Teil 5

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Da er ihr die Fessel noch immer nicht abgenommen hatte musste sie sich von ihm vom Pferd helfen lassen. Zwei Stallburschen standen bereit um die Tiere zu versorgen. Harun bemerkte die vom Blut nassen Ärmel und erschrak. Schnell stülpte er ihre Ärmeln hoch. Das Seil hatte sich ins Fleisch geschnitten und es war deutlich zu erkennen, dass es passiert war, da sie versucht hatte die Fesseln zu lösen. „Dummes Mädchen", er schüttelte den Kopf. Sie schrie leise auf vor Schmerz als er sie von dem Strick befreite. Er besah sich die Wunden genau, dabei schüttelte er immer wieder den Kopf und murmelte: „Dummes, dummes Mädchen." Er machte sich Vorwürfe, weil er ihre kläglichen Versuche sich zu befreien nicht unterbunden hatte. Schließlich war er mehr oder weniger daran Schuld, dass sie nun solche Schmerzen litt. „Nein", dachte er, „Das hat sich Mylady selbst zu zuschreiben. Hätte sie Ruhe gegeben, hätte ihr weder ich noch die Fesseln etwas getan." „Ich werde die Wunden mit Alkohol reinigen", meinte er nach einer Weile. Er verschwand im Gebäude. Sie getraute sich nicht sich zu bewegen. Für heute hatte sie genug von Fluchtversuchen. Es dauerte nicht lange, da kam er mit einer durchsichtigen Flasche zurück. Als er sie öffnete wusste sie sofort, dass sich etwas sehr hochprozentiges darin befinden musste. „Gib mir deine Hand", wies er sie an. Sie wich einen Schritt zurück. Er seufzte genervte. „Gib schon her", mit diesen Worten tat er einen schnellen Schritt auf sie zu und erwischte ihre Linke, die sie ihm nicht schnell genug entziehen konnte. Er goss eine großzügige Menge aus der Flasche über ihren Unterarm. Abal ging in die Knie vor Schmerz. Es brannte höllisch. Tränen liefen ihr über die Wangen. Harun zog weißen Stoff hervor und verband die desinfizierte Wunde damit. „Du bist wohl doch nicht so stark wie du tust", der Spott war über seine Lippen gekommen ehe er sich ihn verkneifen konnte. Hasserfüllt sah sie ihn an und erhob sich. Mutig hielt sie ihm die rechte Hand hin. Er wiederholte die Prozedur. Diesmal schaffte sie es auf den Füßen zu bleiben, auch wenn die Tränen ungebremst aus ihren Augen liefen. Nachdem er sie verbunden hatte, begleitete er sie in ihr Zimmer. „Heute habe ich kein Interesse mehr an dir. Ich werde dich wieder einsperren", bemerkte er kalt. Sie nickte nur. Viel zu erschöpft war sie um in Paroli zu bieten. Er drehte sich um und verließ das Zimmer. Abal hörte wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Als die Schritte sich entfernt hatten, ging sie zu Tür. Er hatte nicht gelogen. Sie war wieder eingesperrt.

Früh am Morgen kam Amina mit dem Frühstück. Abal schlief noch als die Wächterin eintrat. „Aufstehen, Kindchen!", rief diese zu ihr hinüber. Abal streckte die Hände über den Kopf, schlug die Decke zurück und erhob sich. Sie trug immer noch das grüne Kleid vom Vortag. Amina musterte sie. Ihr Blick fiel auf die roten Flecken im grünen Stoff. Als Abal das bewusst wurde versteckte sie die Hände hinter ihrem Rücken. „Kindchen, Kindchen, was hast du angestellt?", stellte Amina die Frage. „Das solltest du lieber deinen Herrn fragen", antwortete Abal mit eisiger Stimme während sie zum Schrank ging und das blaue Alle-Tage-Gewand herausholte. Dann ging sie ins Bad, wusch sich Hände und Gesicht und zog sich um. Als sie zurück kam hatte Amina das Frühstück bereits auf dem Tischchen vorbereitet und Tee eingeschenkt. „Scheich Ali ist heute früh hier eingetroffen", plauderte Amina darauf los, „ich konnte ihn kurz sprechen. In meiner Neugierde konnte ich es mir nicht verkneifen ihn nach dir zu fragen", die Wächterin lächelte, „Er sagt du würdest einen passenden Namen tragen." Abal musste unwillkürlich lächeln. „Willst du mir nicht erzählen, was vorgefallen ist?", versuchte Amina es noch einmal. „Ich habe mich gegen ihn aufgelehnt", war die Antwort. Amina schnappte nach Luft. „Was hat er dir angetan?", fragte sie besorgt. Abal streckte ihr ihre Hände hin und schüttelte die Ärmel nach oben, sodass die weißen Verbände zu sehen waren. Aminas Finger zitterten als sie den weißen Stoff löste um sich die Wunden anzusehen. „Er hat dich gefesselt?", mit fachmännischen Blick betrachtete die Wächterin Verletzungen, „Und du hast offenbar versucht dich zu befreien?" Abal nickte. „Ich kenne den Herrn gar nicht so", murmelte Amina kopfschüttelnd. Plötzlich öffnete sich die Tür und Harun trat ein. „Amina du kannst gehen. Sieh bitte nach den anderen Mädchen", bat er freundlich. Die Angesprochene nickte, nahm das Tablett mit dem Frühstück und verließ eilig den Raum. Als sie die Tür hinter sich schloss bemerkte Harun zu Abal: „Du hast wohl ihrer Neugierde nachgegeben." Er lächelte: „Sie kann manchmal sehr Hartnäckig sein." „Sie soll ruhig sehen was für einen Herrn sie da dient", bemerkte Abal giftig. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und sie fuhr zusammen. „Bei euch im Abendland mag es vielleicht eine Schande sein, eine Frau zu züchtigen. Aber unsere Kultur sieht das nicht so! Wenn du glaubst du kannst dich benehmen wie du willst, dann hast du dich geschnitten. In meinem Harem gelten meine Regeln. Wenn du meine Worte nicht verstehst, dann lasse ich Taten folgen!", fuhr er sie an. „Wenn ihr meint ihr könnt mich so gefügig machen", sie überspielte ihre Angst gut. „Du musst immer das letzte Wort haben was? Gewöhne es dir aber, oder der Knebel tut es für dich", riet er ihr ruhig. Sie funkelte ihn hasserfüllt an. „So ist schon besser", meinte Harun, „Und jetzt zeig mir deine Hände." Widerwillig streckte sie ihm die verletzen Körperteile hin. Mit den Fingern strich er über ihre Haut, welche schon begann Krusten über den Wunden zu bilden. Sie unterdrückte den Impuls sich ihm zu entziehen, obwohl es schmerzte. Er zog eine Salbe aus seiner Hosentasche. Es war ein übelriechendes Mittel. Doch er wusste, dass es für solcherlei Verletzungen nichts besseres gab. Großzügig verteilte er das Medikament auf ihrem Arm. Abal bis die Zähne zusammen. Es brannte fast so schlimm wie der Alkohol. Er verband sie wieder und meinte: „Ich möchte, dass du heute mit mir und Scheich Ali zu Mittag ist. Ich rate dir mich nicht wieder so zu blamieren. Ich werde nicht zögern dir auch beim Essen den Knebel in den Mund zu stecken." „Ihr könnt mich auch gleich knebeln", zischte sie. „Wie ihr wünscht", er beugte sich zu ihr und steckte ihr ein Stück Stoff in den vor entsetzen geöffneten Mund. Sofort stellte sich ein Gefühl der Atemnot bei ihr ein. Er ergriff ihre Hände und sah ihr tief in die vor Schreck geweiteten Augen. „Ich will das du dich heute anständig benimmst", sagte er eindringlich und beugte sich näher zu ihrem Gesicht, „Hast du das verstanden?" Panik überkam sie. Die plötzliche Nähe und das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen ließen sie schließlich nicken. Zufrieden ließ er sie los und entfernte den Knebel. Sie würgte und schnappte nach Luft. „Ich lasse dir ein Kleid schicken und hole dich zu Mittag", mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Auch dieses Mal vergewisserte sich Abal, dass er nicht vergessen hatte abzuschließen und das eine weitere Fluchtchance dahin war. Vor Verzweiflung warf sie sich aufs Bett und weinte. Es gab kein Entrinnen für sie. Als sie sich wieder beruhigt hatte dachte sie: „Aber so einfach werde ich ihm auch nicht geben was er will. Ich werde mich wehren."


Scheich Haruns Sklavin #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt