schon vorher aus Erzählungen gekannt zu haben; Merlin konnte nie ein Blatt vor den Mund nehmen. Elyan war der Bruder von Guinevere, ein liebevoller, aufgeschlossener Ritter, der nicht viel nachdenkt und lieber nach Herzenslust handelt. 
Sie presste sich näher an die Mauer und lauschte den Schritten, bis sie verklungen. Umsichtig lugte sie um die Ecke, doch sah zum Glück niemanden, ehe sie ihren Weg weiter hinein in die Ruine fortsetzte. Leise knirschte das Gras unter ihren Füßen, es war dunkel und kalt. Sie konnte ihren eigenen Atem sehen. Mit jedem Schritt weiter wurde es noch kälter und sie wünschte sich, wieder zurück in Camelot zu sein. Sie konnte immer noch nicht verstehen, warum sie sich auf solch eine wahnwitzige Idee eingelassen hatte. Den Prinzen retten und zu seinem Vater, dem König, zurückbringen... Was war bloß in sie gefahren? 
Sie schreckte aus ihren Gedanken, als sie weitere Schritte hinter sich knirschen hörte. Urplötzlich drehte sie sich um und starrte mit großen Augen in die Dunkelheit, die Hand schon griffbereit am Bogen, doch hinter ihr in einiger Entfernung stand nur Gwaine, der sie mit genauso überraschten Augen ansah, wie sie ihn. "Luna? Bist du es wirklich?" "Du hast nichts gesehen, ich bin nicht hier!", entgegnete sie blitzschnell. "Was machst du hier?" Sie starrte ihn immer noch mit großen Augen an. Leise hörte sie einen Dorocha im Hintergrund schreien, doch diesen realisierte sich nicht; all ihre Gedanken drehten sich darum, dass sie nicht gut genug aufgepasst hatte und Gwaine vor ihr stand, ausgerechnet Gwaine. "Ich... ehm..." Sie suchte nach einer Ausrede, doch ihr fiel keine ein. Im Augenwinkel konnte sie etwas weißes, schwebendes auf Gwaine zurasen sehen. Sofort schaltete ihr Hirn ein. "PASS AUF!" 

Heartful of courage [Merlin FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt