Heute beginnt der Trainingstag - der erste von zwei, an denen sich die Tribute im Trainingscenter auf die Spiele vorbereiten können. Kampf, Pflanzen, Klettern, Tarnung, Feuer machen, alles ist dabei.
Der Morgen beginnt mit einem vergleichsweise kurzen Frühstück, dem aber trotzdem nichts am Luxus fehlt. Nach einer warmen Dusche stehe ich schließlich in der zuvor bereitgelegten Trainingskleidung vor der Tür. Jacek trägt das gleiche wie ich und auch auf seinem Rücken prangt eine silberne Vier.
Eilig scheucht uns Saphire aus unserem Stockwerk und in den Fahrstuhl. Doch bevor sich der Aufzug schließen kann, erreicht Mags die gläsernen Türen. Sie hat noch einen letzten Ratschlag für uns.
„Beeindruckt sie - doch vergesst nicht, am Ende trainiert ihr immer für euch selbst und nicht für jemand anderen." Mit diesen Worten im Hinterkopf steigen Jacek und ich schließlich im Keller aus.
Bevor ich den ersten Schritt ins Trainingscenter wage, atme ich noch einmal tief durch. Denn dort warten nun dreiundzwanzig andere Schicksale auf mich, die alle das gleiche wollen.
Leben.
Nein. Überleben.
Die Trainingshalle ist ein seltsamer Ort.
Hohe, metallene Wände, grelles Licht und bloß gedämpfte Stimmen kreieren eine angespannte Atmosphäre. Jacek trabt sofort auf die Tribute aus eins uns zwei zu, die sich bereits zusammengeschlossen haben. Es sieht so aus, als wären sie Jaceks alte Freunde, obwohl er bloß gestern Abend ein paar wenige Sekunden mit ihnen gesprochen hat.
Ich sehe mich erst einmal um.
Die vielen Trainingsstationen könnten unterschiedlicher nicht sein, sie reichen von lebensecht nachgebauten Waldflächen bis hin zu Ständern mit funkelnden Messern, Speeren und Schwertern.
Ich sehe, wie die anderen Tribute bei meiner Ankunft zu mir schauen, doch ihren Blick sofort wieder ängstlich von mir abwenden. Der Ruf des Karrierodistrikts bewirkt wohl viel - und obwohl ich nicht mal ein Karriero bin, scheinen sie Angst vor mir zu haben.
Nach einem kurzen Vortrag einer Trainerin über die Regeln und Funktionsweisen im Trainingscenter, gibt sie die Stationen frei.
Die Karrieros machen sich sofort auf den Weg zu den Kampfstationen, obwohl das vermutlich das ist, was sie schon am besten können. Ich versuche, nur wenig beeindruckt auszusehen, als sie mit ihren Fähigkeiten preisen, doch es fällt mir schwer.
Der Junge aus eins wirft mehrere der silbernen Speere auf Zielscheiben zu - und trifft jedes Mal. Seine Distriktpartnerin schlägt gekonnt einen Trainer zu Boden.
Die beiden aus zwei werfen Messer in einem Wahnsinnstempo an die Wand, und ich frage mich bloß, wie sie die alle in einer Hand halten können.
Ich seufze - ich hoffe, ich kann den anderen Tributen wenigstens irgendetwas zeigen, das ich gut kann. Da entdecke ich neben den Karrieros eine Station, die mit dem Symbol eines Dreizacks gekennzeichnet ist. Neuer Mut flammt in mir auf und ich eile zu dieser Station, an welcher sich noch niemand aufhält.
Dort nehme ich mir den kleinsten Dreizack aus der angebrachten Halterung, doch trotz seiner mickrigen Größe liegt er schwer in der Hand, anders als zuhause. Ich hoffe, ihn trotzdem etwas benutzen zu können.
Eine metallene Stimme weist mich an, die durch Glaswände abgegrenzte Zone an der Station zu betreten. Ich folge der Aufforderung, da fährt sie fort:
„Stufe eins - Anfänger"
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Tribute von Panem | Flüsternder Ozean
Fanfiction»Das ist der einzige Vorteil, den ich habe. Das Wasser.« Was tust du, wenn du für die Hungerspiele ausgewählt wirst und von nun an das Schicksal deiner gesamten Familie allein von dir abhängt? Das Glück verlässt Librae Olgivy, eine Waise aus Distri...