Es war verwirrend, zu sehen wie schnell sich ein Leben verändern konnte, wie schnell Pläne einfach über den Haufen geworfen wurden und es war erschreckend, zu sehen wie eine einzige Entscheidung alles unwiderruflich beeinflussen konnte. Rückblickend waren viele dieser Ereignisse zwar begründbar und teilweise sogar vorhersehbar, doch in dem Moment ihres Geschehens überrumpelten sie einen wie eine stürmische Welle auf hoher See; unaufhaltsam und bis ins Mark erschütternd. Man war hilflos im Angesicht dieser Naturgewalt und in eben jener Hilflosigkeit war es schwer zu sagen ob die darauffolgende Veränderung gut oder schlecht sein würde.
Manchmal erblickte man am nächsten Morgen das Sonnenlicht und wusste, der Sturm war vorüber. Doch manchmal zog der Sturm einen mit sich und ließ nichts zurück als Trümmer des einst so stolzen Schiffes.
Nur wenige Seemänner trauten sich nach einem solch heftigen Sturm zurück auf See und ebenso war es mit solch einschlagenden Ereignissen. Viele wagten es nicht sich erneut in ähnliche Situationen zu begeben, in der Angst erneut schlechte Erfahrungen zu machen.
Auch ich hatte solche Ängste: die Konfrontation mit Menschen die ich enttäuscht hatte; meine Meinung frei zu äußern; Entscheidungen zu treffen die ich für richtig hielt. All diese Dinge hatten in der Vergangenheit einen prägenden Eindruck auf mir hinterlassen und auch während ich langsam lernte, mich meinen Fehlern zu stellen und vernünftig darüber zu reflektieren, so war ich bei manch anderem doch noch immer etwas zurückhalten, aus Angst erneut alles zu verlieren.Während meiner Zeit auf der Drachenbasis hatte ich eine Veränderung in mir wahrgenommen. Vielleicht lag es an meiner Nahtoterfahrung nach dem Viggo-Fiasko, vielleicht auch an der Erkenntnis, dass Verlust immer zu plötzlich kam und wir die Zeit die uns blieb genießen mussten. So hatte ich bemerkt, dass meine einst so lodernde Flamme, genährt von Hass und Einsamkeit, nun nicht viel mehr war als eine schwache Glut. Zuweilen fühlte es sich an, als wäre all die Energie meiner Jugend bereits aus meinem Körper entschwunden, doch ich glaubte daran, dass auch ein einzelner Funken genügen würden um das Feuer wieder in alter Größe erstrahlen zu lassen. Diesmal jedoch würde sich mein Hass gegen die richtige Person wenden und bis dahin würde ich weiterhin in Ruhe auf der Drachenbasis leben und versuchen mich meinen Ängsten zu stellen.
Und dank Hicks und seinen Freunden fiel mir dies schon um einiges leichter. Zwar war ich noch immer nicht der geselligste Typ, doch herschte bei den gelegentlichen gemeinsamen Abendessen keine unangenehme Stimmung mehr und auch bei zufälligen Begegnungen innerhalb der Basis wurden mir keine feindseeligen Blicke mehr zugeworfen. Die Drachenreiter hatten mir gezeigt, dass entgegen meiner Erwartung Vergebung nicht unmöglich war und das Menschen sich ändern konnten. Wir hatten alle Fehler gemacht und gemeinsam konnten wir diese Dinge hinter uns lassen und einen Neustart wagen.
Und so beängstigend es auch war, so hatte man doch am Ende nichts zu verlieren, nicht wahr?Zugegeben gewöhnte ich mich sogar langsam an das Leben hier. Nun gewohnt war vielleicht nicht das richtige Wort, aufblühen wäre wohl treffender. Ich blühte auf während meiner Arbeit und jede Minute die ich mehr in Projekte und anderweitige Hilfsaufgaben steckte, wurde ich noch engagierter und steckte noch ein bisschen mehr Energie hinein. Und ich empfand viel Freude dabei; Hicks ließ mir eine Menge Freiraum und Tag für Tag ließ ich meiner Kreativität freien Lauf. So war ich auch heute dabei einige Skizzen zu entwerfen, als Hicks zu mir stieß.
Schon sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes und so legte ich misstrauisch den Stift beiseite und wand mich ihm zu. "Was ist jetzt schon wieder los? Das letzte Mal als du so drein geschaut hast, wolltest du mir Vaters Erscheinen ankündigen." Ein nervöses Lachen entkam dem Wikinger und er begann - wie es für ihn üblich war in unangenehmen Situation - unbeholfen mit seinen Armen zu gestikulieren, als wüsste er nicht ganz wohin mit sich selbst. "Ja naja so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht." "Also ist es wenigstens ein bisschen schlimm." "Was? Nein, nein!" Erneut versuchte der Berkianer mit wilden Gesten seine Aussage zu unterstreichen, ehe er einmal tief durchatmete und sich durch die Haare fuhr. "Es ist -" Erneut seufzte Hicks schwer und schien angestrengt nach den richtigen Worten zu suchen, um eine Reaktion wie die vom letzten Mal zu vermeiden. Seine offensichtlichen Bemühungen mir das ganze schonend beizubringen, ließen auch meine Nervosität zusehens steigen. War etwas passiert? Hatte ich etwas falsch gemacht? Gab es etwa doch noch offene Rechnungen, die ich nun begleichen musste?
"Heidrun kommt vorbei."
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Die Erzählungen einer Drachenreiterin. [Dragons FF]
Fanfiction'Es ist schwer in einer Welt in der Menschen dich vergessen und dich nur noch an deinen Taten in Erinnerung halten. Denn hast du einmal etwas schlechtes getan, werden sich nur noch die wenigsten an das Gute erinnern, das vielleicht einmal da war. Me...