Teil 12

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Als Abal die Augen aufschlug war sie allein. Nur langsam erinnerte sie sich an das was geschehen war. Sie war entführt worden, hatte ihr Kind verloren, war wieder befreit worden und jetzt lag sie mit widersprüchlichen Gefühlen hier, im Bett des Scheichs. Die Tür öffnete sich und Amina trat ein. Als sie sah, dass Abal wach war eilte sie zu ihr. Tränen standen der Wächterin in den Augen. „Allah sei Dank, du bist wach", rief Amina aus. Abal brachte ein kleines Lächeln zustande. „Amina was ist mit Mohammed Omar und Sarai geschehen?", wollte Abal wissen. „Mohammed wurde getötet als er fliehen wollte und Sarai hat sich das Leben genommen indem sie sich in sein Schwert stürzte", war die Antwort. Abal stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. „Wirst du uns verlassen?", fragte Amina plötzlich. „Wie kommst du darauf?", war die Gegenfrage. „Ach der Herr meinte er lässt dich ziehen, sobald du wieder gesund bist. Hat er dir das nicht erzählt? Nun es wird ja hoffentlich kein Geheimnis mehr sein", erklärte die Wächterin. Abal wusste, dass sie sich freuen sollte. Bald würde sie wieder eine freie Frau sein. Aber wollte sie das überhaupt? Auf eine merkwürdige Weise fühlte sie sich zu Harun hingezogen. „Erzähle mir, was nach meiner Entführung geschah", bat Abal und Amina tat ihr den gefallen:

„Harun war außer sich. Er glaubte du wärst geflohen, konnte sich aber nicht erklären wie du das geschafft haben könntest. Anfangs zürnte er dir. Doch dann machte er sich große Sorgen um dein Wohlergehen. Er ließ den gesamten Palast auf den Kopf stellen und auch im nahen Umkreis nach dir suche. Da du zu Fuß unterwegs sein musstest, konntest du noch nicht allzu weit fort sein. Dann kam die Nachricht du wärst eine Gefangene Scheich Mohammed Omars. Er forderte eine Menge Lösegeld. Doch Harun wollte sich nicht auf diesen Handel einlassen. Er sammelte alle erreichbaren Krieger und zog mit ihnen gegen deinen Entführer. Scheich Mohammed Omar schien sich in großer Sicherheit zu wiegen, denn er war nicht auf den Angriff vorbereitet. Er und seine Leute konnte unserem Herrn nicht lange standhalten.... und als die Krieger dann feststellten, dass Sarai sich bei ihm befand da wussten sie auch, dass sie es war die bei deiner Entführung die entscheidende Rolle gespielt hatte. Niemand sonst hätte einen mutmaßlichen Entführer ungesehen bis zum Gemach des Herrn führen können."

„Du hättest sehen sollen welche Sorgen er sich um dich gemacht hat", flüsterte Amina, „Er ist ein guter Mensch, Abal." Diese nickte nur. Verschiedenste Gedanken zogen in Abals Kopf Kreise. Einer davon verfolgte sie. Es war die Hoffnung, das Harun sie mochte, nein mögen war ich zu wenig. Sie wünschte sich, dass er sie liebte. Als Sarai ihr Kind getötet hatte, war ihr klar geworden wie sehr sie sich zu dessen Vater hingezogen fühlte, trotz allem was zwischen ihnen vorgefallen war. Würde sie noch eine Chance bekommen. "Abal?", Amina riss sie aus ihren Gedanke. "Wie bitte?", fragte Abal. "Ich habe dich gefragt ob du noch etwas brauchst", wiederholte Amina. "Äh nein, danke. Sag dem Scheich nur dieses eine Wort: Lina", bat Abal. Irritiert nickte Amina versprach aber es auszurichten ehe sie den Raum verließ. Noch bevor sie die Tür ins Schloss zog war Abal wieder eingeschlafen.

Als sie das nächste Mal erwachte war es stockfinster. Dennoch spürte Abal die Präsenz einer zweiten Person in dem Raum. Ihr Herz begann wie wild zu klopfen und sie wollte schreien, doch dann besann sie sich. Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnte hatten sah sie sich im Raum um. Die zweite Person die sie nun auch schemenhaft erkennen konnte, war der Scheich der auf dem Diwan lag und schlief. Siedend heiß fiel ihr ein, dass sie ja sein Bett besetzte. Ein Geräusch von seiner Seite ließ sie zusammenfahren. Er hatte sich aufgesetzt und sah sie direkt an. "Warum bist du wach?", wollte er wissen. Sie wusste nicht was sie darauf antworten sollte und schwieg. "Du bist frei", verkündete er plötzlich. "Was?", entfuhr es ihr. "Sobald du wieder gesund bist lasse ich dich ziehen", erklärte er ihr seinen Entschluss. "Warum?", wollte sie wissen. "Weil ich dich liebe, Lina", gestand er ihr, ihren wahren Namen benutzend. "Und wenn ich dich nicht verlassen will?", fragte sie leise. "Du... du willst bei mir bleiben?", wollte er verwirrt wissen. "Ja", hauchte sie.






Scheich Haruns Sklavin #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt