32. Kapitel

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Als ich erwachte, stürzte alles wieder auf mich ein. Cedric! Cedric! Ich musst zu Cedric! Ich musste zu ihm! Er konnte nicht tot sein! Ich musste ihn aufwecken!

Ich sprang auf, doch starke Hände, die genauso fest zitterten wie meine, hielten mich fest und drückten mich auf ein Bett.

«Geben Sie Adrienne den Beruhigungstrank! Nicht mir!», knurrte Gawain.

«Ich gebe ihn Adrienne, wenn Sie Ihren trinken, Mr Carlion. Runter damit.» Die resolute Stimme gehörte Madam Pomfrey.

«Nein!», sagte Gawain stur.

«Gib ihn mir, Poppy.» Das war die ruhige Stimme meines Vaters, der sich gleich darauf über mich beugte. «Du musst dich beruhigen, Adrienne. Trink das.» Sev reichte mir eine Phiole. «Es ist ein Beruhigungstrank. Er wird dir helfen, wieder klar zu denken.»

Ich wollte nicht klar denken, ich wollte zu Cedric. Aber ich wusste genau, dass mein Vater mich nicht gehen lassen würde, bevor ich diesen Trank getrunken hatte. Verärgert riss ich ihm die Phiole aus der Hand und stürzte ihren Inhalt in einem Zug hinunter. Die Wirkung setzte augenblicklich ein: Mein Atem wurde ruhiger, ich verspürte nicht länger den Drang, um mich zu schlagen und meine Gedanken wurden klarer ... was die Sache aber nicht besser machte. Langsam wurde mir bewusst, was geschehen war ..., dass Cedric tot war ...

«Und jetzt Sie, Mr Carlion!», befahl Madam Pomfrey und flösste Gawain ebenfalls eine Phiole Beruhigungstrank ein, bevor sie ihn auf ein Bett neben mir verfrachtet.

Erstaunt sah ich mich um: Ich war im Krankenflügel. Und anders als sonst schien hier rege Aktivität zu herrschen.

«Madam Pomfrey, wo ist Harry?», rief eine beunruhigte Mrs Weasley.

Genau. Harry. An meinen Bruder hatte ich gar nicht mehr gedacht.

Doch Madam Pomfrey wusste nicht, wo er war.

Nur wenige Minuten später kam mein Bruder von Jake und Dumbledore gestützt in den Krankenflügel, hinter den beiden her trabte ein grosser, schwarzer Hund. Harry sah grauenhaft aus. Voller Dreck und Blut, seine Kleider an verschiedenen Stellen zerrissen und zahlreiche blutige Kratzer und Wunden.

«Harry! Oh Harry!», rief Mrs Weasley, als sie ihn sah und stürmte auf ihn zu, doch Dumbledore hob die Hand.

«Molly, bitte hören Sie mir einen Augenblick zu. Harry hat heute Abend Schreckliches durchlitten. Und er musste es eben für mich noch einmal in allen Einzelheiten schildern. Was er jetzt braucht, ist Schlaf, Ruhe und Frieden. Wenn er möchte, dass ihr alle bei ihm bleibt», fügte er mit Blick auf Ron, Hermine und Bill zu, die sich ebenfalls im Krankenflügel drängten, «dann tut es. Aber ich will, dass ihr ihm erst Fragen stellt, wenn er bereit ist zu reden, und gewiss nicht mehr heute Abend.»

Die vier nickten.

«Jake, ich nehme an, du bleibst auch ...?», fragte Dumbledore.

«Natürlich!», sagte Jake.

«Direktor», sagte Madam Pomfrey mit starrem Blick auf den grossen, schwarzen Hund. «Darf ich fragen, was –»

«Dieser Hund wird eine Weile bei Harry bleiben», sagte Dumbledore knapp. «Ich versichere Ihnen, er ist sehr gut erzogen.»

Während Madam Pomfrey Harry ein Bett aussuchte – eines ganz in der Nähe von meinem – und ihm dann einen Pyjama gab und Harry sich umzog, wandte Dumbledore sich zu meiner kleinen Gruppe zu, bestehend aus mir, meinem Vater und Gawain, der nur noch halbwach auf dem Bett neben meinem lag.

«Adrienne, Kathleen musste in einer dringlichen Angelegenheit nach London zurückkehren; wir werden später sicher in Ruhe darüber sprechen können. Severus, bitte begleiten Sie mich, ich muss mit Ihnen sprechen.»

Unfriedliche Zeiten - Adrienne Seanorth 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt