Ein Geräusch wie nass zerreißendes Papier ertönt. Meinen Schrei höre ich erst, als es zu spät ist. Kraftlos sackt Willows Körper in sich zusammen und dunkelrotes Blut verfärbt ihre Jacke. Einzig und allein die grünen Augen leuchten noch in der Dunkelheit, die mich plötzlich umfängt.
Ich taumele vor - es ist noch nicht zu spät.
Die Welt um mich herum verschwimmt, bloß ein einziges Meer aus Dunkelheit und Blut, während sich düstere Gedanken wie Schatten in meinem Geist winden. Das Chaos meiner Emotionen wirbelt in meinem Inneren und ich fühle mich wie gefangen in einem Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt.
Ich sehe hinab auf meinen Körper, der garnicht mehr meiner zu sein scheint. Ohne jegliches Bewusstsein für meine Handlungen, stürze ich auf Cooper zu. Noch immer steht er dort, das blutbefleckte Schwert in seiner Hand.
Mit jedem Schritt, den ich näher komme, scheint die Zeit zu verlangsamen, jeder Augenblick gedehnt und verzerrt, als würde alles in einem Schrei des Entsetzens erstarren.
Meine Faust kracht auf Cooper nieder, wieder und wieder, ein wildes Stampfen meines Herzens im Einklang mit dem dumpfen Klang des Aufpralls. Das Blut pulsiert in meinen Adern, meine Sinne benebelt von einem verzerrten Rauschen, das alles andere übertönt.
Ich verliere die Orientierung - wo bin ich, wann bin ich, wer bin ich?
Rumms.
Ein dumpfer Aufprall auf dem Boden. Verschwommen sehe ich die Umrisse von Cooper - ich habe ihn zu Boden geschubst. Jegliche Farbe ist aus seinem Gesicht gewichen - doch er ist nicht tot, nur bewusstlos. Er mag zwar lebendig sein, aber nicht so wie Willow, die neben ihm am Boden liegt. Ihr Leben entweicht aus ihr wie ein Fluss aus einem gebrochenen Damm.
Mit einem Mal schnappe ich nach Luft wie eine Ertrinkende. Mit rasselndem Atem blicke ich hinab auf meine zitternden Hände. Habe ich Cooper umgebracht?
Sofort treffen meine Blicke den am Boden liegenden Körper des Karrieros - bloß ein dunkler Umriss. Ich starre auf den Dreizack in meiner Hand - kein Blut. Mein Blick schnellt zurück zu Cooper - sein Brustkorb hebt und senkt sich. Er ist nicht tot. Doch eine rote Blutspur rinnt aus seinem Mund, welche in der Dunkelheit der Nacht beinahe schon schwarz wirkt.
Was habe ich ihm angetan?
Die Antwort ist bloß mein rasselnder Atem.
Und dann ...
„Librae..."
Ein beinahe tonloses Flüstern, direkt hinter mir.
Willow!
Ich fahre herum, und mit einem Mal nehmen mir Tränen die Sicht. Meine Hände finden ihren Körper, der auf einmal so winzig und zerbrechlich wirkt. Ich presse sie an mich und ziehe ihre Arme um meine. Und dann tragen mich meine Beine fort, einfach nur fort. Renne ich für Sekunden? Minuten? Stunden? Ich verliere jegliches Zeitgefühl, das einzige, was ich spüre, ist der schlaffe und kleine Körper eines Kindes, das ich in meinen Armen trage.
Und dann breche ich irgendwann zusammen.
Jegliche Kraft entweicht mir und zurück bleibt nur der weiche Dschungelboden und mein Aufprall, abgefedert durch dichtes Gestrüpp. „Willow?" höre ich das entferne Wimmern meiner Stimme. Wo ist sie? Ist sie schon tot? Habe ich sie womöglich schon vor Minuten einfach aus meinen Armen fallen lassen?
Doch mit einem Mal höre ich eine Stimme.
„Ich bin hier."
Sofort fahre ich herum, doch jegliches Glück weicht aus meinem Herzen, als ich sie sehe. Bloß ein bleicher, zusammengerollter und blutender Körper direkt vor mir. Doch nein, sie ist noch am Leben!
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Tribute von Panem | Flüsternder Ozean
Fiksi Penggemar»Das ist der einzige Vorteil, den ich habe. Das Wasser.« Was tust du, wenn du für die Hungerspiele ausgewählt wirst und von nun an das Schicksal deiner gesamten Familie allein von dir abhängt? Das Glück verlässt Librae Olgivy, eine Waise aus Distri...