Teil 4

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Quälend langsam vergingen die Stunden bis zum Nachmittag. Mittags brachte Abal keinen Bissen hinunter. Die Sonne stand hoch am Himmel als Harun eintrat. „Warum hast du dein Kleid noch nicht an?", wollte er wütend wissen. „Die europäischen Frauen reiten nicht in Kleider, sondern in Hosen. Ihr habt nicht zufällig eine für mich?", antwortete Abal. Ein irritierter Ausdruck trat auf sein Gesicht. Doch wandelte sich dieser sogleich in Zorn. „Zieh das grüne Kleid an!", befahl Harun ihr. Sie blickte ihn starr an. „Sonst tu ich es!", setzte er drohend hinzu. Mürrisch ging sie zum Schrank und nahm das grüne Kleid heraus. Sie wollte damit ins Bad gehen um sich umzuziehen. Doch als sie die Klinke ergriff, fuhr er sie an: „Nein! Du ziehst dich hier um! Vor meinen Augen!" Sie errötete und verharrte in ihrer Position. „Tu was ich dir sage!", herrschte er sie an. Langsam drehte sie sich um und ging zum Bett. Sie spürte, dass er jeden ihrer Schritte mit begierigen Blicken beobachtete. „Nun mach schon!", drängte er sie. Schnell legte sie den blauen Schleier ab und streifte das hellblau „Alltagskleid" von den Schultern. In Unterwäsche und mit hochrotem Gesicht stand sie vor ihm. Gerade als sie nach dem grünen Kleid greifen wollte war er beim Bett und zog es an sich. „Ich will deine Schönheit noch ein bisschen bewundern", lächelte er und kostete das Gefühl seiner Überlegenheit aus, dass sie sich schämte erregte ihn auf eine merkwürdige Weise. Er konnte seinen Blick nicht von ihrem perfekten Busen lösen. Ein Windzug streifte ihre nackte Haut und ihre Brustwarzen richteten sich auf. Sein Blick wurde dunkel vor Lust. „Sei froh, dass wir uns schon beeilen müssen. Sonst würdest du deine Jungfräulichkeit hier und jetzt verlieren", sagte er mit schwerer Stimme. Er reichte ihr das grüne Kleid, welches sie schnell mit immer noch hochrotem Kopf anzog. Er war froh, dass der Stoff ihren verführerischen Körper bedeckte. Heute Abend würde sie endgültig sein sein. Er schloss die Augen und atmete tief durch. „Folge mir", meinte er. Sie machte keine Anstalten ihm den Gefallen zu tun. Grob packte er sie bei der Hand und zog sie hinter sich her. „Ach ehe ich es vergesse. Du redest nur wenn du gefragt wirst! Solltest du es wagen mich zu blamieren, dann werde ich dich hart bestrafen!", gab er ihr Anweisung. Er führte sie vor das Tor wo bereits zwei gesattelte Pferde standen. Ein großer schwarzer Vollblut Hengst und eine ebenso schöne braune Vollblut Stute. Er half ihr in den Damensattel ehe er selbst aufstieg. Sie ergriff die Gelegenheit und gab dem Tier die Schenkel. Das Pferd reagierte sofort auf den Befehl. Abal wusste zwar nicht welche Richtung sie einschlagen musste, doch sie ergriff die ihr gebotene Gelegenheit trotzdem. Er fluchte als er sah was sie vorhatte. Wütend trieb er seinen Hengst zur Eile. Sein Tier war ihrem natürlich weit überlegen und es dauerte nicht lange als er die Braune am Zügel griff und bremste. Abrupt kamen sie zum stehen. „Was hast du dir dabei gedacht Frau", schrie er sie zornig an. Sie schwieg und sah auf den Sattelknauf. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass ihr Vorhaben sinnlos war, doch sie hätte es sich ewig vorgeworfen wenn sie es nicht wenigstens versucht hätte.

Er zog einen Strick aus der Satteltasche. Er schob die Ärmel ihres Kleides hoch und band ihr die Hände. Sie konnte die Zügel zwar halten, das Tier aber nicht lenken und unter den Ärmel konnte der Strick nicht gesehen werden. „Das werdet ihr büßen", flüsterte sie. Er bedachte sie mit einem wütenden Blick. Ehe er sein Pferd antrieb. Ihres folgte dem Seinen. Sie versuchte die Stricke zu lockern und vielleicht zu lösen. Doch es gelang ihr nicht. Die Seile schnitten sie und sie spürte das Blut über ihr Arme laufen. Wenig später erreichten sie eine Oase. Dort erwartete sie ein einzelner Reiter. Es musste Scheich Ali sein. „Mein Freund", begrüßte Harun ihn. „Ich grüße dich, mein Bruder", sagte Ali, „Wen hast du denn da mitgebracht? Ist das dein Neuzugang aus Europa von dem man überall spricht?" „Du bist gut informiert. Das ist Abal", erwiderte Harun. „Die wilde Rose?", lachte Ali. „Sie ist tatsächlich ein bisschen widerspenstig", ein breites Lächeln umspielte die Lippen des Besitzers. „Daran seid Ihr selber schuld", zischte sie. Beide Männer sahen sie an. „Ich hatte noch nicht viel Zeit ihr Manieren beizubringen. Aber ich dachte es wäre gut wenn sie sich ein bisschen an mich gewöhnt, deshalb hab ich sie mitgebracht", meinte Harun entschuldigend. Ali ging nicht darauf ein. Stattdessen wollte er wissen: „Man hörte sie war unberührt." „Ich bin unberührt und werde es bleiben!", ließ sie sich hören. „Ich hoffe doch du lässt dir das nicht gefallen", Scheich Ali schien besorgt. Er hatte wohl gesehen, dass diese Frau seinem Freund mehr bedeutete als jede andere. Er hatte auch noch nie eine mitgebracht zu ihren Treffen. Ali beobachtete wie Harun in seiner Satteltasche kramte. Nach einer Weile schien er gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte. Er zog ein Stück Stoff hervor und formte es zu einem kleinen Ballen. Dann beugte er sich zu Abal hinüber. „Mund auf!", befahl er tonlos. „Ihr wagt es nicht mich...", doch weiter kam sie nicht, denn schon hatte sie das Stück Stoff im Mund. „Knebeln. Eine wirklich interessante Idee mein Freund", meinte Ali. Abal würgte, versuchte den Knebel loszuwerden, doch alles was sie zustande brachte waren einige unverständliche Laute. Sie hatte das Gefühl ersticken zu müssen, doch niemand schien sich darum zu kümmern. „Was ihre Unberührtheit angeht hat sie nicht gelogen", griff Harun das Thema wieder auf. „Nun dann solltest du das bald ändern", meinte Ali, „Vielleicht wird sie dir dann gefügiger." Abal gab einen unverständlichen Laut von sich. „Nun genug der einfachen Rede. Lass uns zum geschäftlichen Teil kommen", Ali wurde ernst, „Die Karawane die du mir geschickt hast wurde überfallen. 21 Kamele voll Stoffe gingen verloren oder besser in die Hände irgendwelcher Verbrecher." „Das ist doch nicht möglich!", rief Harun aus, „Niemand wusste welchen Weg die Karawane einschlagen wird, noch wann sie aufbricht." „Nach einem Zufall sieht es mir aber nicht aus. Du sendest deine Karawanen doch nie ohne Begleitschutz. Irgendjemand hat dir aufgelauert. Die einfachen Banditen der Wüste machen einen Bogen um Lieferungen mit bewaffneter Eskorte und sollte sie noch so wertvoll sein", warf der Freund ein. „Ich habe einen Verräter in den eigenen Reihen", stellte Harun nüchtern fest. „Wer würde einen so offenen Angriff auf dich wagen?", sprach Ali seine Gedanken aus. „Ich weiß es nicht. Noch nicht", gab Harun zu. Beide schwiegen. Bald unterhielten sie sich noch über dies und das. Was Freunde eben unter sich zu besprechen haben. Als die Sonne schon unterging kehrten sie zu der Oase zurück von der aus sie fort geritten waren. „Ich wünsche dir noch viel Glück mit deiner Rose", verabschiedete sich Ali mit einem Augenzwinkern. Harun lachte und verabschiedete den Freund mit einer Umarmung. Abal hatte die ganze Zeit auf ihrem Pferd gesessen und keinen Mucks von sich gegeben. Sie hatte weiter versucht die ihr angelegten Fesseln zu lösen. Doch das einzige was sie dadurch erreicht hatte waren aufgescheuerte, blutende Unterarme. Die Ärmel ihres grünen Kleides hatten bereits rote Flecken an den Unterseiten. Als Ali sich entfernt hatte erlöste Harun sie von ihrem Knebel. „Wie konntet Ihr nur?", stieß sie hervor. „Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich benehmen sollst?", antwortete Harun seelenruhig. Wütend und entsetzt starrte sie ihn an. „Du gehörst jetzt mir. Vergiss das nicht. Mir würde es zwar besser gefallen, wenn du dich ohne diese dummen Spielchen und lächerlichen Fluchtversuche fügen würdest, aber da du das offensichtlich ja nicht tust musst du nun die Konsequenzen deines Handelns tragen", seine Stimme war ruhig und beherrscht und das ärgerte Abal. Wie konnte er nur so herzlos sein. „Ihr seid ein Monster", warf sie ihm an den Kopf. „Es reicht jetzt. Du hast mir heute schon genug Nerven gekostet und mich vor meinem Freund blamiert. Wenn du nicht wieder den Knebel im Mund haben willst, würde ich dir anraten zu schweigen", Haruns Geduld war erschöpft. Was genau hatte er sich eigentlich von diesem kleinen Ausflug mit ihr erhofft? Das sie klein bei gab und sich seinem Willen unterwarf? Nun das war ihm ja gründlich misslungen.

Abal lag eine Bemerkung auf der Zunge. Doch sie biss sich auf die Lippen. Sie hatte genug von dem Knebel. Endlich trieb er sein Pferd vorwärts und sie ritten heim. „Na geht doch. Braves Mädchen", lobte er sie nach einer Weile des von ihm gewünschten Schweigens spöttisch. Abal bedachte ihn mit einem finsteren Blick.


Scheich Haruns Sklavin #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt