26 - warme Umarmungen kühler Meerprisen

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Die kühle Meerprise trieb das Zirpen der Grillen durch das offene Fenster in das Erdgeschosszimmer. Schweiß überzog Jungkooks Haut und ließ ihn frösteln. Er lag wieder alleine in der Dunkelheit. Wie schon immer.

Sein Herz hämmerte immer noch, als würde es um sein Überleben kämpfen. Das abrupte Aufwachen hatte ihn bewahrt, bewahrt vor der Grausamkeit seines eigenen Bruders. Es reichte eine kurze Begegnung und Jungkook würde Monate lang Albträume durchleben müssen.

Davor hatte Taehyung ihn bisher beschützt. Die Geborgenheit wirkte wie ein Schild gegen die Albträume. Doch in dieser Nacht war Jungkook dem Monster schutzlos ausgeliefert. Er stand auf und stellte sich ans Fenster. Jetzt zitterte er richtig.

Die Meerwellen brachen an den Klippen und wenn Jungkook sich nicht täuschte sah er die Gischt in seinen Garten spritzen. Schien ganz so, als wäre er nicht der Einzige, der heut Nacht nicht ruhen konnte.

„Drecks Mücke!"

Jungkook sah auf dem Rasen das ausfallende Licht ein Stockwerk über ihm. Schwer wurde das Fenster zugezogen und auch er schloss seins. Mir leisen Schritten durchquerte er das untere Geschoss bis hin zur Treppe. Die Marmorstufen kamen ihm halsbrecherisch vor. Wenn er dort einen Fuß drauf setzen würde bräche er sich bestimmt das Genick.

Doch er kannte diese verdammte Treppe immer noch in und auswendig. Er war sie so oft hochgerannt, dass er sogar im Dunkeln die Stufen problemlos erklomm. Durch seine Fußsohlen zog die Kälte durch den ganzen Körper, bis ihm die Haare zu Berge standen. Schritt für Schritt wagte er sich in die Dunkelheit vor. Jeder Kälteschock war ein erneuter Kampf.

In der Dunkelheit sah er keine Gegenstände und so blieben ihm Déjà-vus erspart. Im Gegensatz zu seinen Erwartungen fühlte es sich nicht an, als kehrte er zurück. Viel mehr entdeckte Jungkook den Weg neu.

Sanft klopfte er an Taehyungs Tür, die nur angelehnt war. „Komm rein, Jungkook", erklang es leise von der anderen Seite. Vorsichtig trat er ein. Denn wenn er daran dachte, wie der Rest der Villa wegen Taehyung aussah, sollte er lieber achtsam beim Gehen sein.

Mit seinen Fingern tastete er sich voran und traf schnell auf weichen Stoff. Die Bettdecke. Jungkook setzte sich zuerst nur aufs Bett, bis er Taehyung gefunden hatte, der ihre Finger sofort miteinander verschränkte. Erleichtert stieg er in das warme Bett, ganz anders als sein eigenes. Taehyung zog ihn langsam zu sich hin und umschloss ihn in eine Umarmung. Jungkooks Kopf lag auf dessen Brust und interessiert lauschte er dem schnellen Herzschlag.

„Was ist den los, Jungkookie?" Sein Brustkorb vibrierte beim Sprechen. Seltsamerweise gebot das Jungkook Geborgenheit. „Du bist ja völlig kalt." Taehyung zog die Decke bis zu Jungkooks Kinn und schloss den anderen in eine innigere Umarmung.

Es brauchte ein wenig, bis Jungkook aufhörte zu zittern. Taehyung bemerkte, wie er immer entspannter wurde und bald nur noch wie ein nasser Sack auf ihm lag. „Ich hatte einen Albtraum", nuschelte er in Taehyungs Brust. Der Autor hinterfragte die Antwort nicht. Viel lieber zeichnete er kleine Kreise auf dessen Rücken.

An Taehyungs Brust geschmiegt bekam Jungkook endlich die Sicherheit die er suchte. Er ließ sich fallen. Sein Körper wurde lasch und bald schon atmete er regelmäßig tief ein und aus.

Der Autor fuhr noch eine ganze Weile mit seinen Streicheleinheiten fort, bis er selbst fast einschlief. Er drückte Jungkook einen Kuss auf den Scheitel.


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