KageHina - Together on the Top

Kapitel 18

PoV: Kageyama

Genervt zupfte ich am Kragen meines viel zu spießigen Herbstmantels herum, während ich mir mit der anderen Hand das Handy ans Ohr drücke.
Ich hasste das Ding wie die Pest und normalerweise gammelte es im hintersten Teil meines Kleiderschrankes vor sich hin, aber für das Restaurant vor dem ich gerade stand galt nun mal ein gewisser Dresscoad und außerdem würde es meine Mutter ganz und gar nicht gutheißen, wenn ich im Oversizepullover zu unserem gemeinsamen Abendessen erschien.

Wir hatten nur noch selten die Gelegenheit als Familie zusammen zu kommen und so bestanden meine Eltern darauf, sich mit Miwa und mir zu treffen wenn sie die Geschäfte meines Vaters nach Tokio führten.
Da meine Schwester und ich beide keine Genies in der Küche waren, hatte es sich in den letzten drei Jahre so ergeben, dass wir uns zum Abendessen in verschiedenen Restaurants verabredeten, die meine Mutter stehts für uns aussuchte.
Leider hatte sie eine Vorliebe für ein gehobenes Ambiente und so war ich jedes Mal gezwungen mich zumindest ein bisschen in Schale zu werfen.

Natürlich hätte ich den kratzigen Mantel einfach weg lassen können, aber inzwischen hatten wir Mitte September und der Herbstwind pfiff erbarmungslos kalt durch die Häuserschluchten.
Nur noch vier Wochen bis die V-Leag-Saison startete, da konnte ich es mir nicht leisten, mir eine Erkältung einzufangen.
Und meine restlichen Sachen passten einfach nicht zu den Klamotten, die mir Miwa extra für solche Anlässe gekauft hatte.

"Schickst du mir ein Bild von dir im Anzug? Das wird dann mein neuer Bildschirmhintergrund", schallte Hinata's blecherne Stimme durch den Handylautsprecher.
"Ich trage keinen Anzug du Idiot", erwiderte ich mürrisch und strich über den schwarzen Stoff des verhassten Wollmantels.
"Du trägst ein Hemd und eine Stoffhose, das kommt auf's selbe raus."
Meine Mutter würde ihm da klar und deutlich widersprechen, aber ehrlich gesagt musste ich ihm recht geben. Für mich gab es da auch keinen großen Unterschied, aber wenigstens wurde nicht von mir erwartet einen Krawatte zu tragen.
Das steife weiße Hemd war schon schlimm genug, da konnte ich auf eine Würgeliane um mein Hals wirklich verzichten.
Keine Ahnung, wie mein Vater es schaffte, sich jeden Tag so ein Ding um den Hals zu binden.

"Bist du sicher, dass du es ihnen heute sagen willst?", fragte Hinata leise und ich brauchte ihn nicht zu sehen, um die Nervosität aus Stimme herauszuhören.
Seit ich ihm von dem Abendessen mit meinen Eltern und Miwa erzählt hatte, war er ein totales Nervenbündel.
Bisher wusste nämlich nur meine Schwester von unserer Beziehung und heute war der Tag, an dem ich es auch meinen Eltern erzählen würde.
Miwa war natürlich total ausgeflippt, als ich ihr vor knapp zwei Monaten von unserem neuen Beziehungsstatus erzählt hatte und nun wusste eigentlich jeder in unserem direkten Umfeld über uns beide bescheid.
Nur meine Eltern fehlten noch, dann war dieser Mitteilungsmarathon endlich vorbei.

Irgendwie hatte sich das alles wie ein zweites Outing angefühlt, aber es gab einfach zu viele Leute, die uns beide kannten und die uns in Zukunft als Pärchen begegnen würden.
Wären Hinata und ich uns als fremde in einer Bar begegnet, wäre das alles wohl viel unkomplizierter verlaufen.

Wenigstens hatte es einen einfachen Weg gegeben es unseren Freunden mitzuteilen, denn Hinata hatte am Abend vor seiner Abreise nach Osaka einfach ein Foto von uns beiden in den immer noch aktiven Karasuno Gruppenchat gestellt.
Auf dem Bild hatte ich die Arme um ihn gelegt und er hatte mir einen sanften Kuss auf die Wange gehaucht.
Das ganze hatte er wortlos mit einem roten Herzemoji kommentiert.

Wie nicht anders zu erwarten, war die Gruppe daraufhin den ganzen Abend nicht mehr still geblieben, doch ich hatte mich strikt geweigert, auf die vielen Benachrichtigungen unserer alten Teamkollegen einzugehen.
Die völlig überdrehten Nachrichten von Tanaka, Nishinoya und Yachi zu beantworten war eindeutig Hinatas Metier und so hatte ich es ihm überlassen auf all die Fragen zu antworten und die vielen Witze auf unsere Kosten über sich ergehen zu lassen.