Die Tochter vom Team und Cookies

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Pietros P.o.V.:
Evies Kopf lehnte schwach gegen meine Brust, doch es störte mich nicht. Nein, ganz im Gegenteil, ich war dankbar dafür, dass sie meine Nähe zu akzeptieren schien. Ihr kleiner Körper zitterte in meinen Armen, als ich sie zu einem der Autos brachte.
„Ist sie in Ordnung?"
Clint betrachtete das Mädchen mit einem besorgten Blick und lies sich auch von meinem schwachen Nicken nicht beruhigen.
„Wo ist der Vater?"
„Im 603"
Ich nickte kurz.
„Und die Mutter und der Bruder?"
„Im 602, bei Bruce."
„Das ist es praktisch, dass er sich dazu entschlossen hat im Bereich der Medizin eine Ausbildung zum Arzt zu machen."
„Das kannst du wohl sagen Tony."
Der Millionär ging nun neben uns her weiter zum Wagen 601.
„Cap ist bei ihrem Vater. Das ist echt ein kranker Typ! Wer würde so etwas jemandem wie Evie antuen?!"
Mit einem leisen Geräusch öffnete Clint die Autotür und ich legte das Mädchen vorsichtig auf die Rückbank. Ganz langsam zog ich meine Arme unter dem schönen Engel heraus. Ich versuchte sie nicht aufzuwecken und trat einen Schritt zurück.
Evies Augen flatterten leicht auf und sie griff nahezu panisch nach meinem Arm.
„Geh nicht!!"
Ihre Stimme war so verzweifelt und gleichzeitig so gebrochen, dass ich nicht anders konnte. Ich lehnte mich nach vorne, nahm sie wieder auf meinen Arm und setzte mich auf die Rückbank.
„Ist okay, ich lass dich nicht alleine. Wir sind alle für dich da."
Ich spürte, wie sich eine Gänsehaut auf ihrer Haut bildete und ich zog mir schnell meine Sweat-Shirt Jacke aus. Ich wickelte sie so gut es ging in meine Jacke ein und lehnte mich entspannt gegen die Rückenlehne.
„Danke..."
Die Spannung lies immer mehr von ihr ab und sie schlief wieder ein.
Sie sah so kaputt und gebrochen aus. Immer noch wunderschön, doch ich konnte die Wunden einfach nicht übersehen. Ich wollte sie einfach beschützen, für immer.

Evies P.o.V:
...Piep...
...Piep...
...Piep...
Das immer wiederkommende Piepen einer Maschine weckte mich auf. Meine Augen lies ich erst einmal geschlossen und verlies mich auf meine anderen Sinne.
Tastsinn.
Ich spürte einen unglaublich weichen Bettbezug unter meiner Haut. Es fühlte sich an, als wären einige Einkerbungen in dem Stoff, als wenn er aus verschiedenfarbigen Streifen bestehen würde. Ich merkte, wie tief ich in die Matratze einsank, doch es störte mich nicht. Es war sogar recht angenehm. Ich fühlte einen leichten Windzug über meine Hände und mein Gesicht fahren, wie eine Klimaanlage. Unter meinen Klamotten spürte ich ein Kratzen. Es war ein konstanzes Scheuern. Etwas Raues, dass an meiner Haut festgesogen war. Es war einfach nur schrecklich und ich wollte es entfernen, doch ich rührte mich nicht.
Geruchsinn
Es roch aggressiv, unangenehm, und doch so bekannt - Desinfektionsmittel. Lange Zeit war das das einzige, was ich wahrnahm, doch je länger ich so da lag, desto schärfer wurde mein Geruchsinn. Ich roch etwas frisches - eine Pflanze? Nein, das konnte nicht sein, der Geruch vermischte sich zu sehr mit etwas anderem. Minze und Eukalyptus, wie die Bonbons. Ja, das waren die anderen Komponenten. Schweiß, das war ganz klar zu erkennen. Dazu kamen noch Öl, Alkohol und eines dieser teuren Parfüms. Und dann noch etwas, dass einfach matt roch, wie nichts und doch wieder bekannt wie etwas. Und dann, mit dem Geruch von Kunstleder und klarem Wasser, roch ich Kaffe und Cookies.

Ich hörte, wie eine Person den Raum betrat und ich öffnete meine Augen. Ich lag in einem weißen Krankenhausbett, über mir eine Decke, wie ich mir gedacht hatte, gestreift. Um mich herum standen einige piepende Maschinen, sie störten mich nicht sonderlich, aber dieses Geräusch war einfach nervig.
Ich meine, könnte man dass nicht leiser machen?!
Langsam und bedacht darauf keine hektischen Bewegungen zu machen drehte ich mich nach links. Dort stand Bruce. Er hantierte an irgendwelchen Blutproben herum und sah so aus, als sollte man ihn lieber nicht erschrecken.
Mein Blick glitt zu einer Fläche, sie neben ihm angebracht war, darauf stand in einem Glas mein Schlüssel.
Meine Mum!
Timothe!
Ich geriet in Panik und fühlte mich sofort schlecht, wie hatte ich die beiden im Chaos gestern nur vergessen können?!
Mein Herzschlag wurde schneller und die Maschine veränderte ihren Rhythmus. Augenblicklich drehten sich alle Köpfe zu mir, doch ich konnte mich jetzt nicht darauf konzentrieren, wer da war.
„Was ist mit meiner Mum? Wo ist sie und Timothe?!"
„Hey Evie, es ist alles gut. Die beiden sind gerade in einem der Gästezimmer und schlafen. Das ganze Chaos war für alle ziemlich anstrengend gestern."
Bruces Stimme beruhigte mich, es war etwas bekanntes, etwas vertrautes. Ja, so komisch es auch klingen mochte, ich hatte mich ziemlich an die ganze Gruppe gebunden.
Alles in mir schrie danach Timothe und meine Mum zu suchen, um sicher zu gehen, dass es ihnen gut ging, doch ich tat es nicht. Ich vertraute Bruce, warum sollte er lügen?
Mein Herzschlag beruhigte sich langsam und ich wandt mich den anderen Leuten im Raum zu. Ganz rechts standen Steve und Tony, sie unterhielten sich über irgendetwas, dass ich von hier nicht hören konnte. Mir fielen zwei Sachen ganz bedeutsam ins Auge.
Als erstes, Steve trug so einen merkwürdigen Anzug, er sah ein bisschen so aus wie eine verbesserte Version von dem Captain America, der vor Jahren bei einem Flugzeugabsturz gestorben ist. Vielleicht machte er Cosplay?
Aber warum war er dann hier?
Und das zweite und deutlich wichtiger waren die Cookies, die die beiden in einer Dose zwischen sich auf einem Tisch stehen hatten.
„Cookies!"
Klar, die meisten Leute hätten wahrscheinlich etwas geistreicheres oder gefühlvolleres als ihre ersten Worte von sich gegeben.
Aber ich meine, kann man es mir verübeln? Cookies sind das beste, was es auf Erden gibt!
Die beiden schauten mich leicht perplex an, reichten mir aber trotzdem die Keksdose. Genussvoll biss ich in den ersten hinein und schloss die Augen wieder. Die waren einfach göttlich!
„Wer hat die gemacht?"
„Bucky, er hat früher öfter mal gebacken um mich zu überraschen oder aufzuheitern."
Steves Antwort lies mich schmunzeln. Die beiden waren echt niedlich.
Ich stopfte gerade einen Keks nach dem anderen in mich hinein, als ich von einem Stuhl gegenüber von meinem Bett ein Lachen hörte.
„Es wundert mich echt, wie man so aussehen und gleichzeitig Kekse so sehr lieben kann."
Meine Aufmerksam wanderte von dem leckeren Gebäck hoch, um bekannte blaue Augen zu treffen. Er schmunzelte mich an und ich konnte nicht anders, als ihm auch ein kleines aufrichtiges Lächeln zu schenken.
Sein Blick war voller Freude und Erleichterung, er löste etwas in mir aus. Wenn ich doch nur wüsste was...
Pietros Haare waren verstrubbelt, sahen aber immer noch einfach unheimlich gut aus. Ich war so von seinem Gesicht gefesselt, dass ich vorerst gar nicht bemerkte, dass er nur in einem verschwitzten T-Shirt und einer Sporthose vor mir saß.
Ich konnte gar nicht beschreiben, wie dankbar ich ihm und den anderen Leuten war, dass sie uns da gestern raus geholt haben.
Ich versuchte ihm so intensiv wie möglich in die Augen zu sehen und sagte:
„Danke!"
„Gern geschehen."
Sein Grinsen wurde zu einem gütigen Lächeln und ich war so froh, dass er mein ‚danke' nicht einfach so im Raum stehen lassen hat.
„Also, es ist so, dass wir dich da gestern raus geholt haben und deinen Vater dann in eines unserer Autos gesetzt haben. Cap hier drüben sollte ein bisschen auf ihn aufpassen und dein Vater hat leider *hust*hust* ein paar unangebrachte Kommentare gemacht und Cap hat ihm ordentlich eine gescheuert. Naja, wir dachten nur du solltest das eventuell wissen."
Ich grinste Tony an, ich mochte das, wenn er so direkt war. Es war weniger nervig, als wenn er immer um alles herum labert.
„Danke."
...
„Und warum eigentlich Cap?"

Steves P.o.V.:
—- einen Abend zuvor —
Ich sah Tony kurz hinterher, wie er zu Clint und Pietro ging, der mit Evie aus dem Haus kam und konzentrierte mich dann wieder auf den Mann auf der Rückbank.
Die Autotüren waren alle verschlossen, aber ich könnte jederzeit von hier Vorne eingreifen, wenn etwas wäre.
„Hast du jemals jemanden geliebt? Nicht auf einer romantischen Art, sondern mehr so, als müsstest du diese Person mit allem was du hast beschützen und würdest alles für sie geben?"
Ich dachte automatisch an Bucky, Evie und das ganze Team. Ich würde alles für jeden von ihnen geben, aber worauf wollte dieser Unmensch auf der Rückbank hinaus?
„Ich zumindest schon. Und sie wurde mir genommen. Wegen IHR! WEGEN EVIE! SIE HAT MIR MEINE KLEINE GENOMMEN! DIESE SCHLAMPE, SIE VERDIENT ES SICH SCHULDIG ZU FÜHLEN, SIE VER..."
Das war der Moment in dem ich mich nicht mehr halten konnte, ich drehte mich um und haute ihm mit voller Wucht eine rein. Der Mann fiel sofort in Ohnmacht und ich setzte mich langsam zurück auf meinen Sitz. Er hatte es verdient! Er hatte Evie verletzt und es auch noch gerechtfertigt! Die kleine war wie die Tochter vom Team!

Wir gegen den Rest der Welt! Pietro Maximoff ff/Avengers ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt