KageHina - Together on the Top

Kapitel 22

PoV: Kageyama

Konzentriert und mit einer routinierten Sorgfalt führte ich die metallene Feile über den gesplitteterten Nagel meines linken Zeigefingers.
Der Riss war nur sehr klein, da ich akribisch darauf achtete meine Nägel stehts kurz zu halten, dennoch hatte mich das abgebrochene Stück wärend des ganzen Trinings gestört.
Trotz meiner sorgfältigen Pflege ließen sich kleinere Blessuren an meinen Fingern nicht vermeiden, daher hatte ich mir schon in der Mittelschule angewöhnt immer ein kleines Etui mit einer Nagelfeile und einem Klipser bei mir zu tragen.

Das Gefühl eines gesplitterten oder eingerissenen Nagels lenkte mich immer enorm ab und ich brauchte den direkten Ballkontakt, um richtig zuspielen zu können, daher war ich mehr als erleichtert gewesen, als Coach Suzaku endlich zur einer Pause aufgerufen hatte und war sofort zu meinem Handtuch gesprintet, neben dem ich das kleine Etui vor Trainingsbeginn immer ablegte.

Ich hatte mir die Nagenfeile und meine Wasserflasche geschnappt, hatte es mir etwas abseits der Anderen auf dem Hallenboden bequem gemacht und saß nun mit dem Rücken an die Wand gelehnt da, während ich der vertrauen Routine nachging und zusätzlich zu dem eingerissenen Nagel auch alle anderen Finger auf unliebsame Kanten oder störende Blessuren überprüfte.

Als ich gerade bei dem letzten Finger ankam bemerkte ich aus dem Augenwinkel Romero, der sich mit einer Bentobox in der Hand neben mir niederließ und ein Haargummi um die Enden seiner Stäbchen wickelte.
Der Brasilianer hatte sich immer noch nicht an den Umgang mit den Essstäbchen gewöhnt und erntete von Seitens des Teams immer wieder kleine Witze und Seitenhiebe für den Gebrauch seines Hilfsmittels.
Egal wie oft wir versucht hatten ihm den Umgang damit beizubringen, er ließ die Stäbchen immer wieder fallen und irgendwann hatte er fluchend aufgegeben und sich stattdessen angewöhnt stehts ein Haarband am Handgelenk zu tragen.

"Hast du die heutigen Spielergebnisse schon gecheckt?", fragte der Außenangreifer beiläufig, während er sich ein Stück Fisch in den Mund steckte.
"Nein", erwiderte ich ruhig, den Blick immer noch auf meine Hände gerichtet.
"Ich wollte gleich nachsehen gehen, aber vorher musste ich das hier in Ordnung bringen."
"Die Black Jackel's haben ihr Spiel gewonnen", informierte er mich kauend.
"Haben sich den Sieg im vierten Satz geholt."

Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, denn nichts anderes hatte ich von den Jackel's erwartet.
Die Ice Tigers waren gut, aber Hinata's Manschaft zählte neben unserer zu den absoluten Favoriten für diese Saison.
Sieben der zwölf Mitglieder der sogenannten Monstergeneration spielten in unseren Teams, darunter vier Spieler der Nationalmannschaft.
Die Erwartungen an uns waren also groß.

Trotzdem hatte sich seit gestern Abend ein nervös Ziehen in meinem Magen breit gemacht.
Was Hinata mir über sein letztes Zusammentreffen mir Wright erzählt hatte, sorgte für einen stetigen Knoten aus Wut und Besorgnis in meinen Eingeweiden.
Erst jetzt, wo die Nachricht über ihren Sieg, das widerliche Gefühl hinfort spülte, wurde mir bewusst, wie groß meine Sorge um den Zwerg tatsächlich gewesen war.

Ich wusste, dass sich Hinata ein versuchtes Foul nicht einfach einbilden würde.
Er war nicht der Typ, der anderen so etwas zutraute, sondern war ganz im Gegenteil so unglaublich gutgläubig und beinahe schon erschreckend naiv, dass er in jedem stets nur das beste sah.
Durch seine unschuldige und offenherzige Art gelang es ihm immer wieder, sich selbst mit seinen härtesten Rivalen anzufreunden.
Ich selbst war der beste Beweis dafür.
Sogar Kindaichi hatte er im Trainingscamp der Erstklässler um den kleinen Finger gewickelt und auch wenn er es niemals laut zugeben würde wusste ich, dass sogar Oikawa einen Narren an ihm gefressen hatte.

Wenn der Mittelblocker also den Verdacht hegte, dass Wright mit unfairen Mitteln spielte, dann war ich mir zu hundert Prozent sicher, dass er mit seiner Vermutung richtig lag und die Vorstellung, dass der ausländische Spieler so etwas nochmal versuchen könnte, hatte mich beinahe verrückt gemacht.