Kapitel 15 [Lemon]

640 27 17
                                    

PoV: Kageyama

Das leise Rauschen der Dusche drang an mein Ohr, untermalt von Hinatas schiefer Stimme, der mal wieder ein Lied vor sich hinträllerte.
Die Arme hinter den Kopf gelegt, lehnte ich mich in die Kissen zurück und konnte nicht verhindern, dass sich meine Mundwinkel nach oben zogen, als sein Lied eine besonders schräge Tonlage annahm.
Wie kam der Idiot nur immer auf diese merkwürdigen Texte?
Schon in der Oberschule hatte er immer irgendwelche komischen Lieder vor sich hin gesungen, wenn er auf der Suche nach der Toilette gewesen war.
Das er aber wohl auch die Angewohnheit hatte, unter der Dusche zu singen war mir neu.

Zwar hatte es während unserer Schulzeit mehr als genug Gelegenheiten gegeben, in denen wir nach einem Spiel nebeneinander geduscht oder nach einem anstrengenden Turniertag zusammen das Gemeinschaftsbad unserer Unterkunft aufgesucht hatten, dabei hatte der Mittelblocker aber nie so frei heraus vor sich hin gesungen.
Vielleicht kam diese Angewohnheit nur dann zu Tage, wenn er sich in einer vertrauten Umgebung befand. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es ihm peinlich gewesen wäre wenn Tsukishima oder Yamaguchi eines seiner bescheuerten Lieder gehört hätten.
Die beiden hätten ihn gnadenlos dafür aufgezogen und gerade Tsukishima war ein Mitspieler gewesen, vor dem sich der Mittelblocker keine Blöße geben wollte.

Mir gefiel der Gedanke, dass er sich in meiner Wohnung wohl genug fühlte, um ganz er selbst sein zu können. Vor allem freute ich mich aber auch darüber, dass ich durch die letzten sechs Tage Seiten an Hinata entdecken konnte, die ich vorher gar nicht von ihm gekannt hatte.
Auch das heutige Training mit Kuroo's Grundschulteam, hatte mir mal wieder gezeigt, wie viel es noch über ihn zu erfahren gab.
Wir beide hatten uns in den letzten drei Jahren weiterentwickelt und gerade Hinata hatte sich durch seine Zeit in einem fremden Land verändert.
Er hatte neue Erfahrungen gesammelt, sich in einer fremden Kultur zurecht gefunden und war nicht davor zurückgeschreckt, in einem Land zu leben, dessen Sprache er nicht einmal kannte.
Das hatte ihn reifen lassen und das merkte man vor allem, an seiner selbstsicheren Ausstrahlung.

Sein Umgang mit Ichiro hatte mich mehr als beeindruckt. Noch nie hatte ich gesehen, dass er jemand anderem etwas mit so viel Selbstvertrauen beibrachte.
Früher war immer er es gewesen, der die Informationen um sich herum wie ein Schwamm aufgesaugt hatte.
Neue Angriffstechniken und Spielzüge, er hatte alles ausprobiert, was er bei unseren Gegnern gesehen hatte und war dabei auch nicht zu stolz gewesen, sich von erfahrenen Spielern wie Bokuto oder Kuroo unterrichten zu lassen.
Doch heute hatte er eine Seite an sich gezeigt, die mich überrascht hatte.
Ruhig und geduldig hatte er dem Jungen erklärt, wie er sein Gewicht beim Sprung in die Fußballen verlagern musste.
Immer wieder waren sie gemeinsam hochgesprungen und Hinata hatte ihm gezeigt, wie er beim Sprung am besten zu einem Aufsteiger ansetzte.

Natürlich reichten knapp zwei Stunden nicht aus, um einen Aufsteiger tatsächlich hinzubekommen, schon gar nicht so einen, wie Hinata ihn beherrschte, aber man konnte beobachten wie Ichiro seine Umgebung nach und ausgeblendet und sich nur noch auf Hinata konzentriert hatte.
Seine anfangs leicht gebückte Haltung und seine unübersehbare Unsicherheit, waren unter der aufmunternden Anleitung des Spikers geschwunden und man hatte erahnen können, was für eine Ausstrahlung der Junge haben könnte, wenn er anfangen würde sich selbst und seinen Fähigkeiten zu vertrauen.
Es war erstaunlich gewesen, die subtilen Veränderungen in Ichiro's Haltung zu beobachten, die Hinata durch seinen Zuspruch in gerade Mal zwei Stunden aus dem Jungen herausgekitzelt hatte.
Und als mich Hinata am Ende des Trainings darum gebeten hatte, Ichiro einen Ball zuzuspielen, war ein breites Lächeln auf dem Gesicht des Jungen erstrahlt, nachdem er den Ball mit einem lauten Knall auf die andere Seite des Netztes befördert hatte.

Auch Ichiro's Mitspielern war seine veränderte Haltung nicht entgangen. Nachdem er meinen Pass über das Netzt gedonnert hatte, waren seine Teamkollegen begeistert auf ihn zugestürmt, hatten ihm freundschaftlich den Arm um die Schultern gelegt oder hatten ihm beeindruckt durch sein braunes Haar gestrubbelt.
Man hatte ihm seine Freude über die Anerkennung seines Teams deutlich vom Gesicht ablesen können und als Hinata sich nach dem Aufräumen von ihm verabschiedet und ihm versprochen hatte, dass er sich bei seinem nächsten Aufenthalt in Tokio seine Fortschritte anschauen würde, war ihm der Junge in einem überschwänglichen Moment um die Mitte gefallen.
Ein Knoten war geplatz und ich war mir sicher, dass sich Ichiro von nun an ganz anders in sein Team einfügen würde.
Und das alles nur weil Hinata ihm gezeigt hatte, dass er trotz seiner Körpergröße kämpfen konnte.

KageHina - Together on the Top Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt