2 - rich kid first world problems

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Die Farbstriche schlängelten sich durch die Menge an Wörtern der Zeitungspapiere. Während die Klekse der roten Flüssigkeit eher wie verwirrte Fliegen an einem Fenster schienen. Alle Komplementärfarben kämpften miteinander. Wer würde die Oberhand gewinnen? Da kam pink und brachte eine Unruhe in das Gemälde. Wer würde siegen? Jungkook war sich nicht sicher. Er stand in seinem Atelier und begutachtete das Kunstwerk seit geraumer Zeit. Das Farbenspiel hatte ihn eingezogen. Er war wie „Alice im Wunderland" in eine neue Welt gefallen.

Jungkook wurde von seinem Handy aus seiner Welt gerissen. Träge drehte er seinen Kopf zu dem Beistelltisch, auf dem sein Smartphone lag. Der Anrufer war nur mit einem Emoji eingespeichert und die Sonne reichte, damit er wusste wer es war. Anstatt ans Telefon zu gehen stand er in Seelenruhe auf und holte sich aus seinem Kühlschrank ein Wasser.

„Ey Jungkookie! Du stehst da bestimmt irgendwo in der Nähe. Ich hab gerade mit Namjoon geredet und er hat mir von eurer Oper erzählt. Du bist schon wieder nach der ersten Hälfte abgehauen?" Der Manager lachte auf. „Wahrscheinlich zu langweilig. Versteh ich völlig, aber erzähl das ja nicht deinem Cousin! Ich ruf eigentlich an, weil ich dich doch bitten muss zu kommen. Du tust sowieso nur so als hättest du's vergessen, dass deine Ausstellung heute eröffnet. Das mach auch nur ich oder? Einen Künstler zu seiner eigenen Prämiere bitten. Also schwing deinen Arsch her. Oder willst du wieder die Artikel vom letzten Mal? Wir sehen uns!"

Das Display wurde wieder schwarz. Dann bekam Jungkook eine Nachricht. Er brauchte gar nicht nachschauen. Auch so wusste er, dass es wegen seiner Mailbox war. Schon einige Male hatte er versucht in den Einstellungen diese Benachrichtigung abzustellen, hatte sie aber nie gefunden.

Er schmiss seine Flasche unachtsam zurück in den Kühlschrank bevor er nach seinem Smartphone im Vorbeigehen griff und durch eine Tür in sein Schlafzimmer gelangte.

Jungkooks Atelier war ein kleiner Anbau an seine Villa. Zwei Türen verbanden die beiden Gebäude miteinander. Die eine führte ins Schlafzimmer und die andere in den Garten. Jungkook bevorzugte die zweite Möglichkeit. Er liebte es durch den Garten zu schlendern und das Ambiente zu genießen. In dem Garten war nicht sehr viel los. Keine besonderen Blumen mit extravaganten Farben und Formen. Er liebte alles, schlicht zu halten. Eigentlich wollte er in einem kleinen Haus irgendwo im nirgendwo leben. Doch sein Vater hatte es ihm strikt verboten – nicht, dass er sich jemals darangehalten hätte – und ihn stattdessen in das alte Haus seines Vaters, Jungkooks Großvaters, verband. (Das mit der Verbannung war nicht ganz korrekt, aber Jungkook sah es so.)

Jungkooks Großvater hatte sich in seinen alten Jahren an einem ruhigen Ort niederlassen wollen. Nachdem seine Frau verstorben war hatte er den richtigen Moment gesehen und sich aus den Geschäften zurückgezogen. Die Renaissance Villa war sein Savespace gewesen und jetzt hatte Jungkook ihn übernommen.

Die warme, salzige Briese streichelte zärtlich über seine Wange und Jungkook schloss für einen Moment seine Augen. Eigentlich hatte er sich so weit von der Menschheit abschatten wollen, dass ihn keiner mehr auf die Nerven ging. Aber seine Familie hatte ihn immer gefunden. Jetzt konnten sie ihn ohne Punkt und Komma erreichen. Er war zwar der Jüngste, aber man musste ihn nicht babysitten.

Er zog sich ein T-Shirt an und eine andere Hose dann durchquerte die Villa um durch den Haupteingang mit Schlüssel und Jacke zu verlassen. Den Haupteingang betonte er extra immer wieder, da seine Familie dazu tendierte durch alle Türen (vorzugsweise die Gartentür) in sein Haus zu gelangen.

Dem Koreaner war bewusst, dass seine Probleme in der Kategorie rich kid first world problems einzuordnen war, doch es war ihm herzlich egal. Am meisten hasste Jungkook Angewohnheiten, die man leicht ändern konnte es aber nicht tat. Warum änderte man es nicht, wenn es einen anderen aufregt? Wie zum Beispiel, dass seine Familie sich immer willkommen fühlte. Noch so eins seiner Probleme.

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