I love you

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Ein paar Tage später traf Felix also vor dem Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten ein. Möglichst lässig lehnte er sich gegen die Wand und sah abwechselnd nach rechts und nach links. Er konnte sich nicht im Entferntesten vorstellen, was Lee vorbereitet hatte und nervös fuhr er sich durch die frischgewaschenen Haare.
Zur Probe haucht er sogar in seine offene Handfläche, aber das Minzbonnon tat seine Schuldigkeit.

Lee ließ noch einige Minuten auf sich warten und als er schließlich auftauchte, erweckte er einen ziemlich abgehetzten Eindruck.
„Entschuldige", murmelte er, „Ich bin George nicht losgeworden. Und Filch hat mir auch ziemlich misstrauisch hinterhergesehen."
Felix lächelte.
„Alles gut, ich bin selber noch nicht lange hier."
Lee sah ihn etwas erleichtert an, dann lief er drei Mal an dem Wandteppich vorbei. Mit einem knarzenden Geräusch verwandelte sich der Stein auf der gegenüberliegenden Seite in eine kleine, verzierte Tür.
Felix musste über seine Nervosität schmunzeln, bemerkte dann aber, dass er selbst ganz angespannt war.

„Hereinspaziert, hereinspaziert", murmelte Lee und hielt die Tür auf.
„Wie galant", säuselte Felix grinsend und trat in den Raum.
Lee zog die Tür wieder zu und stieß fast in Felix, welcher staunend stehengeblieben war.
„Wow. Lee, das..."
Der Raum war wohl gemütlicher, als ihr Schlafsaal selbst. Der Boden war mit dunklen Holzleisten ausgelegt, die Wände waren auf altmodische Art getäfelt worden und in der Mitte des Raumes befanden sich Sitzpolster und ein niedriger Tisch mit einer dampfenden Kanne und Teller voller Gebäck. Soweit Felix erkennen konnte, handelte es sich dabei um Scones und Kekse.
Das Ganze wurde durch Kerzen, welche in der Luft schwebten, in ein warmes Licht getaucht.

Er drehte sich zu seinem Freund.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du so romantisch bist."
Der stemmte seine Hände in die Seite.
„Dein Ernst? Ich bin immer romantisch."
„Na ja, auf jeden Fall romantischer, als ich."
„Nun, das sowieso."
Sie schwiegen einige Sekunden, in denen Felix sich immer noch staunend umsah, dann fügte Lee hinzu:
„Ich hab mich ein wenig von der Großen Halle inspirieren lassen - also, es ist jetzt nichts Besonderes, aber..."
„Lee. Es ist perfekt."
Er verstummte und Felix zog ihn in eine Umarmung. Lächelnd vergrub er den Kopf in seiner Schulter. Seine Hand lag auf Lees Rücken und mit seinen Fingern zog er kleine Kreise.
„Was auch immer du vorbereitet hast, ich freu mich darauf."
„Dann komm mal mit."

Lee löste sich aus der Umarmung und ergriff Felix bei der Hand, um ihn durch den Raum zu ziehen.
„Ich dachte, wir machen es uns einfach ein bisschen gemütlich. Mit heißer Schokolade und...und Keksen." Er schwieg kurz, dann drehte er sich zu ihm, die Hand weiterhin festhalten, als fürchtete er, sie könnten sich verlieren, wenn er auch nur für eine Sekunde losließ.
„Sessel fand ich langweilig und nicht so" Für einen Moment überlegte er. „kuschelig."
Felix lächelte. „Du willst kuscheln?"
„Nein, Süßer. Deswegen sind die Kissen ja so bequem. Damit ich nicht auf dich angewiesen bin."
Ehe er reagieren konnte, hatte Felix ihn schon lachend in die Seite geknufft und umklammerte ihn so abrupt, dass er stolperte und sie zusammen zurückfielen. Glücklicherweise genau auf den Haufen aus Kissen und - sogar - Decken.

Nach Luft schnappend hielten sie inne. Felix biss sich auf die Unterlippe, als er in die dunklen Augen seines Gegenübers sah. Sie waren einfach perfekt. Mit einem funkelnden Schimmer begegneten sie seinem Blick und schickten einen wohligen Schauer durch seinen Körper. Er lächelte.
„Ich hab das wahrscheinlich schon gesagt, aber ich kann nicht damit aufhören", flüsterte er leise. „Du bist einfach nur perfekt. Ich liebe dich, Lee."
Er schluckte, als die raue Hand seines Freundes über seinen Hinterkopf strich.
„Ich dich auch, Fe", erwiderte er ebenso leise. „Ich liebe dich auch."
Er musste ihn gar nicht zu sich herab ziehen. Felix beugte sich von selbst nach unten, um ihn - ganz sanft - zu küssen.

Der Erbe des Prinzen - Der ÜberlebendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt