Kapitel 3

685 25 2
                                    

Am nächsten Morgen wachte ich viel zu spät auf, weswegen ich so schnell ich konnte aus dem Bett sprang und mich fertig machte, ehe ich zur Schule sprintete. Pünktlichkeit würde ich wohl nie lernen. Ich war schon zehn Minuten zu spät, also schnappte ich mir meine Bücher aus dem Spind und rannte die Treppe hoch als ich plötzlich aus dem Gang über mir 2 Menschen aufgeregt Diskutieren hörte. Ich hielt inne, schlich noch ein paar Stufen hoch und lugte um die Ecke. Es waren Elias und Miriam und sie schienen heftig zu streiten. Ich sah sein Gesicht nicht, da er mit dem Rücken zu mir stand, doch sie hatte offensichtlich Tränen in den Augen und schluchzte.

"Ich bitte dich! Das kannst du doch nicht tun. Ich liebe dich doch!" "Miriam, es ist mir egal. Ich verlasse dich und es gibt nichts was du dagegen tun kannst. Ich liebe dich einfach nicht. Und jetzt nerv mich nicht und lass mich in Ruhe." "Aber-" "Nichts aber. Lass mich in Frieden." Dann drehte er sich um und ging einfach. Ich musste gestehen, dass sie mir tatsächlich leid tat. Ich trat aus meinem Versteck hervor und ging auf sie zu.

"Was ein Dreckssack." Sie zuckte zusammen und sah mich geschockt an. Schnell wischte sie sich die Tränen weg und drehte sich um. "Keine Sorge. Du darfst ruhig weinen. Ich sags schon keinem." Ihre Dämme brachen und ein weiteres Schluchzen kam über ihre Lippen. Sie kam auf mich zu und klammerte sich Hilfe suchend in mein Shirt.

Etwas überfordert legte ich meine Hände auf ihren Rücken und sah ihr dabei zu, wie sie es vollweinte und ihre Wimperntusche schwarze Flecken hinterließ. Einige Minuten standen wir so da, bis sie sich beruhigt hatte. Ich führte sie die paar Schritte zur Treppe, wo wir Platz nahmen. Sie war die erste welche das Schweigen brach. "Danke." Erneut legte ich meine Hand auf ihren Rücken und versuchte sie anzusehen, doch sie drehte den Kopf weg. Die Situation war ihr sichtlich unangenehm. „Hey, schon okay. Du darfst ruhig weinen." Brummte ich. Ich hatte garnicht mal so viel Bock drauf, das Mädchen zu trösten, welches mich gestern noch aufs übelste beleidigt hatte, doch ich konnte sie ja wohl schlecht einfach hier sitzen lassen. „Es tut mir leid, dass ich gestern so scheiße zu dir war." Murmelte sie kaum hörbar. „Schon okay, vergiss es einfach." Jetzt sah sie her. „Und sorry wegen deinem Shirt." Fügte sie noch leiser hinzu, doch ich verstand was sie sagte.

Nun musste ich grinsen. "Mach dir keinen Kopf. Gehts dir wieder besser?" Ausdruckslos starrte sie die Treppe hinunter. „Ja, alles gut." „Vergiss den Hurensohn einfach." Das war jetzt nicht besonders empathisch, aber ich wusste einfach nicht was ich sonst sagen sollte.

Sofort verfinsterte sich ihre Miene wieder. "Er ist so ein blöder Wichser! Mich so gemein abzuservieren." Sie schwieg kurz und hatte für einen Moment wieder diese Ausdruckslosigkeit in ihren Augen. "Und das nur wegen seinen Eltern." Fügte sie leise, fast melancholisch hinzu. "Seine Eltern?" Hakte ich nach. "Ach nicht so wichtig." Meinte sie und lächelte. "Tja, jetzt hab ich Samstagabend wohl doch nichts vor. Eigentlich hätte er eine Party gefeiert, doch da bin ich jetzt vermutlich nicht mehr erwünscht." Meinte sie und lächelte, doch in ihren Augen konnte man die Trauer deutlich erkennen. Sie hatte ihn wohl wirklich gern gehabt.

Sag's nicht, sag's nicht, sag's nicht! „Ich meine wenn du willst, kannst du Samstagabend mit uns abhängen." Fuck! Sofort wollte ich mir auf die Zunge beißen. Sie sah mich aus großen Augen an. "Wirklich?" Lass es, Dima, sag es nicht! "Klar, wenn du Lust hast." Fuck! Ich war viel zu nett.

"Mit wem triffst du dich denn?" Ich stützte mich in meine Arme, lehnte mich nach hinten und legte den Kopf in den Nacken. "Ronny und noch ein Kumpel." Sie zögerte einen Moment. „Ach, dann bleib ich lieber zuhause. Ronny ist sicher der Letzte der mich sehen will." Hatten die hier alle solche Komplexe? „Jetzt sei kein Fisch, steh zu der Scheiße die du gemacht hast, entschuldig dich bei ihm und dann komm vorbei."

Jetzt lachte sie auf. „Fisch? Wieso bin ich denn ein Fisch?" „Keine Ahnung, weil du dich nicht traust mit Ronny zu sprechen vielleicht und Fische sprechen auch nicht." Ihr Lachen wurde lauter, sodass ich auch einstimmte. Sofort wurden wir zurück in die Realität geholt, denn aus einer der Klassen hinter uns, steckte eine ältere Lehrerin ihren Kopf und begann zu nörgeln. „Geht das auch leiser? Ich unterrichte hier. In welche Klasse gehen Sie überhaupt? Haben Sie nichts zu tun? Und warum sitzen Sie hier überhaupt herum? Die Treppen sind nicht zum drauf herumlungern da."

Miriam zuckte zusammen und fühlte sich sichtlich ertappt, doch ich blieb ganz ruhig. Mann, was war das denn für ne Schule, dass die absoluten Vollstreber zu den „Coolen" gehörten? „Sorry, ist ein Schulprojekt. Wir erforschen wie sich obdachlose Jugendliche fühlen." Erwiderte ich gelassen. Entgeistert sah sie mich an, hatte jedoch anscheinend keine Lust auf weitere Diskussionen. „Dann gehen Sie woanders hin, wenn Sie laut sein wollen." Sofort nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, brachen wir erneut in Gelächter aus, versuchten diesmal allerdings so leise wie möglich zu sein. „Ihr Blick war einfach unbezahlbar. Du bist wirklich ein originell, Dima." Gluckste Miriam und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. War das die klugscheißer Art mir zu sagen, dass ich komisch bin?

„Danke nochmal." Meinte sie dann und lächelte. So übel war sie eigentlich garnicht. Im Gegenteil. Sie konnte echt korrekt sein. "Dann bis nachher. Ich hab jetzt Deutsch." Und schon zog sie ab.

Nach dem Unterricht kam ein komplett verstörter Ronny auf dem Flur auf mich zu. "Du glaubst im Leben nicht was mir vorhin passiert ist. Miriam hat sich entschuldigt. Bei mir!" Ich wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. "Vielleicht wird das mit euch ja doch noch was." "Verarsch mich nicht und sag mir lieber mal was mit ihr los ist." Ich erzählte ihm die ganze Geschichte, jedoch so leise, dass es sonst niemand mitbekam. Seine Augen weiteten sich. "Krass. Ich wusste ja, dass er ein Arschloch ist, aber so fies..." "Naja, was auch immer. Übrigens, ich hab sie Samstags auch eingeladen." Meinte ich, während ich schon auf dem Weg in die nächste Klasse war.

I'm addicted to you | Boy X BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt