Kapitel 1

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Pov: Hinata

"Atsumu, das Spiel startet in einer halben Stunde", verkündete ich aufgeregt während ich in die Küche lief und mich mit Schwung auf die Arbeitsfläche hiefte.
"Schaffst du das rechtzeitig mit dem Essen? Ich will nichts verpassen".
Ungeduldig zappelt ich mit den Beinen hin und her und schlug dabei aus Versehen schmerzhaft mit der Verse gegen den Küchenschrank. Zerknirscht zog ich den Fuß auf meinen linken Oberschenkel und rieb gegen das pochende Körperteil.

Atsumu seufzte nur, ignorierte meine Tollpatschigkeit und rührte weiter in seiner Pfanne herum. Er war es mittlerweile gewohnt, dass ich schnell ungeschickt wurde, sobald ich aufgeregt war. Nur auf dem Spielfeld gelang es mir mittlerweile mühelos meine Konzentration aufrecht zu erhalten, auch wenn ich nervös oder aufgedreht war. Nach fast einem Jahr gemeinsam hier in Brasilien wusste der Zuspieler das ganz genau. Zwar nervte ihn meine selbst verursachte Ungeschicklicht im Alltag oft, aber er wusste, dass er sich auf dem Spielfeld zu hundert Prozent auf mich verlassen konnte. Das hatte dazu geführt, dass sich im letzten Jahr eine ziemlich gute Freundschaft zwischen uns entwickelt hatte.

Als wir uns das erste Mal bei einem Beachvolleyballturnier über den Weg gelaufen waren, hatte uns das beide ziemlich überrascht. Ich hatte nicht gewusst, dass sich der Zuspieler nach seinem ersten Studienjahr für einen Universitätsaustausch hier in Brasilien entschieden hatte und auch er wusste damals nichts von meiner Entscheidung nach der Oberschule hier Beachvolleyball zu trainieren.

Es war schön, sich nach Wochen in einem fremden Land endlich mal wieder in meiner Muttersprache unterhalten zu können und da er ebenfalls alleine zu dem Turnier gekommen war, hatten wir beschlossen, uns dieses gemeinsam anzusehen.

Seit dem hatten wir uns immer mal wieder verabredet um uns gemeinsam die Spiele der japanischen Nationalmannschaft oder ehemaliger Teamkollegen anzusehen. Wir trainierten auch gelegentlich gemeinsam auf den Beachvolleyballfeldern am Strand, bis wir eines Tages von einer Gruppe Männern in unserem Alter angesprochen wurden, die unser Training beobachtet hatten. Sie suchten noch Mitglieder für ihr Team, mit dem sie an zukünftigen Beachvolleyballturniren teilnehmen wollten und unser Schnellangriff hatte sie wohl ziemlich beeindruckt. Zwar reichte dieser nicht annähernd an den Schnellangriff von mir und Kageyama heran, schließlich hatten wir unseren Aufsteiger an der Oberschule drei Jahre lang perfektioniert, trotzdem konnte sich Astumus und mein Zusammenspiel auf jeden Fall sehen lassen.

Wir sagten beide zu und von da an spielten wir regelmäßig in Turnieren, was mir auch finanziell gelegen kam, da die Preisgelder meine dürftige Haushaltskasse etwas aufstockten.
Nach unserem ersten gewonnenen Turnier hatte mich Atsumu dann breit grinsend abgeklatscht und gemeint, dass er nicht gedacht hätte, sein Versprechen vom Frühlingsturnier so schnell einlösen zu können. Nach unserem damaligen ersten Spiel gegeneinander hatte er ja schließlich geschworen mir eines Tages zu zu spielen.
Das war dann wohl der Moment in dem sich aus gelegentlichen Verabredungen eine richtige Freundschaft zwischen uns entwickelt hatte.

Inzwischen war seit dem ein Jahr vergangen und Atsumu würde in wenigen Tagen nach Japan zurück kehren, da sein Auslandssemester nun vorbei war. Ich selber würde noch ein weiteres Jahr hier in Brasilien bleiben, daher hatten wir uns heute ein letztes Mal in meiner Wohnung verabredet um uns gemeinsam das Spiel der Schweiden Adlers anzusehen, bei denen Kageyama nun seit einem Jahr unter Vertag stand.
Ich hatte mir jedes seiner Spiele angeschaut und hatte auch heute nicht vor etwas davon zu verpassen, daher sprang ich ungeduldig von der Küchenarbeitsplatte und schaute an Atsumus Arm vorbei in die Pfanne mit Reis und Gemüse um herauszufinden wie lange das Essen noch dauern würde.

Atsumu schob mich genervt mit seinem Ellenbogen aus dem Weg und schaltete die Herdplatte etwas niedriger, damit nichts anbrannte.
"Jetzt hör auf so ungeduldig zu sein" wies er mich an und rührte weiter in der Pfanne herum. "Du wirst deinen Kageyama schon nicht verpassen".
"Er ist nicht mein Kageyama", erwiderte ich sofort und verschränkte die Arme vor der Brust. Atsumu wusste ganz genau wie sehr ich es hasste, wenn er so etwas sagte. Manchmal bereute ich es wirklich ihm von meinen Gefühlen für den schwarzhaarigen Setter erzählt zu haben.
Hätte er nicht vor ein Paar Monaten zufällig mitangesehen, wie ich in einem Club angetrunken den Kuss irgendeines Kerls erwiderte, hätte ich ihm wohl nie erzählt, dass ich schwul war. Er hatte es allerdings total locker aufgenommen und war damit nach meiner Mutter, die erste Person der ich von meiner Homosexualität erzählt hatte.

KageHina - Together on the Top Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt