Falscher Schein

98 8 2
                                    

Kessler, Breuer und auch Philipp sahen auf, als Philipps Handy klingelte und der Kommissar einen abschätzenden, belächelten Blick von Kessler aufgrund des Klingeltons bekam, bevor er abnahm.

„Ich hoffe, Sie haben gute Nachrichten für uns!", begrüsste er den Anrufer und Philipp wusste nun sofort, dass Michael am anderen Ende war. „Sie haben es tatsächlich geschafft? Das freut uns. Wir werden uns am Morgen um 07.00 Uhr treffen. Den Standort gebe ich Ihnen dann morgens um 06.00 Uhr durch!"

Kessler wartete ab und blickte dann auf Philipp. „Der lebt, machen Sie sich keine Sorgen...meinetwegen!", stöhnte er, stand auf und ging auf Philipp zu. Mit der freien Hand, packte er Philipp am Kinn und sah ihm tief in die Augen. „Ein falsches Wort und du wirst es bereuen, verstanden?", flüsterte er leise und Philipp nickte nur kurz, bevor Kessler ihm das Handy ans Ohr drückte.

„Hey Micha..."

„...Junge, wie gehts dir?"

„Keine Sorge. Alles okay. Was ist mit Henry und Joschi?"

„Die Kleine hat schon wieder Feuer unterm Hintern und rauscht hier durchs Büro wie eine aufgeladene Kakerlake und Henry wird auch wieder. Konzentriere dich nun auf dich!"

„Danke, dass ihr euch so für mich einsetzt..."

„...wir schaffen das Junge!"

Nach diesen Worten wurde Philipp das Handy wieder vom Ohr weggerissen. „Nun wissen Sie, dass er noch lebt! Und denken Sie dran, eine falsche Bewegung und wir werden Ihren Kollegen das spüren lassen!" Mit diesen Worten hängte Kessler auf und legte das Handy wieder auf den Tisch.

„Die Kleine ist deine Kollegin? Eine echte Kommissarin? Nicht einfach eine Streifentussi, die ihr als Köder eingesetzt habt, die du knallst und beschützten wolltest? Hätte ich bei diesem komischen verdrehten Mauerblümchen gar nicht gedacht. Ich dachte wirklich, die wäre nur gerade gut für den Politessendienst", grinste Kessler und Breuer konnte ebenfalls nur verächtlich lachen.

Philipp schluckte die Wut herunter und spürte, wie ein anderes Gefühl in ihm hochkam: Verachtung.

„Ja und glaub mir, wenn ihr nicht meinen Kollegen niedergeschossen hättest und sie besorgt um ihn gewesen wäre, würdest du nun nicht mehr hier sitzen.", sagte er, seine Wut so gut wie möglich unterdrückend, mit Grienen und hochgezogener Augenbraue und Kessler setzte sich hin, Philipps Kommentar nicht achtend.

Breuer jedoch, schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Unterschätzt ihn nicht!", zischte sie und deutete mit dem Zeigefinger direkt auf Philipps Gesicht, „Du bist nicht momentan einäugig, weil du ein Auge immer zuzwinkerst, denk daran!"

Philipp sagte nichts, sondern richtete sich besser auf, da sein Knie immer mehr zu schmerzen begann. Das Gelenk wurde immer tauber, doch die Haut, Muskel und Sehnen standen in Flammen. Es fühlte sich an, als jemand mit tausenden kleinen, heissen Nadeln einstechen.

„Tut's weh?", lächelte Breuer nun wieder und Philipp atmete tief durch. „Selbst wenn, tut bei weitem nicht so weh wie die Anblicke euer Gesichter!", zischte er und nun war es Kessler der aufstand.

Noch bevor Philipp überhaupt reagieren konnte, griff Kessler um das Knie und drückte zu. Sofort, stiess Philipp einen Schrei aus und begann höllisch zu zittern. Ein reiner Schauer, überkam seinen Körper und um Luft schnappend und ächzend, kippte er seitlich auf die Matratze und vergriff sich mit den Händen im Überzug. „Und, sind unsere Gesichter immer noch schlimmer?!", keifte Kessler und Philipp biss sich auf die Unterlippe, um weitere Schreie zu unterdrücken, doch Kessler drückte wieder zu und Philipp drückte sein Gesicht in die Matratze um seine Lautstärke zu reduzieren. Er wollte diesen Beiden nicht noch mehr Genugtuung geben.

Er spürte einen feuerheissen Atem in seinen Nacken und er fühlte Kesslers stoppeligen Hals an seiner Wange. Glaub mir, wenn du nicht unser Druckmittel wärest, würdest du schon an einen der Bäume hier im Walde hängen. Also halte deinen Ton im Zaum!"

Ohne es zu wollen, den Schmerzen und der Pein nachgebend, nickte Philipp und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.

„Na also, geht doch!", zischte Kessler und entfernte sich wieder, während Philipp noch immer versuchte, wieder zur Fassung zu kommen. 

K11 - Bonnie & ClydeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt