Kapitel 10

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Pov: Kageyama

Das Training war die absolut Hölle. Hinata die ganze Zeit um mich zu haben, zu hören wie er meinen Namen rief und zu beobachten, wie sein athletischer Körper vor mir in der Luft schwebte, ohne ihn dabei berühren zu dürfen, war härter als ich gedacht hatte.
Schon als er zusammen mit Bokuto lachend in die Umkleidekabine gekommen war, hatte es mich meine ganze Selbstbeherrschung gekostet, ihn nicht an mich zu ziehen und zu küssen.
In unserer Zeit bei der Karasuno war es mir nie schwer gefallen, meine Gefühle für den Mittelblocker während des Trainings auszublenden. Doch jetzt wo ich wusste, wie es sich anfühlte ihm körperlich nahe zu sein, war es beinahe unmöglich meine Sehnsucht nach ihm zu unterdrückten.
Als ich ihn dann während einer Pause gefragt hatte, ob er heute Abend wieder mit zu mir kommen würde und er mir erklärt hatte, dass er und Bokuto nach dem Training bereits mit Kuroo und Kenma verabredet waren, war meine Laune gänzlich in den Keller gesunken.

Hinata hatte mir vorgeschlagen, ihn und den Außenangreifer zu begleiten und hatte auch sofort Kenma geschrieben, um ihm bescheid zu geben.
So war es also dazu gekommen, dass wir jetzt zu dritt in einem von Tokios Außenbezirken standen und darauf warteten, dass uns die Tür zu einem modern wirkenden, zweistöckigen Haus geöffnet wurde.

Ich verstand nicht so ganz, warum sich Kenma und Kuroo so ein großes Haus gekauft hatten, schließlich lebten sie nur zu zweit und da war so viel Platz doch völlig unnötig.
Allerdings konnten die beiden sich das problemlos leisten, denn der ehemalige Zuspieler hatte sich nach seinem Schulabschluss als Aktienhändler, Profi-Gamer, Youtuber und CEO eines eigenen Unternehmens ein goldenes Näschen verdient.
Laut Hinata gab der Zocker sein Geld zwar immer noch am liebsten für Videospiele aus, aber da auch Kuroo in einem gut bezahlten Job arbeitete, mussten sich die beiden wohl keine Gedanken über ihre Finanzen machen.

Trotzdem hätte ich mir niemals so ein großes Haus gekauft.
Zwar verdiente ich als Profisportler ebenfalls alles andere als schlecht, mir wäre es aber viel zu blöd gewesen, so viel Wohnraum ordentlich halten zu müssen und außerdem verbrachte ich durch das Training so wenig Zeit zu Hause, dass es sich nicht lohnen würde, mir etwas eigenes zu kaufen.

Die Tür wurde geöffnet und vor uns stand Kuroo in einer roten Jogginghose, einem schwarzen T-Shirt und mit einem schiefen Grinsen im Gesicht.
Mache Dinge änderten sich wohl nie.
"Hey, hey, hey", rief Bokuto neben mir und zog den Hahnenkamm augenblicklich in eine brüderliche Umarmung.
Nachdem er auch Hinata und mich begrüßt hatte, führte uns der ehemalige Mittelblocker durch einen kurzen Flur ins Wohnzimmer und bedeutete uns Platz zu nehmen.

"Jo Kenma", rief er in Richtung Treppe.
"Schalt endlich deinen Computer aus und schwing deinen Arsch hier runter."
"Ich bin beschäftigt", kam es leise aus dem oberen Stockwerk zurück und der schwarzhaarige seufzte resigniert.
"Hinata ist hier", rief er noch einmal und nach wenigen Augenblicken tapste der Puddingkopf die Stufen hinunter.
"War ja klar, dass er sein Spiel unterbricht, wenn ich den Knirps erwähne", grummelte der ehemalige Kapitän und lief dann zu seinem Freund, um ihm einen Kuss auf den Kopf zu geben.

Der Kleinere hatte den Blick auf den Boden gesenkt und fühlte sich sichtlich unwohl, weil die gesamte Aufmerksamkeit auf ihm lag.
"Kenma!", rief Hinata, sprang auf und fiel dem Zocker stürmisch um den Hals.
Der Blondschopf stolperte ein paar Schritte zurück, entzog sich der Umarmung aber nicht, sondern klopfte dem orangehaarigen unbeholfen auf den Rücken.
"Hey Shoyo", murmelte er und schmunzelte dabei verstohlen.

Manchmal fragte ich mich, wie die beiden so gute Freunde werden konnten.
Eigentlich schien Kenma extrovertierte und aufgedrehte Persönlichkeiten nicht ausstehen zu können.
Bei Lev hatte er zum Beispiel nie einen Hehl daraus gemacht, wie anstrengend er den Halbrussen fand und auch zwischen ihm und Yamamoto war es in ihrem ersten Jahr an der Oberschule zu Auseinandersetzungen gekommen.
Kuroo schien der einzige zu sein, den der schüchterne Zuspieler trotz seiner extrovertierten Art mochte, aber die beiden waren auch schon seit der Grundschule miteinander befreundet.
Das also ausgerechnet ein aufgedrehtes Energiebündel wie Hinata zu seinem besten Freund wurde, war schon ziemlich überraschend.
Allerdings konnte ich Kenma nur zu gut verstehen, denn ich wusste schließlich am besten, wie es sich anfühlte Hinatas Charme zu verfallen.

KageHina - Together on the Top Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt