11. Kapitel

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Unter anhaltendem Gemurmel über diesen Viktor Krum, der, wie ich langsam heraushörte, ein berühmter Quidditschspieler war – und nicht nur irgendeiner, sondern der beste Sucher der Welt – ging es hinein in die Wärme der Eingangshalle und schliesslich in die Grosse Halle, wo die Beauxbatons sich bereits am Ravenclawtisch niedergelassen hatten. Die meisten wirkten mittlerweile nicht mehr ganz so verfroren und hatten die Tücher und Schals abgelegt.

Kaspar und ich hatten uns – wie immer zu offiziellen Anlässen – an unseren eigenen Haustisch gesetzt. Zum Glück hatten die anderen Schüler mittlerweile damit aufgehört, mich verächtlich anzustarren, mit dem Trimagischen Trunier hatte die Gerüchteküche jetzt ein viel interessanteres Thema als die Tochter des finsteren Professor Snape.

Wir beobachteten, wie die Durmstrangs die Halle betraten und sich unsicher umsahen, wohin sie sich setzen sollten. Zu Rons grosser Enttäuschung wählten sie den Slytherintisch, wo Malfoy – einer der ranghöchsten Slytherins und einer von jenen, mit denen man sich besser nicht anlegte – sofort versuchte, Krum in ein Gespräch zu verwickeln. Zu Rons grossem Entzücken ging der berühmte Quidditchspieler nicht darauf ein.

Währenddessen trug Filch am Lehrertisch zusätzliche Stühle herbei und der seit der Ankunft von Professor Pye und der Rückkehr von Professor Finjarelle ohnehin schon etwas enger gewordene Platz wurde noch enger. Ich zählte fünf zusätzliche Stühle. Einen für Madame Maxime, einen für Karkaroff ... und die drei anderen für weitere Lehrer der beiden Schulen?

Meine Aufmerksamkeit wurde von einer abrupten Bewegung am Nachbartisch – bei den Ravenclaws – abgelenkt. Sämtliche Beauxbatons-Schüler waren aufgestanden, als Madame Maxime gemeinsam mit Professor Dumbledore und Professor Karkaroff als Letztes die Halle betrat. Manche der Hogwartsschüler lachten über das seltsame Verhalten der Beauxbatons, aber ihnen schien das keineswegs peinlich. Erst als Madame Maxime sich links von Dumbledore niedergelassen, sassen auch die Schüler wieder ab.

«Guten Abend, meine Damen und Herren, Geister und – vor allem – Gäste», sagte Dumbledore, sah in die Runde und strahlte die ausländischen Schüler an. «Ich habe das grosse Vergnügen, Sie alle in Hogwarts willkommen zu heissen. Ich bin sicher, dass Sie eine angenehme und vergnügliche Zeit an unserer Schule verbringen werden. Das Turnier wird nach dem Festessen offiziell eröffnet. Nun lade ich alle ein, zu essen, zu trinken und sich wie zu Hause zu fühlen!»

Nach diesen Worten füllten sich die goldenen Platten und Karaffen mit Speisen und Getränken und das Festmahl begann. Die Hauselfen in der Küche hatten heute offenbar alle Register ihres Könnens gezogen, denn nebst den üblichen Gerichten gab es auch solche, die ich noch nie gesehen, geschweige denn gegessen hatte. Da gab es eine Art Muscheleintopf (Bouillabaisse), eine dunkle Suppe, die nach Zwiebeln roch (Soup à l'oignon), Hähnchenkeulen mit einer seltsam, nach Wein riechenden Sauce (Coq au vin) und eine Art Wähe mit Fleischwürfeln drin (Quiche). Dazu kam ein grosser Topf Gulaschsuppe, mit Hackfleisch gefüllte Peperoni und eine Art Randen-Suppe mit Fleisch (Borschtsch).

(Peperoni = Paprika (also das Gemüse); Randen = Rote-Bete)

Ich tat mir eine grosse Portion Gulaschsuppe auf und schnupperte den herrlich würzigen Geruch. Es war eine gefühlte Ewigkeit her, dass ich das letzte Mal Gulasch gegessen hatte. Ma hatte es früher regelmässig gekocht. Vermutlich, weil es sich so leicht wieder aufwärmen liess, aber ausserdem war es auch köstlich.

Während ich mein Gulasch genoss, beobachtete ich Fred, George und Lee, die sich einen Spass daraus machten, sich durch all die fremdländischen Gerichte zu probieren und abwechselnd angewidert das Gesicht verzogen oder beifällig nickten.

Schliesslich grinste Lee mich an: «Also, Adrienne, ich muss sagen, du hast wirklich die beste Wahl getroffen, dieser Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Eintopf ist wirklich das Beste Gericht von allen.»

Unfriedliche Zeiten - Adrienne Seanorth 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt