Es war nebelig. Man konnte kaum 20 Meter weit sehen und das Mondlicht ließ die Nebelschwaden wie Geister wirken ,die sanft über das Wasser tänzelten. Ich befand mich an Deck und versuchte nach irgendetwas Wertvollem Ausschau zu halten, doch das einzige was ich erkannte, waren Schiffswracks und Felsen. Da entdeckte ich ein Schiff ,versteckt hinter Felsen und kaum erkennbar durch den Nebel, welches meine Aufmerksamkeit schlagartig auf sich zog. Das Wappen auf dem zerrissenen Segel hatte ich noch nie gesehen - zwei in blutigem Rot gezeichneten Schwerter, deren Spitzen sich beinahe berührten. Ich konnte mir vorstellen ,dass dieses Schiff zu Lebzeiten Angst und Schrecken verbreitet hatte, doch nun war es alt, die Segel zerstört, die Farbe blätterte ab und es fehlten ein paar Schilde an den Seiten. Dennoch strahlte es eine Aura aus, welche meinen Blick in einen nahezu unlösbaren Bann zog und mein Herz die Sehnsucht verspüren ließ, es zu erkunden.
Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel ein Schatten durch die Dunkelheit huschen. Schweren Herzens löste ich meinen Blick von dem mysteriösen Schiffswrack und sah hinüber auf ein anderes noch nicht gesunkenes Schiff, als erneut ein Schatten durch die Nebelschwaden tanzte. Ich ging, das Schiff weiter angestrengt beobachtend, ein paar Schritte zurück und lief dann zu Dagur, welcher auf der anderen Seite die Umgebung beobachtete. "Dagur, ich glaube auf dem Schiff da drüben ist jemand." Demonstrativ zeigte ich auf das gemeinte Gefährt und Dagur sah durch sein Fernglas, in der Hoffnung damit mehr zu erkennen. Doch auch dies half nicht gegen den Nebel und so schwiegen wir einige Sekunden, um in die Ferne zu lauschen. Erst hörte ich nur das sanfte Rauschen des Meeres ,welches selbst in diesem trüben Gewässer eine beruhigende Wirkung hatte, und das Zischen einiger weniger Aale ,die sich weiter entfernt hinter dem Nebel versteckten und ihrer Beute auflauerten. Doch wenn man ganz genau hin hörte ,trug der Wind leise Stimmen an das Ohr. Man konnte nicht verstehen was sie sagten ,doch als Dagur und ich einen Blick austauschten ,war klar ,wir würden bald selbst fragen können ,worüber sie sich unterhielten.
Sich mit dem ganzen Schiff zu nähern ,wäre zu gefährlich ,also gab der narbengesichtige Rotschopf seinen Männern leise Befehle und ein Beiboot wurde ins Wasser gelassen. Zusammen mit einer Handvoll Männern bahnten wir uns langsam einen Weg durch die dichten Schwaden, versuchend nicht die Aale aufzuschrecken. Die Stimmen wurden lauter und verteilten sich auf mehrere Schiffe. Als wir das erste erreicht hatten, spähte Dagur über den Rand der Reling und verharrte kurz, bevor er sich wieder setzte, mit einem teuflischen Grinsen auf dem Gesicht. Fragend sah ich ihn an, er beugte sich vor und flüsterte mir leise zu "Die Rache ist nah." Und ich verstand.
Angespannt ließ ich mich ein bisschen tiefer in das Boot sinken. Sie wussten nicht ,wo ich war - es war nicht selten, dass ich für einige Tage im Wald oder den Bergen verschwand - und sie waren auch noch nicht bereit es zu erfahren, es war besser wenn sie es nicht wussten. Und als Dagur und seine Männer auf das Schiff kletterten, fragte niemand wo ich blieb, denn Dagur wusste es bereits. Schnell zog ich mir die Kapuze meines schon leicht zerrissenen Umhangs über den Kopf und strich mir eine Strähne aus dem nun verhüllten Gesicht. Es dauerte nicht lang ,da kamen die Männer zurück mit zwei Gestalten im Schlepptau. Sie waren geknebelt und gefesselt und wehrten sich eher kläglich. Als ich sie erkannte, zog ich den schwarzen Stoff noch ein Stück tiefer in mein Gesicht.
Während wir zum nächsten Schiff fuhren, waren die Zwillinge erstaunlich ruhig, vermutlich weil Dagur ihnen mal wieder gedroht hatte mit einer seiner Furcht erregenden Warnungen, die bei jedem der sie hörte einen Schauer auslöste. Jedem außer mir. Beim nächsten Schiff lief es genauso, nur das ich dieses mal auf die zwei Gefangen aufpasste, was nicht gerade schwer war, denn sobald die Zwillinge Lärm machten, zückte ich meinen Dolch und sie verstummten. Vermutlich ließ der Umhang mich noch geheimnisvoller und gefährlicher wirken ,als nur das blitzenden Messer, dessen Klinge das Mondlicht reflektierte. Die anderen konnte ich ebenso in Schach halten, abgesehen von Astrid, die sich schon auf dem Schiff nicht kampflos ergeben wollte. Nun fehlte nur noch der eine, den Dagur so sehnlichst zu sehen wünschte und dem ich auf keinen Fall gegenüber stehen wollte, in Angst vor all der Enttäuschung in seinem Blick.

DU LIEST GERADE
Die Erzählungen einer Drachenreiterin. [Dragons FF]
Fanfiction'Es ist schwer in einer Welt in der Menschen dich vergessen und dich nur noch an deinen Taten in Erinnerung halten. Denn hast du einmal etwas schlechtes getan, werden sich nur noch die wenigsten an das Gute erinnern, das vielleicht einmal da war. Me...