Vertrauensschüler

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Ein paar Tage später klopfte Felix an Sirius' Zimmer, da der Zauberer heute wieder seine Okklumentikschilde testen wollte. Doch zu seiner Überraschung war er gar nicht da.
Da er allerdings auch nicht im Wohnzimmer war, ging er in Seidenschnabels Raum. Dort wurde er fündig.
„Sirius, hi."
Sirius merkte auf, nickte ihm zu und wandte sich dann wieder dem Hippogreifen zu.
„Hallo", murmelte er.
Felix stutzte.
„Ist alles in Ordnung?"
Seit ein paar Tagen war ihm aufgefallen, dass Sirius etwas mürrisch veranlagt war. Erst dachte er, er bildete sich das nur ein, aber jetzt war das unübersehbar.

Sirius nickte.
„Natürlich. Warum denn nicht?"
Felix zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Du wirkst ziemlich niedergeschlagen."
„Ach was."
Sirius richtete sich auf und drehte sich schwungvoll zu ihm. Seine Lippen hatten sich bereits wieder zu einem Lächeln verzogen.
„Was gibt es denn?", fragte er.
„Na ja, wir wollten heute eigentlich mit Okklumentik weitermachen, aber ich kann auch später..."
Sirius winkte ab.
„Nichts da. Wir machen das gleich!"

~

Knall.

„Die Bücherlisten sind angekommen, Fe!"
Er sah auf und stellte das Radio leiser.
„Ja? Was brauchen wir?"
„Das werden wir gleich wissen."
Die Zwillinge ließen sich neben ihm auf die Stühle fallen und rissen die Briefe auf. Malcom senkte den Tagespropheten und sah zu ihnen.
George runzelte seine Stirn.
„Slinkhard?"
„Niemals im Leben hat das Snape auf die Liste gesetzt", murmelte Felix mit einem Blick auf ihr Buch für Verteidigung gegen die dunklen Künste.
„Und was sagt uns das?", fragte Fred aufschauend.
„Vielleicht hat Dumbledore doch jemand anderen gefunden?", mutmaßte sein Bruder.
„Gehen wir zu Harry!", sagte Fred und erhob sich.
„Komm gleich nach."

Mit einem Knall verschwanden sie wieder und Felix las sich den Rest der Liste durch.
„Dann hoff ich mal, dass ihr einen anständigen Lehrer abbekommt."
Felix sah auf.
„Oh ja, hoffe ich auch", gab Felix mit aufgeblasenen Wangen zurück. „Wenn ich daran denke, wie die anderen waren. Lupin war der Einzige, der nicht ein Problem hatte."
Bei Malcoms Gesicht verdrehte er seine Augen.
„Alter, das zählt nicht. Du weißt, was ich meine."
„Tue ich. Nur leider ist die Zauberergesellschaft heutzutage so verbohrt, dass sie Leute wie Remus gar nicht mehr als Mensch ansieht."
Felix schnaubte.
„Ich hasse so was. Das ist...ungerecht."

Malcom faltete die Zeitung zusammen und lehnte sich zurück.
„Ist es", stimmte er zu. „Das interessiert nur die Leute ganz oben nicht besonders. Und warum versuchen, diese Menschen in der Gesellschaft zu akzeptieren, wenn man dafür Hass gegen sie schüren kann? Das ist so viel einfacher."
„Trotzdem scheiße. Lupin ist der beste Beweis, dass diese Krankheit gar nichts mit dem Charakter eines Menschen macht. Er ist besser, als so mancher Zauberer, den ich kenne."
Sein Pate nickte langsam.
„Ist er. Aber weißt du...wenn all das vorbei ist..." Er machte eine Pause. Dann lächelte er. „...wenn das alles vorbei ist, können wir vielleicht etwas ändern."

Die Zwillinge apparierten neben ihn und setzten sich mit entnervten Gesichtern.
„Alles in Ordnung?", fragte Felix.
„Ron ist jetzt Vertrauensschüler", antwortete George und verdrehte seine Augen.
„Mum ist natürlich ganz begeistert."
Felix grinste.
„Seid nicht beleidigt. Hey, ich war auch nie Vertrauensschüler."
„Du bist ja auch du."
„Was soll denn das jetzt heißen?", entgegnete Felix entrüstet.
„Ich glaube, sie wollen sagen, dass du kein Vertrauensschüler geworden bist, weil sie deine Freunde sind."

Damit hatte Malcom die Zwillinge getroffen.
„Bitte was?"
„Das können Sie sicher erklären."
Sie verschränkten ihre Arme, während Felix sich leise lachend zurücklehnte. Der Mann zuckte mit den Schultern und beugte sich, gespielt desinteressiert, nach vorn.
„Nun ja, ihr seid ja nicht die reinsten Unschuldslämmer. Wenn auch nur die Hälfte von dem wahr ist, was ich so gehört habe."
„Wer war die Petze?", fuhr George auf.
Malcom grinste.
„Einer meiner alten Freunde war für ein Jahr lang eurer Lehrer. Habt ihr ihn und McGonagall, Minerva McGonagall, ernsthaft Tinte über den Kopf gekippt?"
„Oh, sein Schokoladenfach ist sowas von leer", knurrte Fred und sofort vergewisserte Felix sich, dass keiner der beiden Marlow in seiner Tasche hatte.

Mrs Weasley war so glänzend gelaunt, wie es Felix schon lange nicht mehr bei ihr gesehen hatte. Als auch der Rest der Kinder, mitsamt Kingsley, Tonks, Sirius und Lupin in der Küche aufgetaucht waren, wandte sich sich strahlend an Ron und Hermine, welche ebenfalls zur Vertrauensschülerin gewählt wurde.

„Heute gibt's kein Abendessen am Tisch, habe ich mir gedacht, sondern eine kleine Party. Dein Vater und Bill sind unterwegs, Ron. Ich habe ihnen Eulen geschickt und die sind einfach hin und weg."
Fred verdrehte erneut seine Augen, was Felix glatt zum Kichern brachte.
In dem Moment stapfte Moody zur Tür herein, seinen Reisemantel über dem Arm.
„Oh, Alastor, ich bin froh, dass du hier bist. Wir wollten dich schon ewig um einen Gefallen bitten. Könntest du einen Blick in das Schreibpult im Salon werfen und uns sagen, was darinnen ist? Wir wollten es nicht öffnen, falls dort wirklich etwas Bösartiges steckt."

„Kein Problem, Molly", brummte er und sein blaues, magisches Auge drehte sich nach oben. „Salon..." Seine Pupille verengte sich. „Schreibpult...ah ja, ich seh es...ein Irrwicht. Soll ich ihn erledigen?", knurrte er.
„Nein, nein, das mache ich später selbst", erwiderte sie strahlend. „Du trinkst jetzt erst einmal etwas. Wir haben hier eine kleine Feier. Der vierte Vertrauensschüler in der Familie."
Liebevoll sah sie Ron an
„Vertrauensschüler, he?" Mit seinem gesunden Auge musterte der Auror ihn. „Nun, Glückwunsch. Autoritätspersonen ziehen Ärger an. Aber ich denke, Dumbledore vermutet, dass du den meisten schweren Flüchen widerstehen kannst, sonst hätte er dich nicht dazu ernannt."
Noch ehe Ron antworten konnte, betraten sein Vater und Bill das Zimmer. Sie hatten Mundungus im Schlepptau, aber Mrs Weasley war so gut gelaunt, dass sie sich nicht darüber beschwerte.

„Nun, ich denke, ein Toast wäre angebracht", sagte ihr Ehemann, als alle mit Getränken versorgt waren. „Auf Ron und Hermine, die neuen Vertrauensschüler von Gryffindor."
Sie alle stießen auf die zwei an und während sie an den Tisch gingen, sagte Tonks gut gelaunt.
„Ich war nie Vertrauensschülerin. Meine Hauslehrerin meinte, mir würden gewisse notwendige Eigenschaften fehlen."
Fragend sah Ginny sie an.
„Was denn für welche?"
„Nun, mich zu benehmen, zum Beispiel."
Ginny lachte und Hermine verschluckte sich an einem großen Zug Butterbier.

„Was ist mit dir?", fragte Ginny Sirius, welcher neben Harry stand.
Verdutzt sah er sie an, dann ließ er sein bellendes Lachen erklingen.
„Keiner hätte mich zum Vertrauensschüler gemacht, ich habe zu viele Strafstunden mit James abgesessen. Remus war damals der brave Junge unter uns, er hat das Abzeichen bekommen."
Dumbledore hat sich wohl erhofft, dass ich meine Freunde etwas bändigen kann", meinte Lupin.
„Du bist jämmerlich gescheitert", murmelte Malcom.
„Ja, ja. Du, als Oberschleimer aus Ravenclaw, kannst das natürlich wunderbar beurteilen."

Der Erbe des Prinzen - Der ÜberlebendeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt