12 Grimmauld Place

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„Na komm. Setz dich."
Felix hatte ihn wieder losgelassen und ließ sich von Lupin zu einem der Stühle führen, um sich darauf niederzulassen. Lupin schob ihm die Tasse zu und nahm die Sitzgelegenheit daneben.
„Das war Ihr Kaffee, Sir", sagte Felix leise, aber er winkte ab.
„Das wäre mein dritter an diesem Morgen. Ich sollte es mit Koffein vielleicht nicht übertreiben."
Felix nickte und trank einen Schluck. Er verzog sein Gesicht. Es war ihm neu, dass Lupin Zucker ablehnte.

Dieser wartete, seinen Arm auf den Tisch gestützt und sich halb zu ihm gedreht, geduldig ab.
„Professor Dumbledore musste sich ziemlich anstrengen, um Gellert Grindelwald zu überreden, uns zu helfen. Der hat...der hat sich ziemlich viel für alte magische Relikte und Magie interessiert", begann Felix schließlich. „Hab' ich auf jeden Fall so mitgekriegt."
Lupin nickte nur.

„Deswegen hat er auch dieses Mal erkannt. Er hat gesagt...er hat gesagt, es gab schon einmal einen Zauberer, der es getragen hat."
Er atmete tief durch. Er wollte es nicht aussprechen. Das war so, als würde er es akzeptieren. Als wäre das eine Bestätigung für die Geltung von Grindelwalds Worten.
Aber er hatte nun einmal angefangen, er konnte nicht einfach wieder damit aufhören.
„Dieser Zauberer war..."
Er schloss die Augen und umfasste die heiße Tasse nun noch fester mit seinen zitternden Fingern.
„...Merlin."

„Wie bitte?"
Lupin hatte ihn nicht verstanden, so leise war Felix gewesen. Er beugte sich etwas nach vorn und Felix wiederholte, diesmal etwas lauter, den Namen:
„Merlin."
Stille. Mit geweiteten Augen sah Lupin ihn an. Ihm ging es nun genauso, wie Felix und Dumbledore nur einigen Stunden zuvor. Er brauchte eine Weile, um zu verstehen, was Felix ihm damit sagen wollte.
„Du meinst...Merlin ist...du bist...", stotterte er.
Felix nickte knapp.
„Er sagte auch...ich muss das irgendwie unter Kontrolle bringen. Sonst...sonst...keine Ahnung."
Er schob die Tasse weg und legte ächzend seinen Kopf auf seine Arme.

„Weißt du", sagte Lupin nach einer Weile, in denen beide ihren eigenen Gedanken nachgegangen hatten, gedehnt und er sah auf. „Ich muss zugeben, ich bin wahrscheinlich noch lange nicht so schockiert, wie du es warst, aber vielleicht hilft es dir, das Gute an der Sache zu sehen."
Fassungslos sah Felix ihn an.
„Ist das jetzt Ihr Ernst?", flüsterte er. „Das Gute? Es gibt nichts Gutes daran. Diese...diese Magie bedeutet meinen Tod. Wissen Sie, wie es Gellert Grindelwald bezeichnet hat?Nicht sehr angenehm. Klingt vielversprechend, nicht wahr? Außerdem ist Vo...Voldemort deswegen hinter mir her und ich hab keine Ahnung, was ich...Professor, ich...das macht mich fertig. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Scheiße, ich habe Angst!"

Verzweifelt sah er Lupin an. Der nickte.
„Das würde es bei jedem, das kannst du mir glauben. Und erst recht verstehe ich, dass du so ratlos bist. Aber du kannst versichert sein, dass du damit nicht alleine dastehst. Und du darfst trotzdem noch lange nicht vergessen, wer du wirklich bist. Du bist immer noch Felix Dalius Lewis, ein mutiger, humorvoller Junge, den ich 1993 kennenlernen durfte, als er einen Entwaffnungszauber auf einen Dementor abgefeuert hat."
„Das war wahrscheinlich das Dümmste, was Sie jemals gesehen haben", murmelte Felix.

Lupin schüttelte seinen Kopf.
„Darum geht es nicht. Es geht darum."
Er legte seine Hand auf Felix Brust.
„Was jemand ist, das kommt nicht von Vater und Mutter. Das kommt nicht von der Herkunft, ob man magisches Blut hat oder nicht. Geschweige denn von seinem Stand oder gar dem Familienwappen. Was mit einem wird, das kommt von einem selbst. Felix, deine Umstände mögen zwar schwierig sein, unvorstellbar belastend, aber du hast trotzdem immer noch dein Leben in der Hand. Du bestimmst, was aus dir wird. Hast du das verstanden?"

Felix reagierte nicht, sondern sah einfach nur starr auf die Tischplatte.
„Hast du mich verstanden?", wiederholte Lupin mit Nachdruck. „Du wirst nicht durch das Blut in deinen Adern definiert oder dass du mit einem Zauberer aus dem Mittelalter den Stammbaum teilst, so bekannt er auch ist. Wenn diese Tatsache so wichtig wäre, wärst du dann nicht in Slytherin, anstatt in Gryffindor? Du definierst dich und nicht irgendjemand sonst."
Felix sah auf und zum ersten Mal schlich sich ein schwaches Lächeln auf sein Gesicht. „Ja, Sir. Danke."
Lupin erwiderte sein Lächeln.
„Und sind wir ehrlich? Das war nicht das Dümmste, was ich je gesehen habe. Du hast nicht mit James Potter und Sirius Black den Schlafsaal geteilt."

„Was ist mit mir?"
Ihre Köpfe flogen zur Tür, die eben besagter Zauberer geöffnete hatte und schnell sagte Lupin:
„Nichts."
„Hm", machte Sirius nur, misstrauisch die Stirn runzelnd, dann ging er jedoch quer durch den Raum, zog Felix hoch und ohne eine Vorwarnung umarmte er ihn.
Der Junge versteifte sich und sah über Sirius' Schulter verdutzt zu Lupin, der den Blick ebenso erwiderte.
Dann trat Sirius einen Schritt zurück, hielt ihn aber noch an den Oberarmen fest und sah ihn lächelnd an.

 „Wo...wofür war denn das, Mr Black?", fragte Felix entgeistert.
Das war schon seine zweite Umarmung heute. Ob das an diesem Haus lag?
Sirius zischte.
 „Lass das doch endlich mit diesem dämlichen Mr Black", spuckte er förmlich hervor. „Du hast dich für meinen Patensohn Voldemort entgegengestellt..."
 „Nein, Sir, Harry hat..."
 „Du hältst jetzt die Klappe! Du hast das und noch mehr für ihn gemacht, also auch für mich. Du gehörst jetzt quasi zur Familie."

 „Nein, Mr..."
Warnend sah er Felix an und er atmete tief durch.
 „Sirius. Harry wäre da auch von selbst wieder weggekommen. Mich hat er doch auch da rausgeholt und..."
 „Papperlapapp", erwiderte Sirius unwirsch. „Es ist mir eine Ehre, dich im Hause der Blacks zu haben. Du bist hier immer willkommen."
Felix sah sich etwas erstaunt um.
 „Das ist...Ihr Haus?"

Sirius grinste.
"Deins. Und ja. Mein Elternhaus. Und da jeder einzelne dieser ehrenwerten Leute keinen Anspruch mehr darauf erheben kann, habe ich es dem Orden zur Verfügung gestellt."
Er machte eine alberne Verbeugug, wobei lockige Strähnen in seine Augen fielen.
Lupin gluckste.
Dann verzog Sirius jedoch sein Gesicht.
„Wir müssen nur noch ein bisschen aufräumen. Hilfst du dabei?"

Felix sah zu Lupin, dann wieder zu ihm.
„Natürlich. Ist doch...selbstverständlich, wenn ich jetzt dazugehöre."
Sirius grinste. Er schlug seine Hand auf Felix' Schulter und drehte sich zu seinem Freund.
„Siehst du, Moony? Ich würde sagen, wir kümmern uns dann erst einmal einfach um den Abstellraum am hinteren Ende des Flurs. Und danach müssen wir sehen, dass wir meine Alte von der Wand bekommen."
„Dafür brauchen...wir drei Leute?"
Lupin, dem auffiel, dass Felix gerade noch so die Kurve gekratzt hatte, grinste, aber Sirius hatte nichts bemerkt und nickte.
„Dieser Raum ist riesig. Und voll."
„Na, dann."
„Aber erst mal wird gegessen!"
Er ging an Felix und Lupin vorbei und stieß euphorisch die Tür zur Küche auf.

Der Erbe des Prinzen - Der ÜberlebendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt