Kapitel 18

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Trotz seiner gesteigerten Motivation auf Grund unseres Deals, verlief das Lernen an diesem Tag eher schleppend, da ich mich immer wieder in seinen Augen verlor, oder einfach nur bewunderte wie schön er war. Meistens begann er zu keppeln, wenn er merkte, dass ich mich viel mehr auf ihn, als auf die Zellteilung konzentrierte, was ihn jedoch nur noch niedlicher machte. Ab und zu drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen und er ging an diesem Tag ungewöhnlich oft auf die Toilette.

Wie ein Idiot grinste ich vor mich hin. Wer hätte jemals gedacht, dass mir Bio lernen so viel Spaß machen könnte? Langsam begann es draußen zu dämmern und ich streckte mich. „Es ist bereits spät. Lass uns langsam Schluss machen." Er pflichtete mir mit einem Nicken bei und klappte seine Bücher zu. „Dann sollte ich wohl gehen." Ich schmiegte mich an ihn. „Willst du nicht bleiben? Wir können uns auf die Couch kuscheln, ich mach uns Popcorn und wir schauen einen Film." Er lachte auf. „Du bist so ein Softie, weißt du das? Bist du nicht ein Krimineller? Ein harter Typ wie du will auf dem Sofa liegen und kuscheln?" Gespielt beleidigt zog ich eine Schnute. „Du bist eben schön warm, okay?" Er gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. „Und was sag ich meinen Eltern? Ich kann ja schlecht zwei Mal in zwei Monaten sagen, dass mein Auto nicht angesprungen ist." „Bitte geh nicht." Murmelte ich und vergrub mich in seiner Halsgrube. „Ist gut. Ich sag einfach, dass ich wieder mit Miriam zusammen bin und die Nacht bei ihr verbringe. Das haben sie immer toleriert." Ich nickte nur, doch irgendwie tat es weh ein Geheimnis zu sein und sie im Glauben zu lassen, er wäre bei seiner Ex-Freundin, aber eine andere Möglichkeit gab es wohl nicht.

Kurze Zeit später, saß er in eine Decke gewickelt auf der Couch, als ich mit Popcorn aus der Küche kam. Ich stellte die Schüssel auf den Tisch und machte den Fernseher an. „Was willst du denn schauen?" Fragte ich. „Ist mir eigentlich egal, dreh irgendwas auf." Meinte er und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Er berührte mich! Freiwillig! Glücklich zappte ich noch ein bisschen durch Netflix, bis wir uns auf irgendeinen stumpfen Action-Film einigten. Er war schlechter als erwartet, was uns allerdings permanent zum lachen brachte. Wir äfften die Schauspieler nach und machten uns über das schlechte Writing lustig. Irgendwann klingelte mein Handy, weswegen ich mich entschuldigte, aufstand und den Raum verließ. „Hey, Dima!" Erklang Lisas Stimme am anderen Ende. „Hey, was gibts?" Ich hatte echt nicht mit ihr gerechnet. „Ach nichts, ich wollte nur fragen ob du vielleicht kurz Zeit hast." Sie klang ein wenig schüchtern. „Worum gehts?" Sie stockte kurz, ehe sie weitersprach. „Ich... also... ich wollte fragen, ob du vielleicht mal einen Kaffee mit mir trinken gehen willst? Also so... nur wir zwei." Ein Date? Sie war nett, aber nicht wirklich mein Typ. „Hör mal, ich bin im Moment echt mit der Schule beschäftigt, wir schreiben nächsten Dienstag ne Prüfung, aber ich geb dir bescheid, ja?" Jetzt wirkte sie verunsichert. „Ach okay... du musst auch nicht, ich will dich garnicht drängen oder so, ich dachte nur wegen der Party. Weißt du Dima, ich fand unseren Kuss echt schön und, dass du vorher gefragt hast war so süß. Das hat noch nie ein Kerl bei mir gemacht." Sie war ja richtig verlegen. Süß.

„Hör mal, Lisa. Ich fand unseren Kuss auch schön, aber ich möchte mich momentan eben wirklich auf die Prüfungen konzentrieren. Ich melde mich bei dir, wenn ich mit allem fertig bin." Sie quiekte am anderen Ende der Leitung auf. „Alles klar, bis dann." Damit legte sie auf. Als ich mich umdrehte und ins Wohnzimmer zurück gehen wollte, stand Ellie hinter mir. Hatte er gelauscht? „Wer war das?" Fragte er beiläufig. „Ein Mädchen, dass ich auf der Party kennen gelernt habe." Er verschränkte die Arme vor der Brust und verstellte mir den Weg. „Und was wollte sie?" Abschätzig sah ich ihn an. „Was wird das? Ein Verhör?" Er stieß Luft aus. „Ich hab mich doch einfach nur gewundert, was du so lange machst." Ich kam ein paar Schritte auf ihn zu, drückte sein Kinn nach oben und sah ihn schmunzelnd an. „Keine Sorge Baby, jetzt hast du wieder meine ungeteilte Aufmerksamkeit." Doch er blieb ernst. „Das war Lisa, oder?" Ich nickte. „Ich hab dir doch gesagt, dass du dich von ihr fern halten sollst. Sie ist kein guter Umgang." Jetzt lachte ich laut auf. „Kein guter Umgang? Wer bist du? Meine Mutter? Ich hab die letzten 3 Jahre entweder in Gefängniszellen, auf der Straße, mit Diebstahl oder Drogenverkauf verbracht. Wenn irgendwer hier kein guter Einfluss ist, dann bin das ja wohl ich." Dem hatte er wohl nichts entgegenzusetzen. „Dann halt dich eben von ihr fern, dass du sie nicht verkorkst." Autsch. „Na vielen Dank auch." Ich verdrehte die Augen. „Du willst doch eh nur wieder mit ihr rummachen oder sie vögeln. Weißt du wie ekelhaft das war, als ihr euch auf der Party abgeschleckt habt?" Er zog ein angewidertes Gesicht und langsam war ich genervt.

„Sag mal, was ist denn bitte plötzlich mit dir los?" „Gar nichts. Vielleicht sollte ich doch besser gehen. Entschuldige." Er drehte sich um und rauschte ins Vorzimmer ab. Als ich ihm hinterherkam, war er bereits dabei sich die Schuhe anzuziehen. „Was ist denn bitte in dich gefahren?" Ich wurde lauter. „Vorher noch permanent kuscheln wollen und jetzt eingeschnappt sein? Was passt dir denn jetzt schon wieder nicht?" Auch er wurde wütend. „Was bist du eigentlich für ein Arschloch? Was mir nicht passt? Ich finde es einfach abstoßend, dass du diese Bitch küsst und kurz danach mich!" Entgeistert sah ich ihn an. „Ellie, bist du eifersüchtig?" Er lief rot an. Ob vor Scham oder Zorn konnte ich nicht sagen. „Einen Scheiß bin ich!" Brüllte er. „Mein Gott, was ist dann dein scheiß Problem?" Schrie ich zurück. „Ich hab kein Problem!" „Nein! Garnicht! Alles bestens! Deswegen machst du dich auch erst an mich ran, jammerst dann wieder, dass ich dich nicht anfassen soll, willst dann wieder kuscheln, nur um mich jetzt dumm anzumachen! Wieso provozierst du dauernd Streit?!" Zornig sah er mich an, seine Augen zu schmalen Schlitzen verengt.

Du bist hier der, der Streit provoziert! Sonst hättest du die Fotze jetzt einfach weggedrückt! Ich wär heute echt gern geblieben, aber diese scheiß Hure musste alles kaputt machen!" So kannte ich ihn ja garnicht. Er fluchte sonst wenig und wenn, nicht in diesem Ausmaß. Ich atmete tief durch und schluckte meine Wut hinunter. Dann griff ich sanft nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger, was er zu meiner Überraschung zuließ. „Bitte zieh dir wieder die Schuhe aus und komm zurück ins Wohnzimmer." Ich näherte mich ihm und sah ihn mit flehendem Blick an. Langsam begann er sich die Schuhe von den Füßen zu streifen und kam einen Schritt näher auf mich zu. Ein wenig verunsichert sah er zu mir hoch, bis ich ihn in eine Umarmung zog. Auch er schlang seine Arme um mich und vergrub sein Gesicht in meinem Oberteil. „Bitte triff dich nicht mit ihr." Nuschelte er. „Du bist doch eifersüchtig." Stellte ich grinsend fest, wofür ich einen Schlag in die Seite erntete, welcher nicht besonders weh tat.

„Keine Sorge, Ellie. Wenn du willst, sag ich ihr ab, aber bitte bleib hier." „Ich bin müde." Murmelte er. „Gehen wir ins Bett?" Fragte ich, ohne ihn loszulassen. Ich konnte fühlen wie er nickte. Auf dem Weg ins Schlafzimmer, schaltete ich den Fernseher ab und löschte das Licht. Elias blieb die ganze Zeit dicht hinter mir, als wolle er in meiner Nähe sein, traute sich aber nicht mich anzufassen. „Schläfst du heute Nacht bei mir?" Fragte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Wieder nickte er wortlos und folgte mir ins Schlafzimmer. „Ich sollte duschen gehen, ich stinke als wäre vor zwei Wochen etwas zum sterben in meinen holen Zahn gekrochen." Stellte ich fest, was ihn los prusten ließ. „Keine Sorge, so schlimm ist es nicht, aber mir würde eine Dusche auch gut tun." „Kommst du mit?" Fragte ich mit einem Augenzwinkern, was ihn sofort wieder rot anlaufen ließ. Mit seiner Antwort hatte ich nicht gerechnet. „Wenn du willst."

I'm addicted to you | Boy X BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt