Siebzehn

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Lexas Hände zittern in meinen. Zum ersten Mal sehe ich Verzweiflung in ihren Augen.
"Clarke, ich weiß nicht warum ich mich überhaupt darauf eingelassen habe. Ich hatte schon immer Höhenangst. Aber ich wollte dir zeigen, dass ich stark bin. Normalerweise plane ich alles ganz genau, weil ich nie in solch eine Situation kommen wollte. Ich hasse es die Kontrolle zu verlieren."

Es zerbricht mir das Herz Lexa so zu sehen. Ich beuge mich nach vorne und hauche Lexa einen Kuss auf ihre Lippen.
"Es ist okay, Lexa. Ich halte dich nicht für schwach. Es ist völlig in Ordnung Ängste zu haben, die habe ich auch. Wenn du magst erzähle ich dir einmal davon."

Lexas Blick erhellt sich etwas.

"Lexa, wenn du magst können wir auch einfach den Weg zurück klettern, es gibt bestimmt eine Art Notabstieg.", sage ich aufmunternd.

Lexa greift nach meiner Hand: "Ich will es versuchen Clarke, zusammen mit dir, okay?"

Ich befestigen die Haken so, dass sich Lexa auf meinen Schoß setzen kann und umschließen sie mit meinen Armen.
"Bereit, Lexa?", frage ich.

Lexa nickt, ich spüre immer noch ihr Zittern.
Meine Hände sind fest mit ihren verschmolzen.
Ich lasse vorsichtig die Plattform los und wir nehmen Fahrt auf, rauschen den Hang hinab.
Es dauert nicht einmal 60 Sekunden schon haben wir wieder festen Boden unter den Füßen.
Lexas Augen sind weit aufgerissen, langsam bildet sich ein Lächeln in ihrem Gesicht ab.
Dann fällt sie mir um den Hals und wir umschlingen uns innig.

Der Rest des Hochseilpfades ist von da an ein Kinderspiel. Lexa ist kaum wiederzuerkennen und ich freue mich, dass wir diese Herausforderung so gut zusammen meistern konnten.
Wir legen unsere Schutzkleidung ab und machen uns auf den Weg in die Stadt. Nach dieser körperlichen Aktivität hatten wir beide hunger und beschließen in ein italienisches Restaurant zu gehen.

Lexa funkelt mir mit stolzem Blick entgegen und erhebt ihr Weinglas: "Danke, Clarke. Ohne dich hätte ich das heute nicht geschafft."

Ich lächle ihr zu und erhebe ebenfalls mein Glas.

"Lexa, wenn du magst erzähle ich dir etwas, dass mir Angst macht.", es ist nicht einfach die Worte auszusprechen, aber ich weiß, dass es Lexa helfen wird ihre eigenen Ängste zulassen zu können.

Lexas Blick wird sanft: "Nur, wenn es für dich in Ordnung ist, Clarke."

Ich räuspere mich etwas und setzte dann an: "Ich habe es schon seit ich denken kann. Als Kind hat es mich nicht so sehr belastet, weil ich es wahrscheinlich einfach wieder vergessen habe, aber jetzt als erwachse Frau habe ich sehr damit zu kämpfen. Ich habe jede Nacht furchtbare Albträume. Oft wache ich nachts auf und kann für mehrere Minuten oder sogar Stunden nicht einschlafen. Es sind Träume, die ich mir beim besten Willen nicht erklären kann und es belastet mich manchmal bis in den Tag hinein."

Lexas Blick ist von Mitleid durchzogen.

"Manchmal träume ich, wie mich jemand tötet. Ich schließe dann meist die Augen, weil ich hoffe aufzuwachen, aber es ist als würde eine Art DVD immer weiter laufen und ich kann sie nicht stoppen. Ich spüre alles, als ob es gerade real passieren würde. Eine Zeit lang war ICH sogar diejenige, die einen Menschen getötet hat. Das hat mich am nächsten Morgen sehr beschäftigt und schockiert."
Ich senke meinen Blick.

Lexa drückt meine Hand: "Clarke, du kannst nichts dafür, fühle dich deshalb bitte nicht schlecht. Ich kenne keinen Menschen, der ein reineres Herz hat als du."
Ihre Augen werden sanft - zum ersten Mal.
Ich spüre das Kribbeln zwischen unseren Fingern und merke wie stark ich mich zu ihr hingezogen fühle, körperlich aber auch mental. Dieses Gefühl hatte ich seit einer Weile nicht mehr. Das letzte Mal bei Finn. Wir waren 2 Jahre zusammen bis er leider bei einem Motorradunfall tödlich verunglückt ist.
Ich hatte seit Ewigkeiten nicht mehr daran gedacht. Jetzt merke ich wie sich in meinen Augen Tränen bilden, aber schlucken sie schnell hinunter.
Ich bin froh, dass in diesem Moment unsere Kellnerin kommt und das Essen serviert. Lexa isst eine Pizza Parma und ich bekomme meinen Teller mit Tagliatelle alla Panna gereicht.
"Guten Appetit, Lexa", sage ich und habe bereits alle traurigen Erinnerungen hinter mir gelassen.

"Danke, Clarke, das wünsche ich dir auch."

Die Physiotherapeutin - A Clexa Fanfiction StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt