Der Dritte Akt

15.1K 226 10
                                    

Der Dritte Akt

"Ich wollte mich nur verabschieden. Du weißt schon, weil wir uns ja drei Wochen nicht mehr sehen."

Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und lehnte mich gegen die Tür, denn nach der anstrengenden Nacht schaffte ich es kaum noch mich aufrecht zu halten. "Seit wann bist du jemand, der sich verabschiedet?" Hakte ich ungläubig nach, denn normalerweise hasste Mitch sowas wie Abschied nehmen. "Und wie spät ist es überhaupt? Und warum weckst du mich so früh?"

Sie lachte leise. "Es ist schon um halb acht und das Taxi kommt in einer Stunde und ich muss noch packen. Ansonsten hätte ich es vielleicht vergessen."

Und außerdem konnte sie immer noch nicht richtig schlafen, wenn irgendwer neben ihr lag und war deshalb wohl schon seit Stunden wach. Wenn sie überhaupt eingeschlafen war. "Na gut, komm her." Ich zog sie in meine Arme und drückte sie fest, bis ich merkte, wie irgendwas an meinem Schwanz kratzte. "Ich bin nackt, oder?"

Mitch prustete los. "Oh Gott, ja. Ich dachte du wüsstest das. Hab mich schon gewundert, warum du nackt die Tür aufmachst..."

"Scheiße. Sorry." Ich ließ sie los und stellte mich halb hinter die Tür, damit mich nicht irgendeine vorbeikommende Putzfrau so sah. Bei Mitch machte es mir eigentlich nichts aus, denn wir hatten uns die Jahre über so oft ohne alles gesehen, da gibt es irgendwann einfach kein Schamgefühl mehr. "Viel Spaß. Ruf mich an, wenn ihr wieder zurück seid, dann..." Ja, was machte man mit seiner verheirateten besten Freundin? Ins Kino gehen? Eis essen?

"Kaffe, Fin. Wir treffen uns auf einen Kaffe. So wie immer." Half Mitch mir lächelnd aus. "Aber mich interessiert der Grund, warum du nackt bist. Ist er blond?"

"Nein." Antwortete ich, bevor ich mich zurückhalten konnte. Mist. Das kommt davon, wenn man nicht richtig wach ist. Da ist man dann einfach nicht mehr auf der Hut. "Verschwinde endlich. Wenn dein Mann mitbekommt, dass du kurz nach deiner Hochzeitsnacht schon andere Kerle besuchen gehst..." Ich sah ihr hinterher, als sie den Flur entlang ging, wobei sie leicht humpelte und stand immer noch da, als sich die Fahrstuhltüren hinter ihr schlossen. Der Abschied fühlte sich schlimmer an, als der damals, als sie nach Oxford gegangen war.

"Wie spät ist...?"

And here we go again. "Halb acht." Antwortete ich Haley, als ich die Tür geschlossen hatte. Sie bewegte sich unter den vielen Bettdecken und setzte sich schließlich gähnend auf.

"War das eben Mitch?" Haley strich sich die rote Lockenmähne aus dem Gesicht und sah so unglaublich süß aus. Vor allem weil ich wusste, dass sie unter all den Decken immer noch nackt war. "Und kommst du zurück ins Bett?"

"Ja, es war Mitch." Zurück ins Bett? Eigentlich war 'den Verstand aus jemandem herausvögeln' doch nur eine Metapher, aber ich letzte Nacht anscheinend bei ihr geschafft. "Dein Hippie wird dich vermissen, wenn du nicht im Bett bist, sobald er aufwacht." Das war ungewohnt. Normalerweise sprang sie am Morgen danach immer sofort aus dem Bett und verpisste sich.

"Ich teile mir ja nicht mal ein Zimmer mit ihm."

Ich zog nur eine Augenbraue hoch, denn wenn man in einer festen Beziehung war, dann...

"Kein Sex vor der Ehe." Antwortete Haley und sah alles nur nicht mich an. "Er ist der Überzeugung, dass man keinen Sex vor... der Ehe... haben sollte."

Okay, nachdem sie diese Bombe platzen gelassen hatte, wusste ich einige Sekunden ehrlich nicht, ob sie mich nur verarschen wollte, aber dann... lachte ich einfach los. "Er ist bestimmt impotent, oder er ist eine Frau."

"Hör auf zu lachen, Fin!" Sie warf ein Kissen nach mir. "Sex ist nicht alles."

"Oh ja, genau. Sex ist total überwertet." Erwiderte ich sarkastisch und warf das Kissen zurück. "Das kannst du doch nicht ernst meinen, Hales. In der Hochzeitsnacht stellst du dann fest, dass er eine Niete im Bett ist und dann kannst du es auch nicht mehr ändern. Ich wette mit dir, er ist ein totaler Loser in der Kiste."

Du Mich Auch...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt