14. Kapitel

119 14 0
                                    

Ich konnte es nicht fassen. Es war ... niemals ... meine Ma ... Es konnte einfach nicht sein. Es war einfach nicht möglich. Meine Ma konnte nicht die Frau sein, von der die anderen hier sprachen. Es konnte einfach nicht sein. Aber ... sie hatte es selbst gesagt ... Hatte sie nicht? Hatte ich mich verhört? Ich hoffte es, schickte ein Stossgebet zu allen Göttern, dass ich mich verhört hatte, aber den Gesichtern der anderen nach zu urteilen, war das nicht der Fall. Meine Ma ... eine Schwarzmagierin ...? Nein! Niemals! Das war nicht möglich.

Gezank brach aus, darüber, dass es nicht fair war, dass Hogwarts drei Champions hatte, Beauxbatons nur zwei und Durmstrang sogar nur einen. Aber der Streit wirkte nur halbherzig gegenüber den gleichzeitig vorgebrachten Anschuldigungen gegen Ma. Eine gemeine Mörderin sei sie, die man sofort verhaften und nach Askaban schicken sollte. Ein Monster, das tausende Unschuldiger abgeschlachtet hatte, das beinahe die magische Welt vernichtet hatte. Ein Ungeheuer, eine Bestie.

Und Ma ... Ma sagte nichts. Sie liess die Beschimpfungen einfach so über sich ergehen. So ... als seien sie ... als entspräche jede einzelne Anschuldigung der Wahrheit. So als sei sie ein Ungeheuer, ein Monster, eine Bestie ...

Beinahe wurde mir schlecht von all dem. Wieso konnte nicht alles so sein wie früher? Weshalb konnte ich nicht einfach meine kalte Ma zurückhaben, für die ich immer an zweiter Stelle stand, und mein schlimmstes Problem war, dass ich nicht wusste, wer mein Vater war. Andererseits war es gerade unglaublich tröstlich, hier neben Sev zu stehen, während der Teil der Welt, den ich immer als sicheren Hafen betrachtet hatte, gerade über mir zusammenstürzte. Eine warme Hand legte sich beruhigend auf meine Schulter und ich konnte mich nur mit Mühe davon abhalten, mich an Sev zu lehnen.

Es war Dumbledore, der die streitenden Erwachsenen schliesslich zum Verstummen brachte: «Das alles ist sehr lange her», sagte er streng und fixierte jeden einzelnen mit seinem eisblauen Blick. «Zudem hat Lena sich letztenendes gegen Grindelwald gewandt und auf unserer Seite gekämpft. Es ist nicht zuletzt ihrer Hilfe zu verdanken, dass es uns gelungen ist, Grindelwald zu besiegen. Und nun, Barty, möchten Sie unseren Champions nicht die Anweisungen für die erste Aufgabe geben?»

Mr Crouch trat vor und es fiel mir schwer, mich auf seine Worte zu konzentrieren.

«Die Anweisungen», sagte er, «ja ... die erste Aufgabe ...» Er sah uns alle eindringlich an. Viktor Krum, Fleur Delacour, Jerôme Varaux, Harry Potter, Cedric Diggory und mich, Adrienne Seanorth – oder Adrienne Norvik, wie auch immer ich mich nun nennen sollte.

«Die erste Aufgabe dient dazu, Ihren Mut auf die Probe zu stellen», verkündete er uns, «und deshalb sagen wir Ihnen nicht, um was es geht. Kühnheit angesichts der überraschenden Gefahr ist ein sehr wichtiger Charakterzug von Zauberern ... sehr wichtig ...

Die erste Aufgabe werden wir Ihnen am vierundzwanzigsten November stellen, vor all Ihren Mitschülern und den Schiedsrichtern.

Den Champions ist es nicht gestattet, von ihren Lehrern Hilfe irgendwelcher Art zu erbitten oder anzunehmen, damit sie die Aufgaben lösen können. Sie werden sich der ersten Herausforderung nur mit ihrem Zauberstab bewaffnet stellen müssen. Wenn die erste bewältigt ist, erhalten sie Auskunft über die zweite Aufgabe. Da das Turnier äusserste Kraft und viel Zeit verlangt, sind die Champions von den Jahresabschlussprüfungen freigestellt», ratterte Mr Crouch emotionslos herunter und wandte sich dann noch einmal an Dumbledore: «Ich glaube, das ist alles, Albus?»

«Ich denke auch», sagte Dumbledore. «Sie sechs sind nun entlassen und dürfen sich noch einen schönen Nachmittag machen, bevor morgen wieder die Schule beginnt. Ich schlage vor, Sie geniessen noch etwas die Sonne, solange sie Hogwarts noch mit ihrer Anwesenheit beehrt. Lena, kann ich noch kurz mit dir sprechen?», wandte Dumbledore sich zuletzt an Ma.

Unfriedliche Zeiten - Adrienne Seanorth 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt