Erwachen

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Philipp erwachte, als ihn jemand an der Schulter rüttelte und dann gegen die Wange schlug. Dies war so heftig das Philipp sofort seine Augen geöffnet hatte und dann in die funkelnden Augen von Breuer blickte. „Wie hast du das geschafft?!", zischte sie und im Hintergrund konnte Philipp erkennen, wie die Sonne begann aufzugehen. „Wie habe ich was geschafft?", stotterte er heiser und beinahe flüsternd hervor. „Bei meiner morgendlichen Zigarette habe ich gesehen, wie ein Polizeihelikopter über das Gebiet geflogen ist! Wie hast du es geschafft, deine Kollegen zu benachrichtigen?!", kreischte sie wie eine wildgewordene Furie und nun erschien auch Kessler neben ihr. Sein Gesicht war feuerrot vor Wut und die Halsvene deutlich angespannt. „Ich habe gar nichts gemacht...", flüsterte Philipp schwach und blieb liegen. Inzwischen brannte das Fieber in ihm in beinahe unerträglicher Hitze und der Schüttelfrost hatte seinen Körper übermannt.

Er bemerkte, wie sein ganzer Körper zitterte und eiskalter Schweiss, über seine Wangen lief. Er, sowie Breuer und Kessler sahen mit grossen Augen zum Fenster, als das Anfahren und Bremsen von Autos zu hören war. Auch Philipps Handy begann in diesem Moment zu klingeln und Kessler rannte sofort zum Tisch, während Breuer Philipp am Kinn packte und den Kopf so drehte, dass er sie ansehen musste.

„Bete zu Gott, dass Sie einfach die Übergabe machen wollen! Du weisst sonst, was passiert!", zischte sie und drückte Philipp dann wieder tiefer in die Matratze. Ächzend, rollte Philipp auf die Seite und riskierte einen Blick auf sein verbundenes Knie. Inzwischen war der Verband mit Blut und Sekret vollgesogen, doch was ihn wirklich beunruhigte, war ein roter Strich, der sich begann vom Verband her, über den Oberschenkel zu schlängeln.

„Scheisse", flüsterte er zu sich selbst und atmete scharf ein, als die Schmerzen wieder in sein Bewusstsein gedrungen waren. „Verdammt...", wimmerte er und klammerte sich ins Kissen, dass neben ihm lag.

„Was soll die Scheisse?", schrie Kessler sofort ins Telefon, nachdem er abgenommen hatte, „wir hatten einen Deal und einen Ort!"

„Wir wollen wissen wie es unserem Kollegen geht und mit Ihnen persönlich sprechen!", erklang nun Michaels Stimme und Philipp wusste so, dass Kessler auf Lautsprecher geschaltet hatte. „Ihr Kollege lebt - noch! Ich schwöre Ihnen, wenn Sie irgendein krummes Ding mit uns drehen wollen, dann werden Sie live und in Farbe miterleben, wie Ihr Kollege stirbt! ", übernahm nun Breuer das Ruder. „Wir haben alles was Sie wollen, wie versprochen", erklang es nun von Michael ruhiger, „wir können aber alles hier zu Ende bringen. Kommen Sie doch raus, Frau Breuer, dann können wir die Übergabe vollziehen!"

„Und wieso nicht ich?", zischte Kessler und Breuer hielt mahnend die Hand hoch. „Trauen Sie Ihrer Freundin nicht?", fragte Michael zurück und Kessler atmete tief durch.

„Meinetwegen. Ich werde bald rauskommen, allerdings wann wir es wollen! Denken Sie daran, wir haben die Oberhand ", drohte Breuer und funkelte Philipp an, der jedoch nichts erwiderte, da er zu beschäftigt damit war, die beinah unerträglichen Schmerzen hinunterzuschlucken.

„Gut. Wir warten", lenkte Michael ein und mit diesen Worten, hängte Breuer auf und durchsuchte sofort Philipps Handy. „Das GPS ist ausgeschaltet! Ich hatte alles eingestellt...wie konnten die...?" Ihr Gesicht wurde auf einmal schneeweiss und sie nahm ihr Handy hervor und schaltete es an. Sofort, erschienen diverse Mitteilungen von verpassten Anrufen und ein kleines Zeichen verriet das, was sie vermutet hatte. „Du hattest es vergessen?", kreischte Kessler beinahe und Breuer schluckte schwer. „Fuck...", flüsterte sie und legte eine Hand vor den Mund. „Dein Ernst?!", stöhnte Kessler und schlug sich mit den flachen Händen gegen die Schläfen. „Schatz! Du warst die, die alles genau geplant hatte!" „Ich hatte gehofft, dass Emilie mir noch einmal anrufen würde und da habe ich es vergessen!", gab sie leise zu und Kessler plusterte die Wangen auf. „Okay...vergessen wir das", versuchte er sich selbst zu beruhigen, bevor er auf Philipp blickte und auf ihn zuging. Dieser zuckte leicht zurück und ächzte, als Kessler ihn dann am Kragen des Pullovers packte und hochzog. „Ein Mucks in die falsche Richtung und du wirst es bereuen! Du wirst nun hier ruhig warten und dein Maul halten!", drohte er und Philipp nickte nur leicht geschlagen.

Das Fieber, die Schmerzen, die Übelkeit und die Furcht, die immer mehr in seinem Halse hochkroch, zwangen ihn in die Knie. „Ich will's hören, bevor du dann deine Klappe hältst!", sagte Kessler forsch und Philipp holte tief Luft. „Ja, keine Sorge - ich halte den Mund...", flüsterte er ist zitternder Stimme und sah Kessler in die Augen. „Gut. Denn ich erinnere dich gerne daran, wie ich solche Lappalien wie dich sehe! Als Hindernis - klar?!" Mit diesen Worten, liess Kessler los und Philipp fiel unsanft auf das Kissen zurück. Neben all den schlimmen körperlichen Leiden, kam nun auch die Angst dazu. Denn wenn er auf etwas keine Lust hatte, denn auf's Sterben. Doch er kannte auch diese Anzeichen des eigenen Leibes, wenn dieser begann, abzuschalten. So konnte er beinahe auch die Tränen nicht mehr zurückhalten, die sich aufgrund dieser Überforderung begannen, in seinen Augen zu sammeln. Er wollte nur eins, hier raus! Diesem Alptraum entfliehen. Die Geduld war allmählich am Ende. Das Vertrauen in seine Kollegen war das Einzige, was ihn noch durchhalten lies. Inzwischen war es ihm egal geworden, was diese zwei Gauner von ihm dachten. „Gut...ich gehe raus...du passt auf den sterbenden Schwan aus", hörte er Breuer sagen, sowie das Schmatzen eines Kusses, bevor sich die Tür öffnete.

K11 - Bonnie & ClydeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt