Kapitel 8

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Schreie ertönten, alle rannten hektisch herum, Kleinkinder weinten. Das war die Reaktion, wenn Drachen einfach so aus dem nichts Auftauchten. Dieser Mann, der vor mir stand, war mindesten 190cm groß, wenn nicht sogar größer. Seine schwarzen, gelockten Haare bildeten einen Kontrast zu seiner hellen Haut, die mit Sommersprossen übersäht war. Seine Schwingen hatte er etwas gespreizt, selbst diese waren mindestens 210cm groß. Mit einem leichten Grinsen begrüßte er mich bei meinem ganzen Namen, was mich überraschte: „Guten Tag, Aideen Leilani Auclair, schön dich zu sehen." Ich war verwirrt, ließ es mir jedoch nicht ansehen. Mit neutraler Miene blickte ich ihm ins Gesicht, den Dolch locker in der Hand. „Woher kennst du mich? Wer bist du?", fragte ich ihn. Hinter mir hörte ich, wie einige Leute scharf die Luft einsogen. Den Elfen wurde schon im Kindesalter eingeschärft, dass man Drachen immer mit Respekt begegnen sollte und ihnen niemals direkt in die Augen sehen sollte, weil sie sonst in deinen Geist eindringen und dich Foltern würden. Tja, ich tat gerade das genaue Gegenteil, ich spielte mit dem Feuer. „Seit wann denn so neugierig? Ich muss dir gar nichts sagen, Süße."
„Nenn mich nicht so. Nur weil du weißt, wie ich heiße, kennst du mich trotzdem nicht", bei diesen Worten grinste er noch Breiter und eine perfekte reihe weißer Zähne blitzten auf.
„Du spielst mit dem Feuer, Süße. Das ist dir klar, oder? Gehen wir doch ein Stückchen."
„Nein, danke. Ich bin sehr gerne hier."
„Ach komm schon", er zog behutsam an meinem Schal, „Ich bin nicht so gern unter Elfen, bitte." Als ich den amüsierten Blick in seinem Gesicht sah, schloss ich die Augen, atmete einmal aus und drehte mich zum Händler: „Bitte schön, einen Goldmark und fünfzig Silbermark", der Händler sah mich verwirrt an, da er für den Dolch eigentlich nur einen Goldmark verlangte. Ich gab ihm mit einem Blick zu verstehen, dass die fünfzig Silbermark als Entschädigung für die Störung da waren.
Auf dem Absatz kehrt ging ich in Richtung des Istra. Ich hörte, wie mir der Drache mit schweren Schritten folgte. „Ach, weil du gefragt hast: Ich heiße Castiel, bin 325 Jahre alt und ich hasse Fisch", stellte er sich vor. Ich zog eine Augenbraue hoch. So alt war er? Er sah aus wie 20, aber nicht wie 325! „Aha. Könnt ihr wirklich in den Geist anderer eindringen?", fragte ich.
„Nein, nicht alle. Ich kann's nicht. Meine Brüder aber schon."
„Warum erzählst du mir das?"
„Naja, du hast ja gefragt." Ich an seiner Stelle würde nicht so einfach mit den Informationen rausrücken. „Hey! Schau mich nicht so an! Ich weiß ganz genau, was du gerade denkst!"
„Aber es stimmt ja! Ich würde das niemals einfach so jemanden Erzählen, nur weil er danach gefragt hat!" Als er die Augen verdrehte, musste ich lachen. Diese Geste sah so normal bei ihm aus! Als er mich überrascht ansah, setzte ich wieder eine neutrale Miene auf. „Also, was wolltest du mir so wichtiges Sagen? Ich muss noch wo hin, also mach schnell"
„Hast du deswegen den Dolch gekauft?"
„Vielleicht hab ich ihn ja gekauft, um dich damit zu erstechen."
„Du siehst nicht aus, als würdest du mit so einem Dolch umgehen können. Aber egal. Zu deiner Frage: Ich werde dich bis zum Ball überwachen. Wird bei jedem so gemacht. Auch bei deiner kleinen Vampir-Freundin. Wir werden euch dann zum Ball fliegen", dieser Vorschlag gefiel mir gar nicht. Ich wollte schon zu einer Antwort ansetzen, als er die Hand hob und weiter redete: „Du kannst da nichts machen. Ist Vorschrift. Alsoo, wo wolltest du hin? Ich werde dich hinfliegen."
„Auf gar keinen Fall, ich...", als er mich plötzlich hochhob, hätte ich fast den Dolch fallen gelassen. Ich klammerte mich so fest an seine Schulter, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Wir stiegen immer höher und höher und irgendwann merkte ich, wie wir geradeaus flogen. Als ich vorsichtig ein Auge aufmachte, sah ich den Marktplatz von oben. „Wow", stammelte ich. Ich lockerte meinen Griff aus Castiels Schulter und betrachtete alles von oben: Es war wieder Ruhe eingekehrt, einige Leute hoben noch diverse Sachen auf, die sie vorhin fallen gelassen haben. „Wo geht's lang?", fragte mich Castiel. „Zu meiner Wohnung. Wahrscheinlich weißt du, wo es langgeht?", er lachte. „Na aber sicher doch", entgegnete er und flog daraufhin los. Einige Kinder zeigten hinauf zu uns, darunter waren auch einige Erwachsene. „Mama, Mama! Schau mal, ein Drache!", hörte ich ein Kind schreien.
„Wir werden jetzt Landen, halt dich fest", befahl mir Castiel. Ich tat was er sagte und schloss die Augen. Nun nahm ich auch seinen Geruch wahr: Er roch nach Gras und nach Salz. Und ein bisschen auch nach Schweiß. Als wir am Boden aufkamen, befreite ich mich aus seinen durchtrainierten Armen und ging zügig Richtung Haustür. „Du kannst jetzt gehen. Ich brauche keinen Aufpasser. Und Talea übrigens auch nicht." Castiel grinste und sagte: „Gern geschehen." Dann war er auch schon am Dach des gegenüberliegenden Hauses. Er grinste mich amüsiert an, woraufhin ich ihm meinen Mittelfinger entgegenhielt.
Als ich in meinem Zimmer gekommen war, entdeckte ich ihn am Dach. Ich zog die Vorhänge ganz auf, sodass er mich gut sehen konnte und zog mich. Nur mit Unterwäsche am Leib stand ich vor dem Fenster und sah, wie Castiel mich mit offenem Mund anstarrte. Siegessicher grinste ich und zog mich weiter um.

Eine halbe Stunde später stand ich vor Lukes Haustür, als Castiel mir mitteilte: „Das nächste Mal, wenn du dich umziehst, kannst du mich gern hereinbitten." Ich verdrehte meine Augen und läutete an. In dem Moment, in dem von innen Schritte ertönten, verschwand Castiel auf dem Dach. „Hallöchen", begrüßte mein Freund mich. Plötzlich sah er mit zusammengekniffenen Augen hinter mich und schnupperte in die Luft. „Ich glaub, ich riech da was", sagte er. „Ach, das ist bestimmt mein neues Parfum. Gefällt's dir?", log ich Luke an. Er wollte zu einer Antwort ansetzen, doch ich drückte ihm schnell einen Kuss auf die Lippen und schob ihn in die Wohnung. Du hast also einen Freund? Ich zuckte zusammen, als ich Castiel in meinem Kopf hörte.
Ich dachte du kannst das nicht.
Kann ich auch nicht. Mein Bruder ist ein
Daemati. Er hat mir seine Fähigkeit sozusagen geborgt.
Aha. Und wer ist dein Bruder?
Das muss ich dir jetzt wirklich nicht verraten.
Luke hatte anscheinend von unsrem Schlagabtausch nichts mitbekommen, denn er ging immer noch unbeirrt auf eine Couch zu. „Willkommen, erstmal. Willst du etwas zum Trinken?", fragte Luke mich. Ich bestellte mir ein Wasser, woraufhin er gleich in der Küche verschwand. Ich versuchte es nochmal bei Castiel:
Castiel?
Süße?
Nenn mich nicht so.
Doch.
Du nervst.
Daraufhin schickte er mir ein Bild in meinen Kopf, auf dem er mir die Zunge rausstreckte.
Warum wurde ich eigentlich auf den Maskenball eingeladen?
Ich weiß es nicht. Ernsthaft. Ist das denn so Wichtig für dich?
Ehrlichgesagt: Ja, sogar ziemlich.
Darf ich wissen warum?
Das muss ich dir jetzt wirklich nicht verraten. Äffte ich ihn nach. Er lachte in meinem Kopf. Luke kam zurück und hielt mir mein Glas entgegen: „Hier, bitteschön." „Danke. Ach ja, ich hab noch ein Geschenk für dich", ich drückte ihm mein Geschenk entgegen und zappelte ganz aufgeregt auf der Couch herum. „Ich werde es aber noch nicht jetzt aufmachen. Erst, wenn wir beide alleine sind", er zwinkerte mir zu. Dein Freund hat aber schmutzige Gedanken. Verkündete Castiel in meinem Kopf.
Raus da, das geht dich nichts an. Daraufhin lachte er. „So Leute! Da jetzt alle da sind, können wir ja auch für Luke ein kleines Geburtstags-Lied singen!", verkündete Lyn. Alle bejahten und wir fingen an. Während wir alle Lautstark sangen, schmunzelte er und spielte mit meinem Haare herum. „Alles Gute zum Geburtstag, Luke!", riefen alle im Chor. Daraufhin hob er mich hoch und küsste mich auf die Lippen. Während alle Klatschten und lachten schlang ich meine Beine um seine Hüfte. Er vertiefte den Kuss und spielte mit meiner Zunge, strich an meinen Gaumen entlang und leckte meine Lippe ab. „Nimmt euch doch ein Zimmer!", rief jemand und wieder lachten alle. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam und kniff meine Augen zusammen, als Luke verkündete: „Vielleicht sollten wir das ja wirklich!" Ich gab ihm einen liebevollen Klaps auf den Hinterkopf und befreite mich aus seiner Umarmung. Wieder schaltete Castiel sich ein Igitt, ich hab den Kuss ja förmlich auch gespürt! Ich grinste. Das hast du davon!
Als ich wieder in der Realität war, wollte ich zu Lyn gehen, bemerkte aber dann, dass sie mit Lucio sprach. Fast machte ich Freudensprünge, als die zwei sich Umarmten und Lucio sie küsste. Lyn lief eine dicke Träne an der Wange hinunter und er wischte sie ihr schnell wieder weg. Ich ging weiter da ich sie nicht stören wollte. Ich freute mich ja so sehr für die beiden! Auf der Suche nach jemanden anderen den ich kannte, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Es waren so ungefähr 20 Leute hier, einige kannte ich, einige auch nicht. Seufzend ging ich wieder zu der Couch, holte mir mein Wasser und trank es auf.

Einige Stunden später waren fast alle sturzbetrunken, standen in der Mitte des Raumes, sangen, tanzten, tranken oder knutschten irgendwo herum. Luke und ich waren eine der wenigen, die noch nüchtern waren. „Komm mit", flüsterte er mir ins Ohr. Ich stand auf und folgte ihm auf sein Zimmer. Als er anfing, meinen Hals mit küssen zu bedecken, hörte ich, wie Castiel und noch ein andere Mann in meinen Kopf sprachen.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 12, 2022 ⏰

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