Kapitel 20

637 24 1
                                    

Am nächsten Morgen wurde ich durch den Geruch von Eiern und Speck geweckt. Als ich müde aus dem Schlafzimmer geschlurft kam, sah ich Ellie, in Boxershorts und einem meiner viel zu großen Shirts, welches locker an seinem Körper hing, am Herd stehen und Frühstück machen. Für einen Moment überkam mich eine wohlige Welle des Glücks. War ich im Himmel? Die ganze Nacht lang, hatte mir dieser heiße Kerl das Hirn rausgevögelt und jetzt stand er wie selbstverständlich in meiner Küche und bekochte mich. Egal was für ein Wichser ich in der Vergangenheit war, irgendwas musste ich richtig gemacht haben, sonst hätte ich das nicht verdient. Ich nahm Teller und Besteck und deckte den Tisch, aber nicht, ohne ihm einen langen Kuss auf die Lippen zu drücken. Auch beim Essen grinsten wir uns die ganze Zeit an. Ich kam mir schon fast ein wenig doof vor.

Das lernen an diesem Tag ging gut voran, auch wenn wir durch Elias regelmäßige Attacken der Lust unterbrochen wurden. Immer wieder stieg er auf mich und bestand darauf von mir genommen zu werden, was ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen ließ. Er sah in meine Klamotten aber auch echt gleich doppelt so sexy aus. Nach einigen Stunden legten wir eine kleine Pause ein und beschlossen einen Spaziergang zu machen um uns wieder ein wenig aufzulockern. Wir zogen uns gemeinsam an und bevor wir meine Wohnung verließen schnappte ich ihn nochmal, zog ihn an der Hüfte zu mir und verband unsere Lippen. Er legte seine Arme auf meine Schultern und schenkte mir einen seligen Blick. „Wofür war das?" Fragte er, als ich mich von ihm löste. Ich schmunzelte. „Nur eine Entschädigung dafür, dass ich dich draußen gleich mindestens eine viertel Stunde nicht anfassen darf." Er streichelte über meinen Hinterkopf und blickte unsicher zu Boden. „Willst du nicht, dass Menschen von uns erfahren?" Ich lachte auf. „Natürlich nicht. Wir sind ja nicht gerade die besten Freunde und ich bin mit deiner Ex befreundet, die mir den Kopf abreißen würde, wenn sie davon erfährt." Er schüttelte den Kopf. „So meine ich das nicht. Ich meine nicht direkt uns beide, sondern ob du ein Problem damit hättest, wenn Menschen wüssten, dass du mit einem anderen Mann..." Er traute sich nicht es laut auszusprechen, doch das musste er auch nicht, da ich wusste worauf er hinaus wollte.

„Hm, vermutlich hätte ich kein Problem damit. Ich habe keine Familie vor der ich mich rechtfertigen muss und meinen Freunden wäre das vermutlich ziemlich egal. Naja und sollten andere Menschen damit ein Problem haben, kriegen sie halt aufs Maul." Ungläubig sah er mich an. „Dir wäre das wirklich so egal? Kommst du nicht aus der Drogendealer-Szene? Werden Menschen, die offen mit anderen Männern... naja, werden die da nicht regelmäßig verprügelt?" Jetzt musste ich lachen. „Ellie, ich komm aus Kreuzberg, nicht aus dem Untergrund. Ich war Dealer, kein Mafiosi. Klar, fänden die meisten von denen das jetzt bestimmt nicht super, aber das kann mir doch egal sein. Mit denen kann man eh keinen intellektuellen Diskurs über homosexuelle Freiheiten in unserer Gesellschaft anfangen. Wenn mir jemand blöd kommt, kriegt er eine aufs Maul." Man konnte Bewunderung in seinem Blick sehen. „Wow, ich hätte nie gedacht, dass jemand wie du so... souverän damit umgehst."

Ich streichelte beiläufig seine Wange, während ich zur Tür stierte. „Ich habe nie irgendjemanden in meinem Leben gehabt. Ich war immer auf mich selbst angewiesen. Der einzige der jemals für mich da war, war Paul. Da bin ich nun wirklich niemandem eine Rechenschaft schuldig." „Paul?" Fragte Ellie. „Mein bester Freund. Wir kennen uns seit ich 15 bin. Er hat mir damals gezeigt, wie man... Geld verdienen kann." Seine Miene verfinsterte sich. „Also hat er dich zu einem Kriminellen gemacht?" Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Nein, das waren meine Umstände. Er hat mir nur gezeigt wie ich überleben kann. Er ist ein guter Kerl, glaub mir." „Er war mit euch auf dieser Party, oder?" Ich nickte. „Und du bist sicher, dass er dich nicht wieder in alte Gewohnheiten zurückziehen könnte?" Ich nickte erneut. „Naja, ist ja auch egal, aber versprich mir hoch und heilig, dass du so etwas nie wieder machst!" Ich hob die Hand. „Versprochen!" „Solltest du es doch tun, will ich nie wieder was mit dir zu tun haben." Etwas geistesabwesend sah ich ihn an. „Keine Sorge. Ich habe eine neue Chance bekommen und ich werde sie nutzen." Er drückte mir einen sanften Kuss auf, dann öffnete er die Tür und wir traten hindurch ins Treppenhaus.

Wir verbrachten den ganzen restlichen Tag miteinander, bis er nachhause fuhr und der Dienstag in großen Schritten näher rückte. Ehe ich mich versah, war der Montag verstrichen und nun stand ich mit schlotternden Knien vor meinem Klassenraum. Eigentlich war ich ein entspannter Typ, der die meisten Dinge ruhig anging, aber ich wollte diese Prüfung um jeden Preis bestehen. Sie wurde mündlich abgehalten und dauerte nur 15 Minuten. „Dimitri Makarow." Hörte ich meinen Namen. Ich schluckte, atmete tief durch und ging nach vorne.

„Das war für deine Verhältnisse wirklich gut, Dima, weiter so. Ich geb dir eine Drei." Ich konnte es kaum fassen. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich so hart für eine Prüfung gearbeitet und sie tatsächlich bestanden! Noch vor drei Jahren, wäre das undenkbar gewesen. Überglücklich stolperte ich aus dem Klassenraum. „Ich hab bestanden!" Rief ich meinen Freunden so laut ich konnte zu, in der Hoffnung Elias würde es hören und tatsächlich. Er sah zu mir rüber, grinste breit und streckte den Daumen aus seiner Faust, sodass nur ich es sehen konnte. „Gut gemacht, Digga!" Freute sich Ronny mit mir. „Ich bin stolz auf dich!" Pflichtete Miriam ihm bei und tätschelte meine Schulter. Nachdem alle mit der Prüfung fertig und der Tag endlich rum waren, wartete ich unauffällig auf Ellie vor dem Klassenzimmer. Ronny und Miriam waren bereits weg, weswegen ich ihn auf dem Gang abpasste. „Ne Drei!" Er lächelte sanft. „Ich bin stolz auf dich." „Danke Ellie! Danke, danke, danke!" Ich schnappte ihn, hob ihn hoch und drückte ihn fest. „Dima! Lass mich runter!" Doch ich lachte bloß. „Spinnst du? Wenn uns jemand sieht..." Zischte er, als ich ihn wieder absetzte. „Sind doch schon alle weg, entspann dich."

Ich vergewisserte mich, dass wirklich niemand außer uns auf dem Flur war, ehe ich ihn an der Hüfte packte und gegen die Spinde drückte. „Kommst du mit zu mir? Nur, weil ich die Prüfung bestanden habe, heißt das nicht, dass wir nachlässig werden sollten. Außerdem, kannst du mir noch ganz andere Dinge beibringen." Knurrte ich in sein Ohr. Er genoss für einen Moment meine Körperwärme und näherte sich meinen Lippen, ehe er sich zu erinnern schien, dass jeder Zeit jemand vorbei kommen könnte uns sich zurück zog. „Ich kann heute leider nicht. Meine Eltern bringen mich um, wenn ich so lange nicht nachhause komme, aber ich schreib dir, wann wir uns das nächste Mal sehen." Er zwinkerte mir zu, ehe er sich umdrehte und mich stehen ließ.

Auch wenn ich ein wenig enttäuscht war, konnte ich es natürlich verstehen, also begab ich mich auf den Heimweg. Ich quetschte mich in den überfüllten Bus und war froh, als ich endlich bei meiner Haltestelle raus konnte. Ich ließ einige Meter bis zu meinem Wohnblock, schloss die Tür auf und blieb im Erdgeschoss am Fuße der Treppe stehen, um meinen Briefkasten aufzuschließen. Darin lag ein Kuvert. Ich riss den Umschlag auf und fingerte den gefalteten Brief darin heraus. Leise begann ich zu lesen. „Sehr geehrter Damen und Herren, bla bla bla... Hiermit kündigen wir für die von ihnen gemieteten Räume/Wohnung, bla bla bla... eine Mietzinserhöhung an?!" Bitte? Scheiße Alter, ich hatte jetzt schon Schwierigkeiten über die Runden zu kommen, da meine Ersparnisse langsam aufgebraucht waren, wie um alles in der Welt, sollte ich mir bitte eine Mieterhöhung leisten können? Da steckte ich wohl ziemlich in der Scheiße...

I'm addicted to you | Boy X BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt