Der Fünfte Akt

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 Der Fünfte Akt

 "Hallo Haley. Du siehst umwerfend aus! Es ist wirklich schön dich wieder zu sehen." Felicitas umarmte Haley, die absolut nicht wusste wie ihr gerade geschah, und lächelte sie strahlend an. "Deine Mutter hat uns eingeladen. Ich hoffe wir sind nicht zu früh?!"

 "Äh... Nein, seid ihr nicht. Und es ist auch schön, dich wieder zu sehen... Felicitas." Haley versuchte sich in einem freundlichen Lächeln, aber es gelang ihr einfach nicht.

 "Übrigens bin ich lesbisch." Erzählte dann Feli dann mit todernster Miene. Ja, mit der Tür ins Haus fallen, nannte man das denn wohl. "Fin hat dir das sicher noch nicht erzählt, aber ich stehe auf Frauen. Ich gehe einfach schon mal rein. Ihr beiden habt euch sicherlich noch was zu erzählen." Damit stolzierte sie regelrecht ins Haus hinein und verschwand im Wohnzimmer.

 "Lesbisch?" Fragte Haley nach einigen Sekunden der Stille, woraufhin ich einfach nur nickte. "Deshalb hast du...?" Und wieder ein Nicken meinerseits. "Und du hast ihr erzählt, dass wir...?"

 Achtung! Landmiene. "Ich brauchte jemanden, mit dem ich darüber reden kann." Sagte ich einfach nur, womit ich nur indirekt zugab, dass ich Feli alles brühwarm erzählt hatte. In Haleys Augen war das auch nicht besser.

 "Du erzählst also einer Frau, die du kaum kennst, intime Dinge über mich und nur weil sie lesbisch ist, soll das die Sache irgendwie besser machen? Und dann tauchst du auch noch hier bei meinen Eltern mit dieser Frau auf?"

 Ich hätte am liebsten zu ihr gesagt, dass sie gefälligst locker bleiben sollte und in einem anständigen Ton mit mir reden sollte. "Wie läufts mit dem Hippie?"

 "Ich fass es nicht!" Meinte sie und lief rot an. Nicht aus Scham, wie man sich sicherlich denken kann, sondern aus Wut. "Bist du nur hier, um meine Beziehung noch weiter in die Brüche zu bringen? Ja?"

"Es war deine Entscheidung mit mir zu schlafen." Das ließ ich mir nicht gefallen. Wenn sie jemanden die Schuld geben wollte, dass sie ihrem Freund fremdgegangen war, dann doch bitteschön sich selbst. Oder dem Hippie, weil er es ihr nicht richtig besorgt hat und ihre Libido deswegen Achterbahn mit ihr gefahren ist.

"Du..."

"Haley? Fin? Kommt ihr?" Ertönte die Stimme von Robin aus dem Wohnzimmer und unterbrach Haley, die wohl gerade ihr Lieblingswort benutzen wollte. Flachwichser. Wir wechselten einen stummen Blick und gingen dann hintereinander ins Wohnzimmer. Ihr Arsch sah wirklich sehr heiß aus in dem Kleid.

Nachdem die ganzen Begrüßungen gemacht wurden und der nervende Smalltalk endlich vorbei war, gingen wir dann ins Esszimmer. Der Hippie war ganz offensichtlich nicht glücklich gewesen, dass ich da war, was mich wieder zu der Frage führte, wieviel er wusste. Oder ob er mich einfach nicht ausstehen konnte und eigentlich gar nichts wusste.

Aber Tatsache war, dass ich den Kerl nicht ausstehen könnte, selbst wenn nicht Haleys Freund wäre. Es hatte gar nichts damit zu tun, wie er sie ansah, mit ihr sprach, oder sie anfasste. Sondern wir er mit ihr umging.  "... und sie haben Bertolt Brechts 'Mutter Courage und ihre Kinder' gespielt." Schwärmte Haley uns allen gerade von einem Besuch im Theater vor. Vor lauter Aufregung hatte sie sogar rote Wangen und ihre Augen leuchteten begeistert. Wenn sie so war, so begeistert und leidenschaftlich, dann war es für mich unglaublich schwer, ihr nicht böse zu sein, für alles halt.  

"Ein wundervolles Stück und die Schauspieler waren wirklich sehr gut. Außerdem hat der Regisseur neue Ideen miteingebracht und die Umsetzung war fesselnd. Ich konnte meine Augen gar nicht von der Bühne reißen, so spannend war es, obwohl ich das Stück ja schon mindestens zehn Mal gesehen habe. Aber ich bin wirklich der Meinung, dass der Regisseur..."

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