Eskalation

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Michael sah, wie Breuer aus der Hütte kam und in einer Hand ihre Pistole hielt. Jedoch war diese auf den Boden gerichtet. Ein paar Schritte tat Breuer bevor sie stehen blieb und den Kopf hob.

„Naseband?", fragte sie und Michael, der vor einem der Zivilstreifenwagen stand, nickte langsam. „Endlich sehen wir uns nun persönlich, Frau Breuer", begrüsste er sie und die Angesprochene, sah auf die weiteren vier Autos, hinter denen zivile und auch uniformierte Polizisten waren und im beidhändigen Anschlag die Waffe auf sie gerichtet hatten.

„Nicht gerade sehr einladen", sagte sie und Michael, zuckte mit den Achseln. „Sie müssen verstehen, dass ich auch meine Vorsichtsmassnahmen treffen musste", erwiderte er unbeeindruckt und Breuer atmete tief durch. „Sie haben das Geld und den Fluchtwagen?" Michael nickte und zeigte auf einen schwarzen Audi.

„Und das Geld?", fragte Breuer und Michael machte eine Handbewegung. Mit dieser, setzte sich Dani in Bewegung und ging auf den Wagen zu, sie öffnete die Fahrertüre und Breuer atmete scharf ein, als sie sah, wer aus dem Auto stieg.

„Emilie?", flüsterte sie und ihre Tochter nahm eine Tasche aus dem Wagen und lief dann, nach einem mutmachenden Nicken von Dani, so in Position, dass sie zwischen Michael und Breuer stand.

„Was machst du hier?", fragte Breuer und es war deutlich zu hören, dass sie mit ihrer Fassung kämpfte. Emilie selbst, umfasste die Tasche und atmete tief durch.

„Mama, hör auf! Bitte!", begann Emilie und auch ihre Stimme begann zu zittern, „Ist dir das wirklich wichtiger als ich? Willst du einfach abhauen und mich hier zurücklassen? Ich dachte, du liebst mich!"

Breuer steckte ihre Waffe ein und kam langsam auf Emilie zu.

„Bleibt bitte in Position", gab Michael per Funk durch und Dani stellte sich wieder neben Charlie zurück hinter einen der Autos.

„Schatz...du kannst doch mitkommen", begann Breuer langsam und blieb vor ihrer Tochter stehen, „wir können ganz von Neu anfangen. Du, ich und David! Wir fahren in den Süden und fangen ganz neu an! Du wirst dort sicher tolle Freunde finden und so klug wie du bist, wirst du auch die dortige Sprache sofort lernen!" Emilie schüttelte mit dem Kopf.

„Mama...Tante Veronica hat mir hier ein super Leben aufgebaut. Und ich dachte, du willst endlich daran teilhaben! Noch kannst du das ganze beenden! Ist David dir wirklich wichtiger als ich? Ist so ein Leben im Risiko wirklich wertvoller als ich?", blieb Emilie stur und nun war es Breuer, die den Kopf schüttelte.

„Das bin nun mal ich Schatz", begann sie leise, „und...ich liebe David...und ich liebe dich! Bitte, komm mit mir! Dann können wir endlich eine tolle Familie sein! So wie wir es immer wollten!"

„So wie du es immer wolltest", realisierte Emilie und legte die Tasche auf den Boden, „tut mir leid, Mama...ich dachte wirklich, du würdest dich für mich ändern...aber...hier. Schnapp' dir deinen David und leb' dann mit ihm glücklich bis ans Ende eurer Tage. Auf mich, wirst du dabei verzichten müssen...", sagte sie enttäuscht und wollte sich umdrehen, doch Breuer packte sie am Arm und zog sie zu sich.

„Nein, ich verliere dich nicht nochmal!", sagte Breuer forsch und packte mit der anderen Hand die Tasche. „Du kommst mit mir!" Emilie versuchte sich loszureissen, was den Griff nur verstärkte. „Mama du tust mir weh!", schrie sie und begann, noch stärker zu ziehen. „Lass mich los!"

„Nicht schiessen!", gab Michael sofort per Funk durch und nahm nun auch seine Waffe hervor. „Breuer, hören Sie sofort damit auf!", befahl er forsch doch die Angesprochene liess sich nicht beirren. Sie begann Emilie in Richtung der Hütte zu ziehen und ignorierte alle Protestrufe ihrer Tochter.

„Mama, LASS LOS!", schrie Emilie und setzte sich in die andere Richtung. Dies führte dazu, dass Breuer stolperte.

„Du bist meine Tochter! MEINE!", kreischte Breuer zurück und es entstand ein unübersichtliches Gerangel. Michael wusste, dass wenn er das Feuer eröffnen würde, dass das Risiko hoch war, das Mädchen zu treffen. Ein Gefühl der Machtlosigkeit machte sich in ihm breit.

„Breuer, machen Sie es nicht schlimmer!", versuchte Michael an die Vernunft Breuers zu appellieren doch ihm bleib der Satz beinahe im Halse stecken als er sah, dass Breuer und Emilie immer mehr in die Richtung des Abhangs taumelten.

„BREUER NICHT!", rief er nun und zum Entsetzten aller, kam Breuer mit Emilie ins Stolpern und mit einem grellen Schrei, fielen die Beiden den Abhang herunter und verschwanden in einer grossen Staubwolke. „Scheisse! Dani, Charlie!"

Die beiden Kommissarinnen verstanden sofort und rannten hinter den Autos hervor und begaben sich sofort auf den eingetretenen Weg des Hanges.

„Michael...", hörte der Angesprochene hinter sich und sah Nils, der ihn fragend ansah.

„Bleibt in Position", keuchte Michael und nahm sein Funkgerät hervor. „Robert, sobald bei euch das Feld frei ist, handelt! Die Situation ist ausser Kontrolle hier geraten!"

„Bist du dir sicher?", erklang es von Robert aus dem Funkgerät und Michael räusperte sich kurz, „Absolut. Breuer und ihre Tochter sind gerade den Abhang hinuntergestürzt! Ich denke, dass wird Kessler in der Hütte auch nicht entgangen sein. Philipp ist nun in absoluter Gefahr und wir müssen jede günstige Gelegenheit beim Schopf packen", antwortete er dann entschlossen und wartete auf die Antwort ab.

„Ich hab's weitergegeben. Sie wartet auf die günstige Gelegenheit ab und wird dann reagieren. Wir werden dann sofort zugreifen und handeln", erklang es dann.

„Super. Du hast die Situation unter Kontrolle?"

„Ja Michael, mach dir da keine Sorgen", entgegnete Robert und die Konversation wurde beendet. „Die mache ich mir so oder so", murmelte Michael zu sich selbst und steckte seine Waffe ein, bevor er auf Nils zuging. „Hole die RTWs die bereits warten. Sie sollen direkt hier herkommen. Ich denke, wir brauchen sie mehr als vermutet!", orderte er an und Nils nickte. Er steckte seine Waffe ein, nahm sein Handy hervor und rannte tiefer in den Wald hinein.

„Man, hoffentlich geht's dir gut Junge!", seufzte Michael und starrte zur Hütte. Durch die morgendliche Sonneneinstrahlung waren die Fenster verdeckt und er konnte nicht sehen, was darin vor sich ging.

„Halt noch ein wenig durch, wir holen dich hier raus!" 

K11 - Bonnie & ClydeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt