☾ кαριтєℓ Ιθ ☽

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Während Percival Merlin zu ihrer Feuerstelle zurücktrug, trotteten die anderen hinterher. Sie hatten ja schließlich immer noch nur eine Fackel. Sie starrte unentwegt auf den Boden. Den Anblick von Merlin konnte sie nicht ertragen. "Hey..." Als Gwaine sie ansprach, blickte sie auf. "Er wird schon wieder, sicher." Er versuchte sie aufmunternd anzulächeln, sie jedoch schüttelte nur den Kopf. "Es ist ein Wunder, dass er noch am Leben ist. Es hat noch nie jemand einen Dorochaangriff überlebt", murmelte sie.
Sie waren an der Feuerstelle angekommen. Percival setzte Merlin ab, während Elyan sofort eine Decke zur Hand nahm und sie Merlin umlegte. Währenddessen machten sich Lancelot und Arthur wieder auf den Weg, Feuerholz zu besorgen. "Dann wird er eben die erste Person sein." Gwaine deutete ihr, sich hinzusetzen, was sie augenblicklich tat. Allein die Vorstellung, dass Merlin es nicht schaffen würde, war zu grausam, um wahr zu sein. Sie hatte ihn doch gerade erst wieder, sie konnte ihn doch nicht so schnell wieder verlieren.
"Allein schon, dass er jetzt noch am Leben ist, ist doch ein sehr gutes Zeichen." Er lächelte sie erneut aufmunternd an. Sie reagierte jedoch nicht; sie starrte lediglich in das immer kleiner werdende Feuer. Gwaine hatte einen Wasserbeutel gebracht und setzte sich neben sie. "Hier, trink das. Dadurch wird es dir bestimmt etwas besser gehen." Sie nahm den Beutel an und trank einen kräftigen Schluck, ohne groß nachzudenken. Sie merkte, dass darin kein Wasser enthalten war, doch es war ihr in diesem Moment vollkommen egal. Als sie nichts mehr runter bekam, gab sie ihm den Beutel zurück. "Danke", brauchte sie leise über die Lippen. Er lächelte nur.
Ihr Blick fiel wieder auf Merlin, dessen Augen geschlossen waren. Sie wollte ihm helfen; sie wollte, dass es ihm gut ging und er sie wieder zum Lächeln brachte; sie wollte ihn nicht so schwach und verletzlich sehen; sie wollte ihn anfassen. Sie musste ihn anfassen... Vielleicht half es. Vielleicht hatte sie wirklich magische Kräfte und konnte sie für einen guten Zweck einsetzen...
"Möchtest du auch eine Decke? Ist dir kalt?", unterbrach Gwaine ihre Gedanken. Verwirrt sah sie ihn an, nickte dann langsam. Er stand auf und ging. Sie blickte zu Percival und Elyan, die in ein Gespräch mit Leon vertieft waren und in die Dunkelheit sahen. Wahrscheinlich hielten sie nach Arthur und Lancelot Ausschau. Jetzt hatte sie eine Chance. Sie konnte es ausprobieren; niemand würde es sehen. Nachdem sie unauffällig etwas näher zu Merlin gerückt war, nahm sie seine Hand in ihre. Sie spürte zwar das Gefühl, das sie wie Nadelstiche durchfuhr, so wie bei den anderen Patienten zuvor, doch nichts geschah. Merlin lag immer noch mit geschlossenen Augen da, bleicher als sie jemals jemanden gesehen hatte, und wirkte genauso schwach, wie zuvor. Enttäuscht ließ sie seine Hand los. In diesem Moment hatte sie doch so sehr gehofft, dass sie Merlin mit nur einer Berührung heilen konnte, doch dem war nicht so. Nichts war geschehen. 
Gwaine kam unterdessen mit einer Decke in der Hand zurück zu ihr und legte sie ihr über die Schultern. Er setzte sich wieder neben sie und blickte ihr in die Augen. "Ist das besser so?" Sie nickte langsam. "Warum tust du das alles für mich?" Er lächelte breit. "Ach, nur so. Wenn du etwas brauchst, dann sag mir Bescheid, ja? Solange kann du ja die Augen schließen und versuchen zu schlafen. Ich passe auf dich auf, du brauchst keine Angst zu haben." Er legte den Arm um ihre Schultern und drückte sie etwas an sich. "Wenn dich das stört, sag Bescheid." Schnell schüttelte sie den Kopf. "Alles gut", brachte sie leise über die Lippen. Ihr Herz schlug schneller als sonst und irgendwie war sie aufgeregt. Er grinste leicht. "Du kannst mich gerne als Kopfkissen benutzen. Es war sicher ein anstrengender Tag für dich." Sie zögerte kurz, legte dann aber ihren Kopf auf seiner Schulter ab. Er war bequemer, als sie je gedacht hätte. Und auch seine Nähe war komischerweise ziemlich beruhigend. So kam es, dass sie fast augenblicklich einschlief, nachdem sie ihre Augen geschlossen hatte. 

Als sie die Augen öffnete, war es schon hell. Sie lehnte nicht mehr an Gwaine, dafür lag sie jedoch auf dem Boden, während jener direkt neben ihr lag und die Arme um sie geschlungen hatte. Erschrocken riss sie die Augen auf. Verstand er das unter "sie beschützen" oder wie war es dazu gekommen? Vorsichtig versuchte sie sich aus seiner Umklammerung zu befreien, ohne dass er aufwachte. Als sie dies gemeistert hatte, richtetet sie sich auf und blickte sich um. Außer Gwaine schienen alle wach zu sein. Sie blickte in zwei grinsende Gesichter. "Na, gut geschlafen?", fragte Elyan. "Schien bequem gewesen zu sein", fügte Percival hinzu. Sie schüttelte leicht lachend ihren Kopf. "Das war nicht mein Werk!" "Aber gib zu: Es hat dir gefallen." Leon war hinzu gekommen und grinste nun auch, wenn auch nur zaghaft. "Idioten", grinste sie und rollte mit den Augen, ehe sie diese über das restliche Geschehen wandern ließ.
Ihr Blick blieb an Merlin hängen. Seine Augen waren geöffnet. Erleichtert lächelte sie und trat zu ihm. "Merlin!" Sie kniete sich neben ihn und sah in sein Gesicht. Doch er reagierte nicht wirklich, ließ nur seinen Blick zu ihr schnellen, ehe er wieder auf einen anderen Punkt blickte. Vorsichtig strich sie über seine Wange, welche eiskalt war. Sofort zog sie ihre Hand zurück und sah erst auf diese, dann wieder auf Merlin. Die Kälte seiner Wange hatte sich wie Nadelstiche in ihre Hand gebohrt. Oder war es nicht seine Kälte gewesen? "Er muss schnellstens zu Gaius." Sie blickte zu Arthur auf, welcher sich zu ihr gesellt und gesprochen hatte. Langsam nickte sie und stellte sich wieder auf die Beine. "Wollt ihr die Mission abbrechen?" Leon hatte sich zu ihnen gestellt und sah Arthur ernst an. "Er hat mir das Leben gerettet, ich lasse ihn nicht sterben." "Aber Sir", meldete sie sich selber zu Wort, "Wenn ihr nicht zur Insel der Seeligen reist, werden nach Hunderte ihr Leben geben müssen." "Lass mich das machen." Eine weitere Person beteiligte sich am Gespräch. Sie blickte zu Lancelot. "Ihr bräuchtet drei bis vier Tage, einen Verwundeten bis nach Camelot zu bringen", versuchte Arthur ihn von seiner Idee abzubringen. Lancelot jedoch hatte sofort etwas entgegen zu bringen: "Nicht wenn wir durch das Tal der Gefallenen Könige reiten." Ein kurzes Schweigen trat ein, ehe Lancelot hinzufügte: "Ihr dürft die Mission nicht abbrechen." "Er hat Recht, Sir", pflichtete sie ihm bei. "Das ganze Königreich braucht euch. Merlin hat euch aus gutem Grund das Leben gerettet."

Heartful of courage [Merlin FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt