Ich streckte mich und öffnete müde die Augen. Blinzelnd versuchte ich meine Augen an das grelle Sonnenlicht zu gewöhnen, welches durch einen Spalt im Vorhang, warm auf mein Gesicht fiel. Langsam konnte ich einzelne Staubpartikel in der Luft tanzen sehen. Verschlafen stand ich auf und tapste ins Bad. Als ich in den Spiegel blickte, überraschte es mich nicht mehr, dass die mir eigentlich wohl bekannten Züge meines Gesichts alles andere als vertraut waren.
In den letzten 3 Wochen hatte ich mich nach und nach immer mehr verändert.
Ich hatte mir eine Woche lang jeden Tag meine Haare abgeschnitten, aber es hatte nichts geholfen.
Jeden Abend reichten sie mir wieder bis über die Taille, also hatte ich es irgendwann aufgegeben und bändigte meine Haare jetzt solange in diversen Frisuren, bis es zeitlich halbwegs realistisch war, dass sie um ca. 15 cm gewachsen waren.
Meine Augen leuchteten seit einigen Tagen tiefblau, wie das Meer und schienen sich je nach meiner Stimmung sogar leicht zu verändern.
Sie schienen die stürmische See widerzuspiegeln, war ich aufgebracht oder wütend.
Manchmal hatten sie aber auch ganz ein ganz klares Blau, wenn ich mich entspannte.
Jedoch entsprach dies wohl nur meiner Einbildung, wie ich mir einzureden versuchte.
Eines Morgen war ich aufgewacht - es war am Tag meiner Entscheidung gewesen, meine Haare einfach wachsen zu lassen - und hatte im Spiegel diese zwei völlig neuen Augen gesehen.
Am Tag zuvor waren sie ganz hübsch. Blau, keine zu kurzen Wimpern und normal groß.
Doch an jenem Morgen, waren sie riesig, von langen seidigen Wimpern umgeben und in diesem hypnotisierenden blau.
Seltsamerweise passten sie immer noch perfekt in mein Gesicht, was mich etwas verwirrte. Sollten sie nun nicht eher zu groß wirken?
Aber nicht nur das hatte sich verändert.
Nein, auch meine Wangenknochen waren ein wenig höher und meine Lippen etwas voller.
Das alles war in nur wenigen Tagen geschehen und würde ich nicht akribisch genau darauf achten, was noch mit meinem Aussehen passierte, wären mir ein paar dieser Einzelheiten überhaupt nicht aufgefallen.
Meine Naturwellen waren nicht verstrubbelt vom Schlafen, sondern sie flossen seidig glänzend meinen Rücken hinab.
Auch wenn ich sie 2 Tage nicht wusch, waren sie kein bisschen fettig und seit neuestem dufteten sie sogar nach irgendetwas frischem und blumigen - ohne das ich mein Shampoo gewechselt hatte.Tief durchatmend, um nicht durchzudrehen, suchte ich nach etwas, das sich letzte Nacht verändert haben könnte.
Ich betrachtete meine Finger und beschloss ruhig zu bleiben. Sie waren schlanker und meine Hände waren geschmeidiger und wirkten irgendwie geschickt. Okay, so viel dazu. Ich hob mein T-Shirt und stellte fest, dass sich auch meine sonstige Figur irgendwie verändert hatte.
Ich hatte mehr Kurven und war trotzdem schlanker - aber nicht dürr - als jemals zuvor.
Mit geschlossenen Augen sank ich an der Badezimmertür hinab und vergrub den Kopf in meinen Armen.
Wurde ich verrückt?
Was geschah mit mir?
Ich wusste, dass sich in meinem Alter mein Körper und mein Aussehen immer noch leicht verändern konnte. Aber doch nicht so!Doch nicht nur meine äußere Erscheinung hatte sich verändert.
Auch meine Persönlichkeit.
Ich ging kaum noch nach draußen, außer wenn es wirklich nötig war. Die meiste Zeit verkroch ich mich in mein Zimmer und lernte für meine Abschlussprüfungen, las oder hörte Musik.
Mein Innerstes war erfüllt von einer Mischung aus Angst, Neugierde, Verzweiflung und Verwirrung.
Meine Freundinnen fragten in der Schule oft, warum ich mich so komisch verhielt und kaum noch mit ihnen redete. Mein Aussehen sprachen sie nicht an, aber ich spürte ihre musternden Blicke, die prüfend an mir entlang glitten, wenn sie dachten, ich sehe gerade nicht hin.
Das alles machte mir Angst.
Sehr viel Angst.
Aber was sollte ich tun?
Zu meiner Mutter gehen und sagen "Hey Mum, ich glaube ich verwandle mich gerade in ein Supermodel, was kann ich machen, damit ich nicht mehr so schön bin?"
Das klang doch schon ohne es auszusprechen ziemlich bescheuert.
Jedoch, ohne eingebildet zu klingen, konnte man wirklich nur sagen, dass ich sehr hübsch geworden war.
Vorher war ich nicht hässlich gewesen, aber eher unauffällig.
Nun war meine Schönheit so strahlend, dass ich sie kaum verdecken konnte.
Und das störte mich.
Ich wollte nicht auffallen.
Ich wollte ein ganz normales Leben, indem ich mir keine Sorgen machen musste, dass ich mich von einem Tag zum anderen plötzlich veränderte.
Aber leider fiel mir einfach keine Lösung zu meinem Problem ein.
Mir wurde ganz schummrig und auf einmal drehte sich alles.
Ich musste weg.
Sofort.Der Wind fuhr mir durch die Haare, während ich so schnell wie möglich den Weg zum Strand entlang raste.
Meine Fahrradkette surrte empört, doch ich trat wie wild in die Pedale.
Nahe den Klippen, bremste ich abrupt ab, sprang hinunter und ließ mein Fahrrad einfach zu Boden fallen.
Mit wehenden Haaren rannte ich durch den weichen Sand und hielt erst an, als ich bei den Klippen angekommen war.
Rasch kletterte ich über einige Felsen, bis ich die schmale Spalte in der steilen Klippe erreichte.
Kleine Wellen klatschten gegen meine Beine und erschwerten mir das Vorankommen.
Ich zwängte mich durch die enge Felsspalte und kletterte den steilen Weg nach oben.
Einige scharfen Steinkanten schürften mir Arme und Beine auf, aber das war mir egal.
Ich musste weiter.
Nachdenken.
Alleine.
Und zu Hause ging das nicht.
Nach kurzer Zeit konnte ich Tageslicht am Ende des Durchgangs erkennen. Ich kletterte hinaus und musste nun noch ein wenig die Klippe erklingen und dann war ich oben.
Ich setzte mich auf eine bequeme Stelle, zog die Beine an meine Brust, schlang meine Arme locker um sie und starrte hinaus aufs Meer.
Das Wasser glitzerte in einem wunderschönen türkisblau und hohe Wellen rollten auf den weißen Sandstrand zu. In der Ferne konnte ich ein paar vereinzelte Surfer entdecken.
Ich lauschte auf das Rauschen des Meeres und das Krachen der Wellen, die an meiner Klippe brachen.
Und plötzlich musste ich an Dylan denken.
Vergessen waren mein neues Aussehen und meine Verzweiflung, wie ich das meinen Eltern beibringen sollten.
Seine intensiv grünen Augen hatten sich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Ich dachte nur noch an seine Stimme, an seine charmante Art, an seine Erzählungen, an seinen warmen, festen Händedruck und an seinen Kuss auf meine Stirn.
Ein sanfter Schauer lief mir den Rücken hinunter.
Ich lächelte, als ich an seine zärtliche, letzte Berührung dachte.
Und plötzlich verspürte ich das Bedürfnis zu Schwimmen.
Ich sah an mir herab.
Ich trug immer noch meinen Schlafanzug.
Mein verwaschenes, graues T-Shirt und meine rote, kurze Hose, die in der Mitte meines Oberschenkels endete.
Ich war vorhin einfach losgefahren, ohne irgendjemandem Bescheid zu
sagen.
Aber das war mir jetzt ganz gleich.
10m schätzte ich.
Riskant, wegen der Spitzen Felsen, die aus dem Wasser herausragten.
Aber dennoch verlockend.
Sehr verlockend.
Langsam erhob ich mich.
Ich schloss meine Augen für einen Moment und atmete tief durch.
Als ich meine Augen wieder öffnete rannte ich ohne weiter darüber nachzudenken die wenigen Meter die mich von der Kante trennten nach vorne und sprang.Jaa, ich weiß, wenig Handlung, aber ich geb mir Mühe, das ab jetzt zu ändern, versprochen!
Und an alle die das Kapitel schon einmal zum Teil gelesen haben, als ich es aus Versehen veröffentlicht hatte, BITTE nochmal lesen, ich hab ein paar einzelne Stellen verändert.
Danke für die viiieeleen Votes und die lieben Kommis, bitte lest immer weiter!!!
Ihr seid echt super :D
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The sound of the sea
FantastikDas Meer flüsterte meinen Namen. Es rief mich zu sich und ich wollte, nein, ich musste dem Ruf einfach folgen. Barfuß rannte ich über den warmen Sand, direkt auf das im Mondschein glitzernde Wasser zu. Die Wellen rauschten leise und ich konnte meine...