5 - Plauderstunde

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𝕰𝖛𝖊𝖗𝖞𝖙𝖍𝖎𝖓𝖌 𝖜𝖎𝖑𝖑 𝖇𝖊 𝖔𝖐𝖆𝖞 𝖎𝖓 𝖙𝖍𝖊 𝖊𝖓𝖉, 𝖆𝖓𝖉 𝖎𝖋 𝖎𝖙 𝖎𝖘 𝖓𝖔𝖙 𝖔𝖐𝖆𝖞, 𝖙𝖍𝖊𝖓 𝖎𝖙 𝖎𝖘 𝖓𝖔𝖙 𝖙𝖍𝖊 𝖊𝖓𝖉

Schon seit einigen Minuten standen Ryley und James in der kleinen Höhle in der Wand des Astronomietrums und sahen sich schweigend an. Draußen übertönte das Prasseln des Regens alles andere.

"Sind das alles deine Bücher?", fragte der Gryffindor schließlich, als die Stille zu unangenehm wurde.

Und da hatte er ein wirklich offensichtliches Gesprächsthema erwischt, denn Bücher gab es in der kleinen Höhle wirklich zu Hauf: Alle fein säuberlich gestapelt und ohne das kleinste Eselsohr. Ryley nickte.

"Das hier ist über Halbgötter", sie hielt einen ihrer Schätze hoch, "das hier ist ein Muggelmärchenbuch", sie deutete auf ein anderes, "und in dem hier, meinem absoluten Liebling, geht es darum, in Bücher zu springen."

"Warum liest du so viel? Ich meine, Magie hast du doch auch im echten Leben", wandte James ein.

"Naja, aber die Bücher haben Happy Ends. Die Personen sind am Ende glücklich. Und wenn ich lese... dann fühlt es sich bei mir auch so an...", erklärte Ryley, wobei ihre Stimme gegen Ende immer leiser wurde.

Schließlich räusperte das lila-blauhaarige Mädchen.

"Warum sagt ihr all diese Dinge, obwohl ihr es kein Stück so meint?", erkundigte sie sich leise.

Ihr als Legilimentorin war natürlich durchaus aufgefallen, dass die Rumtreiber ihr zwar gerne Gemeinheiten an den Kopf warfen, doch denken taten sie ganz andere Dinge. Das bekam sie sogar dann mit, wenn sie nicht absichtlich in irgendwelchen Köpfen herumstöberte, was sich ja in ihren Augen so gar nicht gehörte.

"Was meinst du?", stellte der Gefragte eine Gegenfrage.

"Du weißt genau, was ich meine", gab Ryley pampig zurück.

Auf diese Diskussion hatte sie eigentlich gar keine Lust. Genau genommen bereute sie bereits, dass sie sie begonnen hatte. Dass sie angefangen hatte, über die Bücher zu reden. Dass sie diesen Rumtreiber überhaupt in ihr Geheimversteck gebracht hatte. Dass sie- Ja, eigentlich so gut wie alles.

"Und du... Woher weißt du das überhaupt alles?!", wollte James wissen.

Dabei bedachte er Ryley mit einem derart durchbohrenden Blick, dass diese schließlich wegsah. Vielleicht hatte er die Wahrheit verdient? Aber wenn er ihr Geheimnis weitererzählte? Dann hätte sie ein Problem. Andererseits - ihr ganzes Leben bestand aus Problemen, auf eines mehr oder weniger kam es da auch nicht mehr an.

Entschlossen wandte sie sich James wieder zu und musterte ihn aus ihren grünen Augen aufmerksam. Darum achtend, seine Gedanken nicht wirklich zu lesen, bemühte sie sich darum, zumindest ein paar Schwingungen mitzubekommen. Schon nach wenigen Augenblicken war sie sich in einer Sache sicher: James Potter war kein Verräter. Er konnte eine Geheimnis bewahren.

"Na gut. Aber wehe, du sagst es jemandem", nach einem weiteren prüfenden Blick vertraute die Bücherfreundin James eines ihrer beiden größten Geheimnisse an, "Ich bin eine Legilimentorin."

Überrumpelt starrte der Rumtreiber sie an.

"Du bist was?! Hast du uns etwa ausspioniert?!", stieß er hervor.

"Natürlich nicht!", gab die Beschuldigte empört zurück.

"Was hast du sonst noch in unseren Köpfen gesehen?", fragte er weiter nach, immer auf der Hut.

Ryley seufzte. Ob sie wütend, genervt oder eher resigniert war, konnte sie selbst nicht so genau sagen. Sie hätte damit rechnen müssen. Natürlich ging er gleich davon aus, sie würde nach Lust und Laune in den Gedanken anderer herumstochern.

"Ich lese Gedanken doch nicht absichtlich!", verkündete sie leise, "Und ich kann es mittlerweile ziemlich gut kontrollieren, also passiert es auch nicht oft, nur, wenn ich überrumpelt werde. Äh. Aber in eurem Fall ist mir tatsächlich noch eine dritte Sache aufgefallen. Irgendwas mit Animagi."

Dem schwarzhaarigen Brillenträger entgleisten alle Gesichtszüge.

"Also... Warte mal, du hättest uns die ganze Zeit verraten können und hast es nicht getan - obwohl wir so beschissen zu dir waren?!", stellte James ungläubig fest.

"Ja. Aber sowas macht man doch nicht!", stellte Ryley zum wiederholten Mal richtig, "Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass ich den Grund dafür kenne. Und dazu brauche ich nicht mal eure Gedanken zu lesen."

'Cause it's in their headsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt